22:34
An:
[email protected]Betreff: (kein Betreff)
Lieber Graham,
ich hoffe, mit dem Dreh läuft alles gut …
----
Von:
[email protected]Gespeichert: Donnerstag, 27. Juni 2013 15:40
An:
[email protected]Betreff: (kein Betreff)
Hi.
----
Von:
[email protected]Gespeichert: Freitag, 28. Juni 2013 23:11
An:
[email protected]Betreff: (kein Betreff)
Hallo.
----
Von:
[email protected]Gespeichert: Sonntag, 30. Juni 2013 07:31
An:
[email protected]Betreff: (kein Betreff)
Guten Morgen.
----
Von:
[email protected]Gespeichert: Montag, 1. Juli 2013 08:24
An:
[email protected]Betreff: (kein Betreff)
Ich vermisse dich.
dreizehn
Es war so gut wie unmöglich, sich in einem Städtchen wie Henley aus dem Weg zu gehen. Es gab nur eine sehr begrenzte Zahl von Ausflugszielen, von Kreuzungen, Ampeln und Restaurants. Und nicht eben viele Bäume mit so dicken Stämmen, dass man sich dahinter verstecken konnte.
Ellie war also ziemlich stolz darauf, dass sie es drei Wochen lang geschafft hatte, Graham auszuweichen. Sie hatte ihn nur zwei Mal aus der Ferne gesehen, und beide Male hatte er reichlich Gefolge um sich gehabt – Paparazzi, Filmteam, Fans –, das sein Kommen ankündigte.
Quinn hingegen traf sie überall. Miteinander gesprochen hatten sie allerdings nicht. Kaum ein Wort seit Wochen.
»Wie geht’s Quinn?«, fragte ihre Mutter nichts ahnend, wenn Ellie von ihrer Schicht bei Sprinkles zurückkam, worauf diese nur ein gezwungenes Lächeln aufsetzen konnte.
»Bestens«, sagte sie und hielt die deprimierende Wahrheit zurück: Ich habe keinen Schimmer.
An der Funkstille zwischen ihnen war nicht allein Ellie schuld; wäre Quinn nicht so stur, würden sie schon seit Wochen wieder miteinander reden. Trotzdem war Ellies Geheimniskrämerei der Auslöser gewesen, und jetzt suchte sie verzweifelt nach einem Weg, sich zu entschuldigen. Doch sie schaffte es einfach nicht, die angefangenen Mails abzuschicken, die zurechtgelegten Worte auszusprechen.
Zur Arbeit brachte Quinn meist Devon als eine Art Schutzschild mit. Die beiden saßen am einen Ende des Tresens, quatschten und lachten, während Ellie elend am anderen Ende stand, so weit weg, wie es in dem engen Laden nur ging. Ab und zu bat Quinn sie um einen Becher oder einen Löffel, immer in dem eisigen Ton, in dem man mit Fremden spricht, über die man nur Schlechtes gehört hat; aber das war es auch. Und nicht mal an den heißesten Tagen, wenn die Sonne geradezu brutal brannte, fragte sie Ellie, ob sie auch Sonnencreme aufgetragen habe.
Vor ungefähr einer Woche, als Ellie gerade überlegte, ob sie vielleicht tatsächlich unsichtbar geworden war, hörte sie, wie die beiden über eine Strandparty redeten.
»Große Pläne für heute Abend?«, fragte sie so beiläufig, wie sie konnte, doch die Antwort war ausgedehntes Schweigen. Als klar war, dass Quinn nicht antworten würde, räusperte Devon sich.
»Bloß ein bisschen Grillen«, sagte er. »Keine große Sache.«
»Und das heißt keine Filmstars«, setzte Quinn hinzu, ohne aufzublicken.
Ellie schluckte. Quinn konnte nicht wissen, was zwischen ihr und Graham vorgefallen war. In diesem Moment wäre es so einfach gewesen, die ganze Geschichte aufzutischen, ihr Herz auszuschütten und Quinns Reaktion zu beobachten: erst die Schuldgefühle, weil sie ihre Freundin in so einer Lage nicht beachtet hatte, dann Reue, weil sie nicht für sie da gewesen war, schließlich Mitgefühl, weil Ellie so etwas durchmachte.
Doch Ellie wollte kein Mitgefühl. Sie wollte ihre Freundin zurück.
Außerdem müsste sie, wenn sie alles erzählte, die komplizierteste Frage von allen beantworten: Wieso war sie überhaupt vor ihm weggelaufen? Und das brächte sie wieder an den Anfang des ganzen Elends: ein Geheimnis, das sie nicht enthüllen konnte.
»An welchem Strand denn?«, fragte Ellie, und zum ersten Mal sah Quinn sie an, mit blitzenden Augen.
»Das ist geheim«, sagte sie spitz.
Danach hatte Ellie beschlossen, es nicht weiter zu versuchen, sondern Quinn ebenso zu ignorieren, wie Quinn sie ignorierte, was den