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Der Gesang des Satyrn

Der Gesang des Satyrn

Titel: Der Gesang des Satyrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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dann Apollodoros! Wie kann er es wagen, dieser unverschämte Hund!“
    Auch Stephanos Söhne bestärkten ihn in seiner Wut.
    Proxenos, einmal mehr derjenige, der sich als Wortführer aufspielte, forderte lautstark, dass Stephanos etwas unternahm. „Wenn wir uns das bieten lassen, werden sie bald alle mit dem Finger auf uns zeigen.“ Er bedachte Neaira mit einem hasserfüllten Blick. „Ich werde bald heiraten, und meine Braut gehört zu einer der besten Familien Athens. Ich will nicht, dass deine Hetäre und ihr Schandfleck von Tochter mir diese gute Verbindung zerstören. Hättest du sie nur damals mit ihrem Balg fortgeschickt. Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass ihr Lügenspiel gelingt, wenn wir nicht selbst als Lügner gelten wollen!“
    „Was wirst du nun tun?“, fragte Neaira Stephanos ohne Proxenos anzusehen.
    Stephanos ballte die Hände zu Fäusten. Neaira war bekümmert darüber, dass er in diesem Fall nicht anders als seine Söhne dachte – es ging ihm mehr um seine Ehre als um die von Phano. Trotzdem war Phanos Ehre mit der seinen verknüpft, da sie seine Tochter war. Dies, so wusste Neaira, war der einzige Schutz, den sie und vor allem Phano besaßen. Proxenos, so widerlich er auch war, hatte recht. Wenn Stephanos zugab, die Tochter seiner Hetäre als Bürgerin verheiratet zu haben, würde er selbst der Unehrenhaftigkeit bezichtigt werden.
    „Ich werde eine Klage vor dem Gericht im Odeion vorbringen“, beschloss Stephanos schließlich. „Wenn Phrastor Phanos Mitgift nicht herausgeben will, so muss er sie ihr mit einem hohen Zinssatz zurückzahlen.“
    Neaira atmete auf. Stephanos würde Phanos Ehre verteidigen.
    Als Neaira Phano vom Plan ihres Vaters erzählte, wirkte ihre Tochter seltsam unbeteiligt und gleichgültig. Sie machte sich nicht einmal die Mühe, sich auf ihrer Kline aufzusetzen. Stattdessen fächerte sie sich unablässig mit der Hand Luft zu. Sie war rund und träge durch die Schwangerschaft, aber im Gegensatz zu Neaira, als sie Phano ausgetragen hatte, schien ihre Tochter zufrieden.
    „Das Geld ist mir vollkommen egal! Was wird aus meinem Kind, wenn Phrastor es nicht anerkennt?“
    „Wir werden auch dafür eine Lösung finden“, versprach Neaira, obwohl sie keine Ahnung hatte, wie ihr dies gelingen sollte.
    „Das hoffe ich für dich!“ Phanos eiskalte Stimme ließ Neaira erschaudern. Phano konnte wie flüssiges Feuer sein oder hart wie Metall; beides fürchtete Neaira mehr als den Tartaros.
    Stephanos ließ kaum Zeit verstreichen und schickte Proxenos und Ariston zu Phrastor. Die jungen Männer sollten Phrastor nicht nur drohen, sondern ihm auch noch einmal vor Augen halten, dass Stephanos Kinder anerkannte Athener Bürger waren. Obwohl Neaira wusste, dass vor allem Proxenos rebellischer Charakter einschüchternd auf den ruhigen Phrastor wirken musste, weigerte dieser sich weiterhin die Mitgift von dreitausend Obolen an Phano zurückzuzahlen. Stattdessen reichte er seinerseits eine Klage vor Gericht ein in welcher er Stephanos bezichtigte, ihm Phano als Bürgerin Athens zur Gemahlin gegeben zu haben, obwohl sie die Tochter seiner Hetäre sei.
    Stephanos wurde noch wütender als er davon erfuhr und lief aufgebracht im Andron auf und ab. „Wie kann er sich erdreisten, mir mit einer Gegenklage zu drohen?“
    „Du musst die Klage gegen ihn führen! Wenn du es nicht tust, wird Gerede aufkommen, dass an der Geschichte von Apollodoros etwas dran ist“, versuchte Neaira ihn zu bestärken. Stephanos überlegte eine Weile, entschied sich jedoch dafür noch einmal Proxenos zu Phrastors Haus zu schicken. Der junge Mann kehrte wutentbrannt zurück, zuckte dann jedoch mit den Schultern. „Er lässt sich nicht drohen, Vater. Phrastor fühlt sich vollkommen im Recht und behauptet, die Mitgift wäre seine Entschädigung für den Betrug, dem er aufgesessen sei.“ Er ließ einen lauten Fluch hören und schüttelte den Kopf. „Eine uneheliche Schwester ist ein Makel, Vater. Wir müssen Phrastor dazu bringen, dass er seine Anschuldigungen zurücknimmt.“
    Einen Makel nannte er Phano! Neaira hätte Proxenos gerne ins Gesicht gespuckt. Wie er dort stand, in die teuersten Gewänder gekleidet, gedankenlos in all diesem Wohlstand. Wo würde sein überheblicher Hintern sitzen, wenn Phrynion seinem Vater nicht den Aufstieg ermöglicht hätte. In einem kleinen Häuschen, und die er sich zur Braut erwählt hatte würde die Nase über ihn rümpfen. Neaira hakte sich, wie um Proxenos herauszufordern,

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