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Der Geschmack von Glück (German Edition)

Der Geschmack von Glück (German Edition)

Titel: Der Geschmack von Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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und entspannen.«
    Ellie ließ die Zeitung sinken und blinzelte heftig.
    Kennebunkport war nicht mal eine Stunde Fahrt von hier, und diese Nähe ließ ihr die Hände zittern. Sie hatte immer gewusst, dass er irgendwo da draußen war, ihr Vater, aber eher so, wie man von einem fernen Planeten weiß, der zwar immer um einen herumkreist, aber nie nahe genug kommt, um wirklich eine Rolle zu spielen. Ihr ganzes Leben hatte sie in den Nachrichten von ihm gehört, von seine Reden und Wahlkämpfen, seinen Familienurlauben, Abendessen und Spendengalas, aber sie wusste auch nicht mehr über ihn als der Rest des Landes.
    Im Grunde war er das genaue Gegenstück zu Graham: jemand, den Ellie eigentlich besser kennen sollte als alle anderen, der für sie mehr sein sollte als nur ein Name in der Zeitung; während es keinen vernünftigen Grund dafür gab, dass sie Graham Larkin besser kannte als die Dutzende von Menschen, die sich jeden Tag in der Hoffnung auf ein Autogramm am Rand des Sets drängten.
    Die Türklingel bimmelte, Ellie sah hin und rang nach Luft. Als sei er direkt aus ihren Gedanken gesprungen, stand er hinter der Glasscheibe; im ausgeblichenen blauen T-Shirt, passend zu seinen Augen, die er allerdings hinter einer dunklen Sonnenbrille versteckte.
    Sie war so erschrocken, dass sie unwillkürlich zurückwich und schon nach zwei Schritten gegen den Ständer mit Kaugummi und Bonbons stieß. Das ganze Gerüst schwankte eine endlos scheinende Sekunde und krachte dann zu Boden. Die Päckchen knallten aufs Linoleum, eine Verpackung platzte auf und streute blassgrüne Pfefferminzbonbons wie Murmeln in alle Richtungen.
    Sämtliche Leute im hinteren Teil des Ladens drehten sich um. Graham zog die Tür ganz auf, schob die Sonnenbrille nach unten und besah sich den Schaden. Ellie stand wie angewurzelt da, auch noch, als Meg mit einem Besen hinter dem Tresen hervorhuschte. »Nicht schlimm, nicht schlimm!« Ihre Worte klangen laut in der plötzlichen Stille ringsum. »Ich wollte den Ständer sowieso umstellen.«
    Sie schob sich an Graham vorbei, ohne ihn zur Kenntnis zu nehmen, und fing an zu fegen. Ellie stand hilflos inmitten des neuen bunten Bodenmusters. Plötzlich war sie sich ihres schmutzigen Tanktops, ihrer wirren Haare und des verschwitzten Äußeren schmerzhaft bewusst, die von einem Vormittag mit dem riesigen Stoffhummer in der heißen Ladenecke herrührten. Sie merkte, dass sie immer noch die Zeitung in der Hand hielt, und rollte sie auf. Ihr fiel nichts ein, was sie sagen konnte, und sie starrte bloß nutzlos auf den Boden.
    Graham hatte die Tür hinter sich zufallen lassen und bückte sich wortlos neben Meg, sammelte die Pfefferminzbonbons mit beiden Händen auf, während die übrigen Gäste, offenbar ebenso verblüfft wie Ellie, stumm zuschauten. Sie starrte auf seinen breiten Rücken, dem sie an jenem Tag am Strand gefolgt war, und ihr Herz schlug heftig. Selbst hier, direkt unter dem Ventilator, wurde ihr wieder zu warm, die Augen brannten, die Haut kribbelte. Sie überlegte, ob sich so wohl ein Hitzschlag anfühlte.
    »Katastrophe abgewendet«, sagte Graham und richtete sich auf, währen Meg mit ihrem Besen wieder nach hinten eilte. Den übrigen Gästen fiel wieder ein, warum sie eigentlich hier waren, sie wandten sich zurück zur Theke, um Sandwiches zu bestellen, und zu Ellies Erleichterung löste sich die plötzliche Stille wieder in Besteckklappern und Gelächter auf.
    »Danke«, sagte sie leise. Sie konnte ihn nicht anschauen, obwohl sie seinen Blick wie Hitze auf sich spürte. Er räusperte sich, schob die Brille ins Haar, und als er eine Augenbraue hochzog, schoss auch die sichelförmige Narbe darüber in die Höhe. Ellie hüpfte das Herz in der Brust, als wäre auch das mit dem gleichen zarten Faden verbunden. Sie wollte etwas sagen, aber die Zunge lag ihr schwer im Mund, und ehe sie es versuchen konnte, ging die Tür erneut auf, und wieder verstummten alle, als eine unfassbar kühl und frisch wirkende Olivia eintrat.
    »Entschuldige«, sagte sie und ging direkt auf Graham zu. Sie hielt ihr Smartphone hoch, die Brillanten auf dem Etui glitzerten. »Mein Agent.« Sie zog die Nase kraus, als ihr Blick auf einen grünen Minzbonbon fiel, der an seinem Knie klebte. »Hast du da gerade auf dem Boden gekniet?«
    »Es gab einen kleinen Unfall.« Er wischte den Bonbon weg. »Reinigungseinsatz in Gang vier.«
    Olivia sah sich zerstreut um. »Haben sie hier niemanden, der das macht?«
    »Doch, haben sie.« Meg stand

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