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Der Gesang des Satyrn

Der Gesang des Satyrn

Titel: Der Gesang des Satyrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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bei Stephanos unter. „Da ich es kaum erwarten kann, dass dein Sohn endlich heiraten und einen eigenen Hausstand gründen wird – bringe diese leidige Sache endlich zu einem Ende, Stephanos.“
    Gern hätte Proxenos sie geschlagen – das konnte Neaira an seinem beherrschten Gesicht sehen. Doch Stephanos nickte.
    Erneut sandten beide Männer sich gegenseitig Vermittler, die dem jeweils anderen zuzusetzen versuchten.
    Schließlich war es Stephanos der vorschlug ihre Klagen nicht vor Gericht zu bringen, sondern ein Schiedsgericht zu beauftragen. Besonders Neaira missfiel dieser Gedanke, wusste sie doch noch zu gut, was der Schiedsspruch damals für sie bedeutet hatte, als entschieden worden war, dass sie zwar frei sei, aber trotzdem zwei Männern zu Willen sein müsste. Stephanos ließ sich jedoch nicht umstimmen, und so konnte sie nur die Hände in den Schoß legen und abwarten.
    Als Neaira am Abend allein im Andron auf der Kline saß, die selten gewordene Stille im Haus genießend, kam überraschend Proxenos zu ihr und baute sich gleich einer lebenden Drohgebärde vor ihr auf. Wie er dort stand, wusste sie, dass er sie mehr hasste, als sie geglaubt hatte.
    „Viele Frauen sterben bei der Geburt ihrer Kinder. Auch Phano könnte das passieren. Damit wäre eine große Last von meiner Familie genommen, in die du dich so schamlos eingeschlichen hast.“
    Neaira ermahnte sich ruhig zu bleiben, obwohl sie die Worte erschütterten. Ein Mann, der zu diesem kalten Hass fähig war, könnte seine Worte auch in die Tat umsetzen.
    „Proxenos“, erwiderte sie deshalb so gefasst wie möglich. „Sollte Phano etwas zustoßen könnte ich zu der Familie deiner jungen Braut gehen und ihr erzählen, dass ich nicht nur mit deinem Vater seit Jahren mein Lager teile, sondern auch mit seinen Söhnen. Ich könnte ihnen sagen, dass ich eure Hure bin. Ich lege mich vor aller Augen auf die Stufen von Athenes Tempel, hebe mein Gewand, und lasse ganz Athen öffentlich über mich steigen.“
    Proxenos erbleichte bei ihren Worten. „Ich wusste immer, dass du eine schamlose Hure bist“, quetschte er eine Entgegnung aus seiner zugeschnürten Kehle.
    „Nur die schamlosesten Huren überleben“, setzte Neaira ihm entgegen.
    Proxenos verstand. „Irgendwann wird mein Vater nicht mehr leben ... dann werde ich diese Familie von dir und deiner Brut befreien.“
    „Bis dahin wird Phano einen Mann geheiratet haben, dessen Rang so hoch ist, dass du ihm den Saum seiner Kleider küssen wirst – das verspreche ich dir!“
    Proxenos wandte sich um, so steif als hätte er einen Stock verschluckt, und ging. Neaira sackte auf der Kline zusammen, als er fort war. Schütze meine Tochter, Aphrodite , betete sie immer wieder, während sie sich von ihrer Angst zu befreien versuchte.
    Tatsächlich erklärte ihr Stephanos einige Tage später, dass der Streit zwischen Phrastor und ihm beigelegt sei und sie beide auf gegenseitige Anklagen verzichtet hätten.
    „Was ist mit Phanos Mitgift? Wird Phrastor sie zurückzahlen?“, wollte Neaira wissen.
    Stephanos schüttelte unwillig den Kopf.
    „Und das Kind? Wird er es als eheliches Kind anerkennen?“
    Stephanos wich ihrem Blick aus, und Neaira ließ sich auf eine Kline fallen. „Damit ist Phano verloren. Er behält die Mitgift, verstößt Phano und sein Kind ... ganz Athen wird über sie reden!“
    Auch Stephanos schien die Regelung nicht zu gefallen, denn die Anspannung seines Körpers verriet seinen Verdruss. „Hätte ich die Klage riskiert und verloren, wären mir meine Bürgerrechte abhandengekommen ... und du weißt sehr genau, dass ich diese Klage hätte verlieren können. Die Götter wissen, woher Phrastor sein Wissen bezogen hat und was Apollodoros ihm gesagt hat – er war einfach zu selbstsicher. Ich konnte keine Klage vor Gericht riskieren.“
    Neaira sah ihn nicht an, denn das erste Mal in ihrem Leben schämte sie sich wirklich dafür, Phanos Mutter zu sein. Meine Tochter tut gut daran mich zu verabscheuen , dachte sie für sich und machte sich auf, um Phano die schlechten Neuigkeiten zu überbringen.
    Phano tobte, als sie von der Entscheidung Stephanos erfuhr. Thratta und Kokkaline mussten sie an den Armen festhalten, damit sie sich nicht hochschwanger auf Neaira stürzte. „Das habe ich dir zu verdanken! Wenn mein Vater dich nicht ins Haus geholt hätte, würde niemand an meiner Ehre zweifeln. Oh, wie ich dich hasse, Neaira!“
    Schließlich gelang es Thratta und Kokkaline die aufgebrachte Phano zu

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