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Der Gesang des Satyrn

Der Gesang des Satyrn

Titel: Der Gesang des Satyrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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keinen zweiten Stephanos geben, der einer alternden Hetäre ein Heim bot, und Phano bei einem ihrer Brüder zu wissen, war unerträglich. Wähle gut, Phano! Allzu oft bekommt eine Frau im Leben nicht die Möglichkeit zu wählen , betete Neaira insgeheim.
    Tatsächlich benahm sich Phano anständig, trank nicht zu viel und antwortete mit zurückhaltendem Lächeln auf die Fragen der Herren. Es kam selten genug vor, dass sie mit anständigen Frauen gemeinsam speisten, deshalb benahmen auch sie sich respektvoll. Neaira nippte an ihrem Veilchenwein, während sie die Männer beobachtete, die mit Phano sprachen und verwickelte Ariston, der neben Phano saß und sie wie ein Wachhund abzuschirmen gedachte, in ein Gespräch, damit Phano sich in Ruhe die Männer anschauen konnte. Obwohl Ariston alles andere lieber getan hätte als mit ihr auch nur ein Wort zu wechseln, wagte er es nicht sie vor den Gästen geringschätzend zu behandeln. Während Neaira mit Ariston Belanglosigkeiten austauschte, machte sie sich ein rasches Bild von Xenon und Narsis, die sich lieber miteinander unterhielten als Phano zu beachten und von Rotilus, der sich zwar für Phano zu interessieren schien, jedoch nicht allzu sehr.
    Neaira wusste, wann das Herz eines Mannes offen für eine Frau war – und Rotilus Herz weilte in Athen auf der Schlafkline seiner Hetäre. Eigentlich ließ nur einer ein offenes aber höfliches Interesse erkennen; ein Mann mittleren Alters namens Epainetos, von dem Stephanos sagte, dass er ihm ein lieber und guter Freund sei. Wäre er gut für Phano? , überlegte Neaira, während sie die Unterhaltung der beiden möglichst unauffällig beobachtete.
    Phano lächelte sogar ab und an. Neaira konnte sich nicht erinnern, wann sie ihre Tochter das letzte Mal hatte lächeln sehen.
    „Lade Epainetos ein, noch ein paar Tage unser Gast zu sein“, flüsterte Neaira Stephanos in einem günstigen Augenblick zu, während er mit vollem Mund auf einem Stück Spanferkel kaute. Er schien zu verstehen und nickte ihr unmerklich zu, bevor er sich wieder Rotilus zuwandte, der zu viel getrunken hatte und schwermütig über die vielen Kosten jammerte, die ihn plagten. „Immer höher werden sie, und ich weiß nicht woher ich das Geld nehmen soll. Vor einigen Tagen musste ich meiner Schwester einen Teil ihres Schmucks fortnehmen, bei Zeus! So weit ist es schon bei mir.“
    Neaira wusste, dass er von den anspruchsvollen Bedürfnissen seiner Hetäre sprach, ließ sich jedoch nichts anmerken. Epainetos schien ihr immer mehr die richtige Wahl zu sein. Sie war überglücklich, dass auch Phano sich für ihn erwärmen konnte. Stephanos schickte Neaira und Phano jedoch ins Haus, bevor die Stunde auf Mitternacht zuging. Obwohl Neaira es nicht gewohnt war fortgeschickt zu werden, konnte sie es an diesem Abend kaum erwarten, da sie hoffte, Phano eine Meinung zu Epainetos entlocken zu können. Tatsächlich schien die junge Frau nicht mehr so mürrisch als sie das Haus betraten. „Epainetos war sehr freundlich zu dir“, wagte Neaira einen zaghaften Vorstoß.
    Sofort verdunkelte sich Phanos Gesicht wieder. „Ja, das war er“, antwortete sie steif und wünschte Neaira eine gute Nacht.
    Als sie sich am nächsten Morgen von Kokkaline ankleiden ließ, erfuhr Neaira von der Sklavin, dass Epainetos die Einladung von Stephanos angenommen hatte und noch einige Tage sein Gast sein würde. „Hat er Phano erwähnt?“
    Die Sklavin zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht, Herrin, aber dass er die Einladung angenommen hat, erscheint mir vielversprechend.“
    „Sind Ariston und Proxenos mit den anderen Gästen am heutigen Morgen abgereist?“ Nichts hätte Neairas Pläne mehr behindern können als zwei Brüder, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten die Familienehre zu beschützen.
    Kokkaline bestätigte ihre Abreise, und Neaira atmete erleichtert auf. Sie beschloss, jetzt da die anderen Gäste fort waren, ihre Zurückhaltung aufgeben zu können und möglichst viel Zeit an Stephanos und damit zwangsläufig Epainetos Seite zu verbringen. Dieses Mal durfte sie keinen Fehler machen.
    Freundlich begrüßte sie Epainetos, als sie ins Andron kam, wo er mit Stephanos das Morgenmahl einnahm, und bekundete ihre Freude darüber, dass er Stephanos Gast sein würde.
    „Ich glaube ich kann ein paar Tage fernab von Athens Gerichten und Gezänk gut brauchen. Ihr habt ein sehr schönes Haus hier, Neaira.“
    Stephanos bot Epainetos an, ihm die zum Haus gehörenden Felder zu zeigen,

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