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Der Gesang des Satyrn

Der Gesang des Satyrn

Titel: Der Gesang des Satyrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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es noch dunkel war. Stephanos hatte sich bemüht leise zu sein, während er sich von der Kline erhob, und sah sie entschuldigend an. „Ich denke es ist Epainetos gegenüber freundlicher, wenn ich nicht am Morgen aus deinen Gemächern komme.“
    Neaira seufzte, wickelte sich in ihr Laken, und war schon wieder halb im Schlaf. „Regeln, Gastfreundschaft und Ehre ... ich glaube, ich bin wirklich keine ehrbare Frau.“
    Er strich ihr sanft über das Haar. „Deshalb liebe ich dich!“
    Sie hörte, wie er mit leisen Schritten ihre Räume, verließ, und zog das Laken über ihren Kopf. Ein schöner Traum ... dachte sie im Halbschlaf und wäre wieder eingeschlafen, wenn nicht ein wütender Aufschrei von jenseits der Tür sie mit einem Schlag geweckt hätte. Neaira fuhr hoch. Ehe sie wusste, woher der Schrei gekommen war, hörte sie ein Poltern auf dem Flur vor ihrer Tür, begleitet von einem weiteren Schrei. Sie rief nach Kokkaline. Die Sklavin kam in den Raum gestürzt.
    „Herrin“, rief sie aufgebracht und langte nach einem Gewand, das sie Neaira überstreifen konnte.
    „Was geht da vor sich?“
    „Der Herr Stephanos hat den Herrn Epainetos mit der Faust geschlagen und damit gedroht ihn zu töten. Du musst etwas tun, Herrin.“
    Neaira fühlte Hitzewallungen durch ihren Körper wogen. Warum wollte Stephanos seinen Freund töten?
    Während sie darum bemüht war, das eben Gehörte in ihrem Kopf zu ordnen, zog Kokkaline sie schon mit sich.
    „Bitte Herrin - mach, dass kein Unglück geschieht!“
    Bei diesen Worten gelang es Neaira endlich, sich aus ihrer Starre zu lösen und der Sklavin zu folgen. Mit nackten Füßen lief sie hinaus auf den Flur und sah die Tür zu Phanos Räumen am Ende des Ganges offen stehen. Aus dem Innern des Raumes drangen die Stimmen der beiden Männer laut und vorwurfsvoll, da sie in einen handfesten Streit geraten waren. Als Neaira die Türschwelle erreichte, bot sich ihr ein Bild der Verwüstung. Stephanos hatte seinen Freund auf die Nase geschlagen, die stark blutete.
    Streifen dieses Blutes zogen sich über Phanos gelb getünchte Wände, wo Epainetos sich mit dem Rücken gegen die Wand drückte und vom wütenden Stephanos mit einem Wasserkrug bedroht wurde. Währenddessen lag Phano nackt auf ihrem Lager und beobachtete das Geschehen gelassen. Epainetos versuchte, sich mit einer Hand das Laken um seine Hüften zu schlingen und seine Nacktheit zu verdecken und andererseits auf Stephanos einzureden, der den Wasserkrug wie eine Waffe gegen ihn richtete. Was war denn mit dem zahnlosen Hund geschehen? Dieser Mann gebärdete sich wie ein verwundeter Wolf!
    „Stephanos, hör auf“, rief Neaira als sie ihren ersten Schrecken überwunden hatte. Er ließ den Krug nicht sinken, sondern brüllte blind vor Zorn: „Ich habe das Recht ihn zu töten, diesen Moichos , diesen Ehebrecher. Er hat meine Tochter geschändet und mich beleidigt!“
    „Geschändet?“, verteidigte Epainetos sich aufgebracht und ließ Stephanos nicht aus den Augen. „Wie eine gewöhnliche Hure hat sie sich mir angeboten, als ich gestern Nacht zu Bett gehen wollte! Wie Baubo, die Begleiterin Demeters stand sie vor mir und hob ihr Gewand, um mir ihre Scham zu zeigen. Ein Opfer für die Göttin nannte sie das. Wer könnte mir da Vorwürfe machen? Hast du dich nicht selbst mit deiner Hetäre vergnügt, Stephanos?“
    Wieder wollte Stephanos auf ihn losgehen, doch Neaira hielt seinen Arm fest. Stephanos zitterte vor Zorn, und sie wusste, dass er kurz davor war, seinen Freund zu erschlagen. „Sie ist meine Tochter, wie konntest du es wagen?“
    Epainetos wischte sich über die blutende Nase, antworte jedoch nicht. Hilfe suchend sah Neaira zu Phano, die sich noch immer nicht rührte. Fast meinte sie, dass ihre Tochter die Entdeckung ihrer Tat genoss. „Zieh dir endlich etwas an, Phano“, zischte sie die junge Frau an, die ohne große Eile gehorchte.
    „Da siehst du es“, bekräftigte Epainetos und fuchtelte wild mit den Händen. „Benimmt sich so eine ehrbare Frau?
    Mich trifft keine Schuld, bei Zeus!“
    „Ich habe das Recht dich zu töten, egal wie sehr du deine Tat zu entschuldigen versuchst. Du hast meine Freundschaft missbraucht und die Ehre meiner Familie befleckt.“
    Epainetos, der wusste, dass Stephanos tatsächlich das Recht hatte, ihn zu töten oder gefangen zu halten, reagierte schnell. „Sage mir, wie viel du von mir verlangst. Ich werde bezahlen.“
    „Diese Schuld ist wohl kaum mit Geld zu tilgen“, polterte

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