Der Geschmack der Gewalt
war das?« Verdrehte den Hals, um nach ihren Beinen zu schauen und sah den durchsichtigen Faden, der quer über den Pfad gespannt war, das eine Ende an einem der Zaunpfähle befestigt, das andere an einem kleinen, in die Erde getriebenen Metallpflock. Bevor sie sich rühren konnte, kam von vorne ein Schlittern und Zischen auf sie zu. Sie wandte den Kopf. Schlangen griffen sie aus drei Richtungen an, verfehlten Nase und Wangen nur um Zentimeter. Liz erstarrte zu Beton.
Das Belfern der Hunde wurde lauter. Ned grunzte und stöhnte. Liz beobachtete die drei Mokassinschlangen, deren Zungen Radarwellen aussendeten auf der Suche nach Bewegungsechos, um gegebenenfalls wieder nach vorne zu schnellen. Ihr Blick folgte ihren Schwänzen bis zu den durchsichtigen Fäden, die an den geschuppten Enden festgebunden waren. Wie der Stolperdraht,waren sie an Metallpflöcken befestigt. »Komm hier rüber! Befrei meinen Knöchel aus dem Eisen!«
Die Mokassinschlangen rollten sich zusammen und warteten. Liz kroch langsam rückwärts über Erde, Zedernäste, Moos und Steine. Als sie das Gefühl hatte, aus der Angriffszone heraus zu sein, machte sie einen Buckel, kam schwankend auf die Knie und bedeckte das Gesicht mit den Händen. Ihr Magen krampfte und zuckte, als sie einen Moment innehielt. Ruhig durchatmete. Hinter sich eine vertraute Stimme hörte.
»Was ist los, Schlangenbeschwörerin? Die sind doch winzig verglichen mit den Größen, mit denen du sonst zu tun hast.« Dann spürte sie einen harten Stiefelabsatz im Rücken. Flog nach vorne, genau zwischen die Schlangen. Die ihren Kopf und Hals attackierten. Wieder und wieder und wieder. Während sie um sich schlug und schrie.
Liz’ Schreie verebbten, ihr Kampf mündete in einem Zittern. Schlangengift dampfte durch ihre Adern. Unter Qualen drehte Ned seinen Körper. Morgenluft witternd flehte er die Gestalt an, die über Liz stand. »Hey, Mann, ich … ich teil mit dir, was die Schlampe im Rucksack hat. Befrei einfach meinen Knöchel aus dem verdammten Eisen.«
Angus sah zu, wie Liz’ Haut vom Gift anschwoll und Blasen warf. Sah den Rucksack über ihrer Schulter. Er wandte sich an Ned. »Du beschissener Wurm, was auch immer da drin ist, es gehört mir.«
»Häh?«, stöhnte Ned und wischte sich den Schweiß vom Gesicht.
Angus ging auf ihn zu. »Ich bin der Mann, dem du eine 12er-Kugel verpasst hast«, sagte er und wies auf seine bandagierte, burgunderfarben gefleckte Schulter. »Den Opossums zum Fraß überlassen hast.«
Ned starrte Angus von der Seite an. »Die Schlampe meinte …«
Angus konnte sich nicht länger im Zaum halten, ging auf Nedlos. Drückte ihm ein Knie in den Rücken. Schob ihm die abgesägte Schrotflinte unters Kinn, quer über die Gurgel. Zog daran und stieß zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: »Ich will dich würgen hören, du ausgekotztes Stück Fleisch. Würg! Würg!«
Neds geschwollene Backen färbten sich feuerwehrrot. Er konnte nicht atmen, geschweige denn schlucken. Er war ausgedörrt wie ein verrotteter Reifen auf der heißen Erde eines Autofriedhofs.
Angus ließ von Ned ab. Stand auf. Drehte sich um. Griff mit seiner freien Hand nach Liz’ Bein. Ignorierte den Schmerz in seiner Schulter und schleifte ihren Körper zu Ned rüber. Zeigte auf den Rucksack. »Ist das mein Crank, du rückgratloser Bastard?«
Ned rieb sich den Nacken und schnappte hustend nach Luft, seine Augen tränten. Er sah flüchtig zu Liz hinüber, mittlerweile eine aufgedunsene Fleischblase. »Die verrückte Schlampe hat mir einen Deal angeboten«, erklärte er. »Dich kaltmachen für eine Ladung frisch gekochtes Crank und eine Nummer ab und zu. Scheiße, kannte dich ja gar nicht. Kannte ja noch nicht mal sie. Sah einfach aus wie der Deal meines Lebens.«
Angus rief sich das Bellen und den Biss in Erinnerung, der ihn in jener Nacht aufgerissen hatte, ihn nur Millimeter am Tod hatte vorbeischrammen lassen, und sein Zorn verkeilte sich nur noch tiefer in seinen Adern. Dieser Ned sollte bluten und leiden. Sich wünschen, er wäre tot.
Angus ging in die Hocke und schaufelte Ned den Doppellauf in die Rippen, ließ ihn seitlich einknicken. Neds Bein hing in der Falle fest, und er hustete und schrie. Er hob eine Hand. »Ich werde dich nicht zurücklassen, wie du mich«, drohte Angus. »Ich werde dafür sorgen, dass dir jedes Mal, wenn du einatmest, die Blase leckt.«
Angus ging auf ein Knie, fixierte Neds verdrehten Körper, griff mit der freien Hand nach ein paar
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