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Der Geschmack von Glück (German Edition)

Der Geschmack von Glück (German Edition)

Titel: Der Geschmack von Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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Rothaarige?«
    Graham legte den Kopf in den Nacken, nahm einen Schluck Wasser, schaute an die Decke. Als er fertig getrunken hatte, wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund und sagte in einer Tonlage, die nicht ganz wie seine eigene klang: »Welche Rothaarige?«
    »Ach komm«, sagte Harry. »Alle haben gesehen, wie du ihr vorhin entgegengelaufen bist.«
    »Bin ich ga–«
    »Du musst die Finger von den hiesigen Mädels lassen.« Er lehnte sich zurück und kratzte sich am Kopf. »Meinst du, ich hab so was noch nie erlebt? Da kommst du raus aus L.A., und plötzlich kreischen tausend Mädchen deinen Namen –«
    »So ist es überhaupt nicht.«
    »Nee, sicher nicht.« Harry klang allerdings kein bisschen überzeugt. »Es ist nur so, dass das jetzt kein guter Moment ist, sich plötzlich in einen Schürzenjäger zu verwandeln.«
    Graham schnaubte. »Wann wäre denn ein guter Moment dafür?«
    »Das meine ich ernst. Es geht jetzt um deine Karriere, und dafür ist dein Image wichtig. Da hilft es nicht, wenn du jeden Abend mit einer anderen ausgehst.« Er zog ein Boulevardblatt aus dem Stapel und schob es ihm hinüber. »Bloß mit dieser hier.«
    Graham sah misstrauisch hin; zu seiner Überraschung war es ein Hochglanzfoto vom gestrigen Dreh, aufgenommen in dem Augenblick, als er Olivia zum großen Kuss hochhob, beide noch in Bewegung, die Augen geschlossen, die Arme umeinandergeschlungen – ein Moment, aus dem man leicht mehr als Schauspielerei herauslesen konnte, wenn man ihn aus dem Zusammenhang riss. Die Bildunterschrift lautete: »Leinwandknistern oder echte Romanze?«
    »Saubere Arbeit«, sagte Graham und ließ das Blatt fallen.
    Harry strahlte. »Darum zahlst du mir ja die dicke Kohle. Du könntest mir allerdings das Leben deutlich leichter machen, wenn du nicht mehr dieser Rothaarigen nachlaufen, sondern einfach mal mit Olivia essen gehen würdest.«
    »Ich bin ziemlich sicher, dass du dafür bezahlt wirst, mir das Leben leichter zu machen.« Graham stand auf. Er warf die leere Wasserflasche in den überquellenden Papierkorb neben dem Kühlschrank und schmiss auch noch die Zeitung hinterher. »Außerdem hat sie einen Namen.«
    »Nämlich welchen?«
    Aber Graham war schon durch die Tür.
    Auf der Straße war der Set zum Leben erwacht. Nach dem enttäuschenden Dreh auf dem Wasser strömte nun unterschwellige Energie durchs Team, alle waren konzentriert, beflügelt von der Aussicht auf eine neue Szene.
    Es war jetzt fast ganz dunkel. Eine Straße weiter erhellten enorme Scheinwerfer die Fassade einer Bar, wo Jasper zusammenbrechen sollte, und Graham wusste, er müsste sich eigentlich auf die vor ihm liegende Aufgabe konzentrieren, doch er zog noch einmal das Telefon aus der Tasche, weil er unbedingt sehen wollte, ob es eine Mail von Ellie gab. Stattdessen fand er zu seiner Überraschung eine Nachricht von seiner Mutter.
    Eine Kostümassistentin winkte ihn heran, doch Graham machte keine Anstalten, ihr zu folgen, sondern schirmte das Display mit der Hand ab und las. Seine Augen hüpften über die Worte: eine ganze Reihe von Ausreden, eine Liste schon gefasster Pläne fürs Feiertagswochenende, Sorgen wegen des Flugverkehrs und der Kosten der Reise, Andeutungen, dass sie sich zwischen seinen »Filmfreunden« fehl am Platz fühlen könnten, Entschuldigungen und Versprechungen, es wiedergutzumachen, wenn er nach Kalifornien zurückkehrte.
    Trotzdem dauerte es einen Moment, bis er die Nachricht im vollen Umfang begriffen hatte.
    Sie kamen nicht.
    Damit hätte er rechnen müssen. Es gab keinen Grund zu der Annahme, dass sie etwas anderes als Nein sagen würden. Doch erst als er das Telefon sinken ließ, wurde ihm klar, dass er – gegen alle Vernunft – tatsächlich darauf gezählt hatte, sie zu sehen.
    Die Kostümassistentin stand jetzt direkt vor ihm und räusperte sich laut. Er hob ein wenig benommen den Kopf. Sie war klein, hatte runde Schultern, war mindestens zehn Jahre älter als er und sah doch mit einer Art Ehrfurcht zu ihm auf, so als täte er ihr einen großen Gefallen, als er sie endlich wahrnahm.
    »Alle sind bereit und warten auf Sie«, sagte sie, und Graham nickte. Er steckte das Telefon wieder in die Tasche, ließ sich nichts anmerken.
    Auch später, als er seine Filmklamotten und Gel im Haar trug, zeigte sein Gesicht die sorgsam einstudierte Leere, die Raum schaffen sollte für jemand ganz anderen: Jasper und seine Probleme, Jasper und seine komplizierten Gefühle für Zoe.
    Doch dicht unter

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