Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gesang des Satyrn

Der Gesang des Satyrn

Titel: Der Gesang des Satyrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
Vom Netzwerk:
unguten Gefühl steigerte, kroch ihr ins Herz; Phrynion hatte ein neues Spiel ersonnen - eines, dessen Verlockungen Stephanos nicht würde widerstehen können.
    Der Wetteinsatz, den Stephanos einbrachte, war sie – ihr Herz und ihre Zuneigung. „Nein!“, entfuhr es Neaira unvermittelt, und sie sprang von der Kline auf. Wütend sah sie von einem zu anderen - zu jenen Männern, die beschlossen hatten, sie nicht nur zu teilen, sondern sich nun auch im Einvernehmen gegen sie zu verbünden.
    Wusste Stephanos eigentlich, welch eine Demütigung sein Kommen für sie bedeutete? Er wagte ihr kaum noch in die Augen zu schauen, während Phrynion amüsiert wartete, was als Nächstes geschehen würde. Neaira rannte aus dem Andron, ohne beide Männer noch einmal anzusehen. Dann verkroch sie sich in ihren Räumen, wo sie ihren Tränen freien Lauf ließ - jedoch leise, damit niemand sie hören konnte.

17. Kapitel
    Phrynions Vermächtnis
    Sobald Neaira in Stephanos Haus zurückkehrte, stellte sie ihn zur Rede. Sie hatte gegrübelt, geflucht und Aphrodite im Zorn gefragt, warum sie ihr nicht half. Stephanos bot ihr Wein an, versuchte sie in die Arme zu nehmen und zeigte ihr sein gütiges Lächeln. „Versteh doch, Neaira. Es ist besser, wenn ich mich ihm gegenüber freundschaftlich verhalte.“
    „Für wen ist es besser? Für mich wohl kaum. Was hat er dir versprochen für diesen Verrat?“
    Stephanos machte ein verständnisloses Gesicht und wies Neairas Vorwürfe von sich. Er beteuerte, dass er mit allem, was er täte, nur an sie denken würde und es doch schön sei, dass sie sich durch die gegenseitigen Besuche nun auch zwischen den ihnen zugedachten Zeiten würden sehen können.
    „Gegenseitige Besuche?“, fragte Neaira lauernd.
    „Ach, nun ja ... natürlich muss ich Phrynion mit einer Gegeneinladung bedenken. Aber das bedeutet ja nichts. Es ändert nichts an der Übereinkunft.“
    Es ändert alles, du dummer Mann , dachte Neaira, während Stephanos weiter auf sie einzureden versuchte. Sah er denn nicht, dass Phrynion versuchte sie zu entzweien? Noch nicht einmal Stephanos Haus bot ihr nun noch einen Zufluchtsort . Stephanos selbst hatte Phrynion bereitwillig die Tür geöffnet.
    „Neaira? Es wird doch nichts zwischen uns ändern?“
    Seine Stimme klang bittend. Wie konnten ihm ihre Gefühle so egal sein und gleichzeitig auch wieder nicht? Es war so, wie Phrynion behauptet hatte. Stephanos empfand etwas für sie, doch nicht genug. Was sollte sie tun? Ihn verlassen, zu Phrynion gehen, sich rückhaltlos und ausschließlich in seine Gewalt begeben ... oder sollte sie fliehen und sich in einem Hurenhaus verdingen? Was würde aus Phano werden, wenn sie einfach davonlief? Was konnte eine Frau schon tun? Nimm, was du kriegen kannst, so wenig es auch ist!
    Wieder war es Neairas Wille, der Phrynion den Sieg nicht zugestand. „Es wird nichts ändern“, erklärte sie bitter.
    Stephanos nahm sie in die Arme und küsste sie auf die Stirn. „Ich tue das alles nur für uns“, bekräftigte er abschließend und strich ihr fahrig über das Haar.
    Phrynion erschien in einem Chiton mit goldenen Borten und einem leuchtend roten Mantel. Mit spöttischem Lächeln sah er sich auf dem Hof um, bevor Thratta ihn ins Haus führte. Augenscheinlich amüsierten ihn Stephanos bescheidene Verhältnisse, und als er über die Schwelle des Hauses trat, erschien es Neaira, als würde er das kleine Haus mit seiner Anwesenheit unwiderruflich vergiften.
    Phrynion betrachtete Neaira mit verhaltenem Lächeln - als wäre sie eine ihm unbekannte Frau. Neaira wunderte sich noch nicht einmal mehr über Stephanos Arglosigkeit. Er begrüßte Phrynion als wären sie alte Freunde, und schämte sich ob seines bescheidenen Häuschens. Neaira bemerkte, wie Phrynion sich umsah, Stephanos abschätzte, und nur wenig von dem schlechten Wein und den einfachen Speisen aß, die sein Gastgeber auftragen ließ. Ab und an, wenn Stephanos abgelenkt war, grinste Phrynion Neaira spöttisch an. Sie wusste, dass er seine wohlhabende Nase über Stephanos und sein Haus rümpfte. Trotzdem nahm er mit seiner Persönlichkeit fast den gesamten Haushalt ein – für Stephanos, der beeindruckt von Phrynions Redegewandtheit war, blieb kaum noch Luft zum Atmen.
    Stephanos war ahnungslos, welch eine Intrige sich um ihn herum abspielte, und ging sogar soweit, Phrynion seine Söhne vorzustellen. Obwohl sie Neaira verachteten, buckelten sie vor ihrem offensichtlich so reichen Herrn wie zwei junge

Weitere Kostenlose Bücher