Der Geschmack der Liebe
wich nicht von seinem Gesicht. Erst als Luisa ihn über die Laderampe nach draußen führte, um ihm den alten Speicher zu zeigen, in dem früher die Säcke mit den kostbaren Bohnen eingelagert gewesen waren, begann er zu reden.
„Was war denn eben los?“
Luisa blieb stehen und atmete einmal tief durch. Okay, zugegeben, er hatte eine Entschuldigung verdient.
„Tut mir leid“, gab sie unumwunden zu. „Das hätten Sie natürlich nicht hören sollen. Aber … für jede Position in einer Firma gibt es doch Ausdrücke hinter vorgehaltener Hand. Glauben Sie ja nicht, ich wüsste nicht, dass uns die anderen Kollegen ‘Röstmäuschen’ nennen!“
„Wie eine Maus kommen Sie mir aber nicht gerade vor.“ Nachdenklich legte Konstantin den Kopf schief. „Eher wie eine Furie.“
Luisa versuchte, streng dreinzublicken, was ihr nicht ganz gelang. Vor allem, weil ihm der Schalk so mitreißend aus den Augen blitzte.
„Na ja, eine nette kleine Furie? Mit den hübschesten Lachgrübchen, die ich kenne?“
Pah, so einfach würde er ihr aber nicht davonkommen.
„Ist das Ihre Masche?“ Luisas rechte Augenbraue schnellte hoch. „Erst beleidigen und dann versuchen, durch ein Kompliment alles wiedergutzumachen?“
Plötzlich wurde er so ernst, dass Luisa für einen Moment befürchtete, zu weit gegangen zu sein.
„Keine Masche“, antwortete er dann und sah sie derart eindringlich an, dass sie ganz verlegen wurde. „Aber ich habe trotzdem noch einen Vorschlag zur Güte. Würden Sie mit mir essen gehen? Morgen Abend? Sozusagen als Entschädigung dafür, dass ich Ihr Parfüm auf dem Gewissen habe?“
Luisa schluckte. Essen? Abends? War das etwa ein Date?
„Nun?“ Konstantin sah sie erwartungsvoll mit seinen hinreißenden grauen Augen an.
Jetzt wäre ein lustiger, lockerer Spruch angebracht! „Abgemacht.“ Mehr kam Luisa nicht über die Lippen. Schnell ging sie weiter, wobei sie hoffte, nicht wieder rot wie eine Tomate zu werden. „Und hier sehen Sie also den hinteren Personalparkplatz. Johann Rieger stellt Ihnen sicher gerne eine Plakette aus, kennen Sie unseren Pförtner eigentlich schon? Er ist wirklich ein Schatz.“
„Guten Morgen, Herr Rieger, wie geht es Ihnen?“ Eleonore stand vor dem kleinen Fenster des Pförtnerhäuschens und lächelte ihn an. Vor lauter Überraschung hätte er fast seine Tasse Kaffee umgeworfen. Strahlend deutete er eine kleine Verbeugung im Sitzen an.
„Frau Hansen, schön, Sie zu sehen.“ Sie sah müde aus und mitgenommen. „Ist alles in Ordnung?“ Johann biss sich auf die Lippen. Ohne nachzudenken, war ihm die Frage herausgerutscht. Hoffentlich fand sie ihn nun nicht zu aufdringlich!
Zögernd blickte sie ihn an und nickte vage. „Und was gibt es bei Ihnen Neues?“, wollte sie dann wissen.
Nachdenklich blickte der Pförtner die Seniorchefin an. Ob sie wohl noch gar nichts von der neuesten Verfügung ihres Enkelsohns wusste?
„Ich sehe doch, Ihnen liegt etwas auf dem Herzen.“ Eleonore hob fragend eine Augenbraue und wartete, als gedenke sie erst wieder zu gehen, wenn er ihr alles erzählt hätte.
„Das kann nicht dein Ernst sein, Daniel!“ Aufgebracht betrat Eleonore das Büro ihres Enkels und hielt ihm das Schriftstück entgegen, das Johann Rieger ihr ausgehändigt hatte. „Nenn mir einen guten Grund, warum wir dieses Jahr die Weihnachtsausschüttung streichen sollten!“
Daniel verdrehte die Augen und wandte sich ab, um sich wieder seinem Telefonat zu widmen. „Ach, kommen Sie, Herr Kettler“, sagte er jovial in den Hörer. „Ihr Autohaus versorgt uns jetzt schon seit Jahren mit Fahrzeugen, erzählen Sie mir nicht, Sie kämen nicht an einen Lamborghini in Englisch Rot. Zur Not spritzen Sie einen anderen eben um!“
Eleonore erstarrte, als Daniel ihr zu verstehen gab, die Tür zu schließen.
„Eben, das will ich doch meinen“, fuhr er fort, in den Hörer zu sprechen. „Es wäre ja auch zu schade, wenn wir uns nach all der Zeit an ein anderes Unternehmen wenden müssten. Dann höre ich also nächste Woche von Ihnen.“ Daniel beendete das Gespräch und ließ sich in den neuen Chefsessel zurücksinken, der gestern zusammen mit dem Ledersofa und dem Chromtisch angeliefert worden war. Spöttisch sah er seine Großmutter an. „Ich weiß gar nicht, was du hast, ich räume ein bisschen auf, das ist alles. Hast du eine Ahnung, wie viel wir sparen können, wenn wir nicht weiterhin unnötigerweise die Wohltäter spielen?“
Kopfschüttelnd blickte Eleonore ihn nun
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