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Der Geschmack von Glück (German Edition)

Der Geschmack von Glück (German Edition)

Titel: Der Geschmack von Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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Treppe hinaufging. Danach wandte sie sich dem Abwasch in der Spüle zu.
    »Ich dachte, Quinn bleibt zum Abendessen«, sagte Mom, als sie ein paar Minuten später im selben Karohemd, aber jetzt mit Jeans und Halbschuhen, wieder auftauchte.
    »Sie musste erst noch ein paar Sachen im Ort erledigen.« Ellie zog den Kopf ein, damit Mom nicht sah, wie rot sie wurde; sie hatte noch nie gut lügen können. »Aber wir kommen schon klar. Lass dir ruhig Zeit.«
    »Okay.« Mom schnappte sich ihr Schlüsselbund. »Denkst du auch dran, Bagel zu füttern?«
    Ellie nickte und winkte mit schaumiger Hand. Als die Tür zuschlug, atmete sie hörbar aus. Seufzend lehnte sie sich an die Spüle, verzweifelt über den Zustand des Hauses. Bagel saß neben ihrem Fuß und wedelte heftig mit dem Schwanz.
    »Das wird ein Desaster«, sagte sie zu ihm, doch er zeigte nur ein breites Hundelächeln und wedelte weiter mit der weißen Schwanzspitze.
    Als sie mit dem Abwasch fertig war, ein bisschen aufgeräumt, für Bagel ein paar Mal den Ball geworfen und ihm dann sein Abendessen serviert hatte, blieben ihr nur noch Minuten, um zu duschen, sich umzuziehen und das Haus ein letztes Mal zu inspizieren, bevor Graham eintraf.
    Zuerst wollte sie wie üblich Jeans anziehen, entschied sich aber dann für ein grünes Sommerkleid, das ihre Mutter ihr erst vor kurzem gekauft hatte, und riss das Preisschild mit den Zähnen ab. Eigentlich trug sie nur sehr ungern Grün; sie fürchtete, in Kombination mit ihren roten Haaren ließ es sie wie Weihnachtsschmuck aussehen, doch als sie sich vor den Spiegel stellte, gefiel es ihr besser, als sie gedacht hatte. Nicht direkt Hollywood-Niveau, aber es musste reichen.
    Noch zwei Minuten, sie rannte nach unten und ging noch einmal ihre Checkliste durch. Sie rechnete nicht mit seinem pünktlichen Erscheinen; Jungen kamen immer zu spät, und trotz ihrer begrenzten Kenntnisse von Filmstars nahm sie doch an, bei denen wäre es noch schlimmer. Die Zeit reichte also zum Aufräumen, sie konnte ein paar peinliche Kindheitsfotos verschwinden lassen und einiges von dem Hummer-Nippes, der überall im Haus verstreut war.
    Doch als sie wieder in die Küche kam, sank ihr Mut.
    Es lagen keine Zeitungen mehr auf den Arbeitsflächen, keine albernen Magneten hingen mehr am Kühlschrank, Bagels Gummispielzeug hatte sie im Schrank versteckt, sämtliches Geschirr war weggeräumt. Es sah nett aus; so gut es eben ging. Doch als sie es mit Grahams Augen betrachtete, begriff Ellie, es würde nie gut genug aussehen.
    Das Haus war klein, vollgestopft und schäbig. Man sah ihm die zwölf Jahre an, die sie darin gewohnt hatten: die angestoßenen Wände und die verkratzten Bodendielen, der dünne Staubfilm auf allen gerahmten Fotos. Der Drehknopf der Küchenarmatur war schon so lange kaputt, dass sie es kaum noch bemerkten, und es war schwer zu sagen, wann der weiße Kühlschrank so gelblich geworden war.
    Ihr Blick zuckte von einer Ecke in die andere, und sie kämpfte eine Panikattacke nieder. Wie war sie bloß auf diesen Einfall gekommen? Er war nicht bloß irgend so ein Typ; er war ein Filmstar. Sein Badezimmer war bestimmt größer als ihre Küche und sein Schlafzimmer größer als ihr ganzes Haus. Ellie war noch nie in Kalifornien gewesen, aber sie stellte sich dort alles glänzend und neu vor, Lichtjahre entfernt von diesem heruntergekommenen Häuschen, dessen Anstrich vom Meersalz ausgebleicht war, deren Veranda mit den Jahren immer mehr durchhing.
    Sie griff zu ihrem Handy, um ihm per Mail etwas anderes vorzuschlagen. Die Vorstellung, im Ort vor die ganzen Fotografen zu treten, war zwar beängstigend, aber konnte es schlimmer sein als das hier? Dass Graham Larkin auf dem rissigen Linoleum ihrer Küche stand und irgendwelche Reste aus ihren angeschlagenen Schüsseln aß?
    Sie wusste, es würde Folgen haben, wenn ihr Bild in den Zeitungen auftauchte. Ihre Mutter würde ausrasten, aber es hing noch mehr daran: die Möglichkeit, dass irgendjemand zwei und zwei zusammenzählte. Ihre gesamte Existenz baute auf einem Geheimnis auf, und eine einzige Unachtsamkeit konnte alles zerstören.
    Aber hinter ihr trank der Hund aus der Toilettenschüssel, die Klimaanlage auf der Fensterbank ächzte einmal laut und erstarb.
    Ellie biss sich auf die Lippen und starrte auf das Smartphone in ihrer Hand.
    Aber es war zu spät.
    Mit einem scharfen Bellen polterte Bagel den Flur entlang, und einen Sekundenbruchteil später schellte die Türklingel durch das

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