Der Geschmack der Liebe
an. „Sparen? Damit du dir eine völlig überflüssige Büroeinrichtung leisten kannst? Ganz zu schweigen von einem neuen Wagen? Hältst du das für gerecht?“
„Extragelder muss man sich verdienen!“, erklärte Daniel nonchalant. „Und jetzt zur Sache, gibt es etwas Wichtiges, über das du mit mir sprechen wolltest?“ Die Maßregelungen seiner Großmutter nervten ihn.
„Ja, offenbar gibt es bei dir genug Klärungsbedarf“, Eleonores Stimme wurde gefährlich ruhig. „Zunächst einmal: Unter deinen Ausgaben werden unsere Angestellten nicht leiden, ist das klar?“
Gelassen winkte Daniel ab. „Entspann dich, Großmutter. Ich weiß schon, was ich tue. Hier muss endlich mal frischer Wind rein. Nächste Woche werde ich mir die Gehälter und Verträge mal genauer ansehen. Ich denke, da ist auch noch das eine oder andere zu machen.“ Mit einem boshaften Grinsen deutete er auf das Vorzimmer. „Ich denke, zuallererst werde ich die Sekretärin austauschen. Frau Mühlbauer ist einfach nicht repräsentativ genug für die Firma. Ich habe da einen ganz anderen Typ im Sinn.“
Eleonore schloss für einen kurzen Moment die Augen. Jetzt reichte es. „Ich habe genug gehört.“
„Kein Problem, ich bringe den Laden auch ohne dich auf Vordermann.“ Daniel fischte sich aus dem kleinen Humidor, der neben dem Schreibtisch stand, eine der Zigarren, die sein Vater für wichtige Geschäftskunden reserviert hatte, biss ein Ende ab und spuckte es in Richtung Abfalleimer. Doch bevor er sie anzünden konnte, griff Eleonore ein. Außer sich vor Entrüstung nahm sie ihm die Zigarre ab und beugte sich vor, um ihrem Enkel in die Augen zu sehen.
„Du benimmst dich wie ein verzogenes Kind! Kannst du mir bitte einmal erklären, wieso du dich keinmal bei mir gemeldet hast – mehrfach habe ich versucht, dich zu erreichen. Deiner Mutter ging es sehr schlecht, und sie hätte dich gebraucht! Wo warst du? Das kann dir doch alles nicht egal sein!“
Daniel richtete sich auf und betrachtete Eleonore kalt. „Es geht ihr doch wieder gut, oder? Also ist alles in Ordnung!“, bestimmte er. „Und was das andere Thema angeht: Immerhin bin ich jetzt Geschäftsführer. Das bedeutet, dass ich hier die Entscheidungen treffe. Und das wird der Firma guttun.“ Er blickte zur Tür. „Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich habe zu tun.“
Eleonore bewegte sich keinen Zentimeter. Dann schüttelte sie gefährlich ruhig den Kopf. „Falsch. Hier hast du nichts mehr zu tun, Daniel. Räume deinen Schreibtisch. Ab sofort entbinde ich dich von deinen Pflichten als Geschäftsführer. Ich werde mich derweil um einen adäquaten und …“, sie machte eine kurze Pause, „… fähigen Nachfolger für dich kümmern.“
Perplex starrte Daniel seine Großmutter an, dann überkam ihn die Wut. „Das wirst du noch bereuen!“
Eleonore ließ sich davon nicht beeindrucken. Kühl musterte sie ihren Enkel. „Nein, ich glaube nicht.“
„Ernsthaft, jetzt?“ Matthis, Konstantins bester Freund und WG-Kumpan, stellte das Weinglas, aus dem er gerade einen Schluck nehmen wollte, wieder auf den Tisch. Die beiden hatten ganze zwei Stunden an der Bolognese gekocht, einem Rezept von Matthis’ italienischer Großmutter. Sämtliche Spaghetti zu vernichten hatte sie dagegen nur eine Viertelstunde gekostet.
„Allerdings. Ich habe sie nämlich zum Essen eingeladen“, Konstantin musste lächeln, als er an das Gespräch mit Luisa dachte.
„Mensch, Konstantin, du denkst doch nicht etwa daran …!“
Konstantin unterbrach ihn sofort kopfschüttelnd. „Ach Quatsch, ich freue mich einfach, dass ich so nette Kollegen habe“, winkte er ab, konnte aber ein verräterisches Grinsen nicht unterdrücken. „Sie ist wirklich lustig und schlagfertig und …“, er sah Matthis’ warnenden Blick, „… und na ja, einfach nett“, beendete er schnell den Satz.
„Schon verstanden.“ Matthis warf ihm einen strengen Blick zu. „Und das entscheidende Wort an dieser Stelle ist ganz eindeutig ‘Kollegin’. Weißt du noch, was du gesagt hast, als ich dir von meiner neuen Assistentin erzählt habe?“
Konstantin zuckte mit den Schultern. „Klar, Finger weg von Mitarbeitern. Jetzt übertreib mal nicht, Matthis. Ich gehe mit ihr essen. Nichts weiter.“
„In dem Fall“, Matthis knuffte seinen Freund in die Seite, „kannst du mir deine geheimnisvolle Luisa ja mal vorstellen …“
„Das hättest du wohl gern!“ Konstantin schenkte sich noch ein Glas Wein ein und
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