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Der Gesang des Satyrn

Der Gesang des Satyrn

Titel: Der Gesang des Satyrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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Stephanos wenig besänftigt. Epainetos hob beschwichtigend die Hände, wobei das Laken herunterfiel und seine Nacktheit erneut entblößte. „Wem ist denn mit meinem Tod gedient, den du vor den Gerichten Athens erklären müsstest? Deiner Tochter wohl kaum, denn sie würde für den Rest ihres Lebens in Schande leben. Selbst der Zutritt zu den Tempeln wäre ihr verwehrt. Niemandem ist damit geholfen, wenn das hier an die Öffentlichkeit gelangt.“
    Da stand er vollkommen nackt vor ihnen und sprach von Phanos Ehrlosigkeit! Wie hatte sie sich nur so irren können? Doch die bittere Erkenntnis, dass Phano ihren Teil zum Geschehen beigetragen hatte, ließ Neaira ihren Zorn hinunterschlucken. Im Gesicht der Tochter zeigte sich kein Bedauern. Neaira verstand nicht, warum Phano sich die Aussicht auf eine gute Ehe verspielt hatte.
    Epainetos hatte ihr zweifellos gefallen.
    „Nicht weniger als dreitausend Obolen ist die Ehre meiner Tochter wert“, hörte sie Stephanos antworten.
    „Und ich halte dich so lange hier fest, bis du mir zwei Bürgen bringst, die für dich einstehen.“
    Neaira schloss die Augen. Dass Stephanos so schnell auf dieses Angebot einging, sah ihm ähnlich. Zwar wusste sie, dass Epainetos die Wahrheit gesprochen hatte, dass Phanos Ehre unwiderruflich verloren wäre, sollte Stephanos diesen Fall vor Gericht bringen. Doch zumindest hatte sie gehofft, dass er mit sich würde kämpfen müssen, bevor er einem solchen Handel zustimmte. Der Wolf wurde wieder zum Hund! Er weiß, wer ihre Mutter ist, kam ihr mit ungutem Gefühl in den Sinn.
    Neaira wagte nicht mehr, sich in die Verhandlungen der Männer einzumischen, für die Phanos Ehre nicht viel mehr als ein Geschäft zu sein schien.
    „Schick einen deiner Sklaven nach Athen und lasse nach meinen Freunden Nausiphilos und Aristomachos suchen. Sie werden für mich bürgen“, bat Epainetos schließlich. Stephanos stimmte zu. Er schloss seinen ehemaligen Freund in Phanos Gemächern ein und wies Neaira an, Phano so lange in ihren eigenen Räumen aufzunehmen. Als Neaira die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, versetzte sie Phano eine kräftige Ohrfeige.
    „Warum?“ zischte Neaira ihr zu.
    Phano straffte ihre Schultern. „Weil ich wissen wollte, wie sich eine Hure fühlt“, gab sie hochmütig zu verstehen.
    Kurz funkelte sie Neaira herausfordernd an. Dann schien alles Leben aus Phano herauszufließen, und sie ließ sich wie ein Sack Getreide auf Neairas Kline fallen. „Wegen Narziss, den ich lieben wollte aber nicht lieben durfte, und wegen Phrastor, den ich lieben musste, obwohl ich es nicht wollte. Und wegen Iacchus, den man mir gab und wieder fortnahm.“ Phano lächelte mit einem Anflug von Spott.
    „Jetzt wisst ihr, wie es ist, wenn euch etwas genommen wird - meinem Vater seinen Glauben an das Gute, meinen Brüdern ihre Ehre. Aber dir kann ich nichts nehmen Neaira, denn du besitzt nichts. Noch nicht einmal Ehre!“
    „Was weißt du schon“, flüsterte Neaira müde. Sie zuckte zusammen, als Phano schrie: „Dann sage mir endlich, was ich wissen soll!“
    Da war es wieder, dieses Feuer! Phanos Augen schienen sie zu verbrennen. Ihr Körper war angespannt als würde sie etwas erwarten. Erwarten ... von ihr? Was konnte Phano schon von ihr erwarten? Neaira schüttelte den Kopf.
    „Es gibt nichts zu sagen.“
    Stephanos verlor keine Zeit einen seiner Sklaven nach Athen zu schicken, um Epainetos Bürgen zu unterrichten.
    Bereits am Abend kehrte der Sklave zurück - in Begleitung der beiden Herren. Neaira, die mit Stephanos gewartet hatte, beobachtete stumm das Geschehen. Zwei kräftige Sklaven führten den beleidigten Epainetos ins Andron, wo sehr schnell eine Urkunde aufgesetzt wurde, in der sich Epainetos verpflichtete dreitausend Obolen an Phano zu zahlen. Er ließ Aristomachos und Nausiphilos unterzeichnen und konnte dann nicht schnell genug mit ihnen das Haus verlassen.
    Erst als er fort war, kam Neaira auf das Geschehene zu sprechen. „Sie hasst uns, Stephanos. Deshalb hat sie es getan.“
    Stephanos zeigte sich weder wütend noch vorwurfsvoll, ließ sich auf einen Stuhl fallen und starrte die Wand an.
    Sein Glauben war zutiefst erschüttert. Dann erklärte er, dass er die dreitausend Obolen dafür nutzen wollte, Phano mit einer neuen Mitgift auszustatten. „Wir finden schon den richtigen Gemahl für sie, Neaira. Aber es ist wichtig, dass der Vorfall nicht bekannt wird.“
    Innerlich stimmte sie ihm zu, doch bereits am nächsten Tag stellte sich

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