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Der Geschmack der Gewalt

Der Geschmack der Gewalt

Titel: Der Geschmack der Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Bill
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    Elbow schaute durch die offene Tür in den Vorgarten. Sah den Asiaten vor Pete stehen, der kniete. Elbow verzog das feuchte Gesicht. »Was zum Teufel?«, murmelte er.
    Draußen löste Fu seinen Gürtel. Machte einen Schritt auf Pete zu, der noch damit beschäftigt war, seine Sprache wiederzufinden. Pete kämpfte sich auf die Beine. Versuchte, vor Fu zu fliehen, der ihm die Knöchel wegtrat. Pete schlug lang hin. Fu stemmte sich ihm in den Rücken. Pete schlug mit Armen und Beinen wild um sich. Fu fuhr ihm mit der Handfläche in den Nacken, stoppte das Gedresche. Packte seine Arme. Fesselte sie ihm auf den Rücken. Handgelenk über Handgelenk. Zog ihn auf die Beine. Drehte sein Gesicht zu sich. Hörte zu, wie er gotterbärmliche Laute von sich gab. Sah zu, wie die Tränen auf Petes durchlöcherter Wange dreckige Schlieren hinterließen. Packte Petes ausgehängten Kiefer, presste ihm beide Daumen unters Kinn. Hängte den Kiefer wieder ein. Pete stampfte mit den Füßen auf. Spie und brüllte. »Du-dreckiger-Drecks-Drecks-Wichser!«
    Fu lachte. »Du wirst mich zum Donnybrook bringen.«
    Die Hände hinter dem Rücken gefesselt, versuchte Pete, Fu zu treten, ihn abzuwehren, während er schrie: »Du Hurensohn, ich bring dich nirgendwo hin, höchstens auf den Friedhof.«
    Verstimmt bohrte Fu Pete die Fingerspitzen seiner rechten Hand in den Hals, brachte ihn zum Würgen, packte ihn an der Schulter und drehte ihn in Richtung Jeep. »Du wirst mich jetzt da hinbringen«, befahl er.
    Pete versteifte sich. »Wer zum Teufel bist du?«
    »Das braucht dich nicht zu interessieren«, sagte Fu und bugsierte ihn zum Jeep.
    Plötzlich ertönte ein gellender Kriegsschrei. Bevor Fu sich umdrehen konnte, umklammerten ihn zwei Arme, bleich wie Gerippe, und harte Knochen gruben sich ihm in den Nacken.

19
    Ned und Liz liefen in den Wald. Der Rucksack an Liz’ Schulter hüpfte auf und ab, während sie sich zwischen Zedernästen hindurchwand, die ihr Gesicht und Arme zerkratzten. Ned, die Muskeln verkrampft und blau geschlagen, humpelte hinter ihr her. »Räudige Schlampe, bleib, wo ich dich und den Rucksack sehen kann«, keifte er.
    Liz fragte sich, warum sie sich je mit diesem Stück Scheiße, der seine Pez-Spender-Fresse nicht halten konnte, eingelassen hatte, und drehte sich mit erhobener 38er um. Stieß Ned den Lauf vor die geschwollene Stirn. »Du dreckiger Abschaum. Du hast mir das hier eingebrockt. Ich hätte das Crank auch woanders verkaufen können.«
    Ned schielte, peilte den Lauf an. »Tja, Pech. Crank und Geld gehören zur Hälfte mir, vergiss das nicht.«
    Das Belfern von Hunden war schwach hinter ihnen zu hören. »Nimm die Waffe aus meinem Gesicht, Schlampe«, brüllte Ned. »McGill und seine Rotte von Bastarden haben die Hunde losgelassen.«
    Sie traten aus dem Zederndickicht und fanden sich inmitten einer bizarren Formation aus grauen Felsblöcken in allen Formen und Größen wieder, riesig wie Wohnwagen oder winzig wie ein Yugo. Sie kraxelten und kletterten durch enge Felsspalten, die irgendwann einer Ebene aus Erde und Moos wichen. Sie war von einem Stacheldrahtzaun zerteilt und einem Fußpfad, der parallel dazu verlief. »Nicht anfassen. Da ist Saft drauf«, sagte Ned.
    Liz rollte unter ihren pflaumenblauen Lidern mit den Augen. »Sag bloß.«
    »Geh einfach hinter mir her.« Und er machte einen Schritt nach rechts. Metall knallte auf Metall. Ned fiel auf den Arsch und brüllte: »Gottverdammt noch mal!«
    Er fasste mit beiden Händen nach unten und zog an seinem Bein, Schien- und Wadenbein waren aufgerissen und durchbohrt. Sein Stiefel füllte sich mit Blut. Er war in eine alte, verrostete Tierfalle getreten.
    Liz ragte über ihm auf. Ihr Gesicht erinnerte an zermatschte Pflaumen, während sie beobachtete, wie sich dickflüssige Feuchtigkeit durch seine Jeans drückte. Seine zusammengepressten Lippen zuckten. »Steh nicht einfach da und glotz, du morbide Fotze«, flehte er. »Hilf mir meinen Knöchel zu befreien.«
    Liz entfuhr ein grunzendes Lachen. »Du hättest besser hingucken sollen, wo du hintrittst, du beschissener Zahnkrüppel«, sagte sie.
    Dann drehte sie sich um und ging weiter.
    »Den Rucksack mit dem Crank nimmst du nicht mit, Schlampe. Komm zurück!«, brüllte Ned.
    Liz ignorierte Neds Worthagel. Folgte dem Pfad den Zaun entlang. Stolperte. Schlug mit den Handflächen heftig auf dem harten Untergrund aus Steinen und Erde auf. Sie blieb auf die Hände gestützt liegen und fluchte. »Was zum Henker

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