Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Geschmack der Gewalt

Der Geschmack der Gewalt

Titel: Der Geschmack der Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Bill
Vom Netzwerk:
Brust hob sich rasend schnell. Er presste eine Hand auf sein Bein. Mit der anderen hielt er sich den Bauch. Blut lief zu einem riesigen Klecks zusammen.
    Die Frau lag auf dem Rücken, beide Hände vor die Brust gedrückt, und hustete heftig. Schleim und Blut schossen ihr aus dem Mund wie aus einem Springbrunnen. Die Kinder krabbelten zu ihr und drückten sich, immer noch die Augen reibend, an sie. Riefen: »Mommy, Mommy.«
    Whalen setzte sich neben der offen stehenden Tür des Wohnwagens auf und zog frische Luft ein. Er ließ das Pfefferspray los. Seine Eingeweide tobten vor Adrenalin. Seine gesamte linke Körperhälfte hämmerte vor Schmerz. Er hob seine Glock, bereit, auf jeden zu schießen, dessen Schatten in seine Richtung fiel.
    Er hörte, wie vor der offenen Tür Reifen zum Stehen kamen. Eine Tür zuschlug. Das Bellen verrauschter Stimmen. Officer Meadows trat durch die Tür, beugte sich hinunter zu Whalen und sagte: »Scheiße!«
    Whalen rang nach Luft. »Das hat ja ganz schön gedauert.« Ließ die Waffe sinken.
    Die toxischen Gase vom Herd in der Küche brannten in Meadows Gesicht wie Feuer. »Du rührst dich nicht vom Fleck«, sagte er zu Whalen. Betätigte das an seiner Schulter angesteckte Mikrofon. »Tanner, hier ist die Vier. Hab einen Notfall hier draußen beim Farnsley-Standplatz. Deputy Sheriff Whalen ist niedergestochen worden.« Meadows warf dem Mann und der Frau mit den weinenden Kindern einen flüchtigen Blick zu, schaute dann wieder Whalen an. »Zwei Verdächtige sind offensichtlich angeschossen, beide atmen noch. Kinder mit Pfefferspray besprüht. Brauche einen Krankenwagen und …«
    Whalen bemerkte die Andeutung einer Bewegung. Der Mann hatte es auf die Beine geschafft. Griff ohne Handschuhe nach der durchsichtigen Glasschüssel auf dem Herd. Whalen konnte die versengte Haut riechen. Als der Mann Meadows mit der heißen Flüssigkeit übergoss, rollte Whalen sich nach rechts weg. Entleerte seine Waffe in den Mann, der die Glasschüssel fallen ließ und gegen den Herd fiel. Meadows Schreie zerrissen das Innere des Wohnwagens.

13
    Funkgerätgeknister drang durch die Küchentür. Am Ende des Flurs, der von der Küche abging, reichte Tig Alonzo eine 30-30-Winchester mit Zielfernrohr und eine Schachtel Patronen. »Beweg deine Igelbüchse zu den anderen in den Keller«, sagte Alonzo zu Mag Pie. Sie hinkte zu einer Tür. Öffnete sie und verschwand, ein klickendes Geräusch hinter sich herziehend.
    Der County Officer vor der Küchentür hatte langsam keine Lust mehr, weiter im Schatten zu warten. Auf die Anweisungen geschissen, entschied er. Drehte am Türgriff. Alonzo kam angerannt. Tageslicht floss durch die Küchentür. Er drückte sich mit der rechten Schulter an die Wand, dort, wo sich der Flur zur Küche hin öffnete. Legte das Gewehr an. Hob den Lauf.
    Hinten im Flur reichte Tig Jarhead eine brünierte 45er Taurus. Der wog sie in der Hand. »Was zum Henker soll ich damit?«
    Tig hielt ihm eine Schachtel Patronen hin. »Du benutzt sie besser, wenn du am Leben bleiben willst.«
    Jarhead steckte sich die Pistole hinter den Gürtel. Nahm die Patronen. Steckte sie in die Walmarttüte. »Du hast sie nicht alle.«
    Der Officer tauchte im Türrahmen auf. Eine Hand hielt er seitlich, berührte damit die Handfeuerwaffe im Holster. »Alonzo Connway. Meade County Police Department«, brüllte er, während er den Blick durch die Küche schweifen ließ. Lampen ausgeschaltet. Holztisch. Stühle daruntergeschoben. Verosteter perlweißer Kühlschrank. Wasserfleckige Dielen. Die Arbeitsplatte mit leeren Miller-High-Life-Dosen vollgestellt, eine Zwei-Liter-Flasche Old Crow. Dann der dunkle Flur. Er machte einen Schritt nach vorn, kniff die Augen zusammen. Sah den auf ihn gerichteten Lauf zu spät. »Du neugierige Blauschimmel-Fresse«, sagte Alonzo.
    Aus dem Lauf der 30-30er kam ein ohrenbetäubender Feuerstoß. Riss das halbe Gesicht des Officers weg. Er stolperte rückwärts und fiel aus dem Türrahmen. Sein Körper lag auf der Veranda ausgebreitet da wie ein von Welpen besudelter Teppich, nass und fleckig.
    Der Schuss ließ Jarhead aktiv werden. Er sah, wie Tig sich Richtung Küche aufmachte. »Verfluchte Scheiße!«, sagte er. »Ich bin schon viel zu weit gekommen, um jetzt geschnappt zu werden. Das hier ist nicht mein Problem.« Er rannte in die entgegengesetzte Richtung und riss auf der Suche nach einem Hinterausgang alle Zimmertüren des alten Hauses auf.
    Tig humpelte mit einem Hochleistungsgewehr und

Weitere Kostenlose Bücher