Der Geschmack der Gewalt
keifte die Frau. »Siehst du nicht, dass wir gerade am Kochen sind?«
Whalen, einen Hahnenkampf in der Brust, sagte: »Lady, halten Sie die Schnauze! Sir, gehen sie von dem verdammten Herd weg!«
»Reden Sie nicht so mit meiner Frau. Hier sind Kinder im Haus«, sagte der Mann mit Darth-Vader-Stimme.
Whalen verlor langsam die Geduld. »Sir …«
Bevor er reagieren konne, griff die Frau nach etwas auf der Arbeitsplatte. Drehte sich um. Stürzte sich Lizzy-Borden-mäßig auf ihn. Whalen hob den linken Arm, um die heransausende Unschärfe abzuwehren. Wurde von der Klinge des Metzgermessers erwischt. Brüllte: »Scheiße!«
Mit der Linken umklammerte er das Handgelenk der Frau. Hielt das Messer unter Kontrolle. Schlug ihr mit dem Griff der Glock gegen die Stirn. Sie fiel zusammen mit dem Messer zu Boden. Whalen ließ ihr Handgelenk los. »Du Wichser!«, kreischte die Frau.
Zitternd wie das über der Flamme kochende Adrenalin sprang der Mann auf Whalen zu. Der schoss ihm ein paarmal in den rechten Oberschenkel. Die Frau brüllte: »Nein!« Der Mann fiel auf Whalen. Auf dem Autositz im Wohnzimmer fingen die Kinder zu kläffen an wie Jagdhunde auf Waschbärfährte. Dann spürte Whalen einen stechenden Schmerz im linken Oberschenkel. »Verdammt!«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Der Mann drückte sein ganzes Gewicht gegen Whalen und griff nach der Waffe. Whalen sah an sich hinab, wo die Frau kniete. Sie schnappte sich wieder das Fleischermesser und rammte es Whalen ins Bein. Während Whalen mit dem Mann um die Pistole rang, schrie die Frau nach den Kindern. »Kommt her, ihr kleinen Bastarde, helft eurer Mutter und eurem Vater!«
Whalen hielt die Glock fest. Der Mann umklammerte mit beiden Händen Whalens Hand, zog und zerrte daran. Dann stand die Frau auf, umklammerte Whalen und ihren Mann und begann zu schieben. Whalen taumelte zurück, verlor den Halt. Knallte mit dem Rücken auf den Boden. Das Gewicht des Mannes und der Frau donnerte auf ihn. Nahm ihm den Atem. Erschöpfung setzte ein. Whalen schnappte nach Luft, wusste nicht, wie viel länger er die Kontrolle über die Waffe würde behalten, gegen den Mann und die Frau würde kämpfen können. Dann spürte er, wie drei Paar Kiefer sich ihm in Schienbein und Oberschenkel gruben und zu nagen begannen, wie tollwütige Hunde.
*
Liz’ Knie zerdrückten klebrige Teppichfasern. Elbow packte mit der rechten Hand ein Bündel ihrer Haarschnüre. Mit der linken bohrte er die 38er in Ned, der mit erhobenen Händen dastand und dem Schlamassel, den er ihnen eingebrockt hatte, den Rücken zukehrte.
Elbow fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Jetzt tu mal nicht so, als hättest du noch nie Teppichbrand an den Knien gehabt«, sagte er zu Liz.
Liz konnte nichts sehen, außer dem, was direkt vor ihr war. Die Beule unter dem grünen Stoff von Elbows Shorts.
Links von ihr saß Dodge in seinem Rollstuhl, inhalierte Crank, spülte mit PBR nach und brüllte: »Mach schon, hol ihn raus! Hol ihn raus!«
Elbow drückte Liz’ Gesicht in seinen Schritt. Liz vergrub ihre Finger in seinen haarigen Oberschenkeln. Öffnete den Mund. Nahm alles auf, was sie konnte: den fleckigen Stoff seiner Shorts, die harte Schwellung darunter und den Geschmack saurer Milch.
Elbow machte ein schlürfendes Geräusch. »Oh ja, Baby, du weißt, dass du alles von mir willst.«
Liz versuchte, beim Zubeißen so viel zu erwischen wie sie konnte, und zog den Kopf zurück.
Elbows Schrei war elektrisch. Er ließ Liz’ Haar los. Ließ die Pistole sinken, die auf Neds Kopf zielte.
Ned drehte sich um, umgriff mit der Linken Elbows Handgelenk. Entriss ihm die 38er. Trat hinter ihn und verpasste ihm einen rechten Haken gegen den Kopf. Knallte ihm den Griff der 38er an den Schädel. Elbow ging zu Boden.
Dodge saß in seinem Rollstuhl und brüllte: »Ja! Gib’s ihm! Gib’s ihm! Prügel ihm die Scheiße raus! Hau drauf!«
Liz wischte sich den Mund ab. Sah auf Elbow hinab, der, die Hände zwischen den Beinen, den Körper zu einem Ball sabbernden Geheuls zusammengezogen, auf dem Teppich vor- und zurückrollte. Ned ging an Liz vorbei auf Dodge zu und drückte ihm die Waffe an den Kopf. »Wo ist das Geld, du Wurm?«
Dodges Blick glich zwei Katzenklauen, die sich in Neds Gesicht verkrallten. »Leck mich am Arsch«, fauchte er.
Ned hob die Waffe, dellte Dodges Gesicht ein wie eine Blechdose. »Dudummerwixer«, spie Dodge aus.
Ned drehte sich zu Liz. »Wir gehen nicht, bis wir bezahlt
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