Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der gestohlene Abend

Der gestohlene Abend

Titel: Der gestohlene Abend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Fleischhauer
Vom Netzwerk:
Vole. Ich klickte auf das Sternchen. Eine neue Maske erschien.
    Le Soir/sous la redaction de Horace Van Offel, Raymond De Becker et Willy Schraenen. - Bruxelles. - ill.; 60 x 44 cm. - Quotidien. [II s'agit du Soir »Vole«, qui parut du 14 juin 1940 au 3 septembre 1944.]
    1940 n° 139 (14 juin) - n° 1 (31 dec/i jan) (54c ann.)
    1941 n° 1 (3idec/i jan) - n° 29 (3 fev) (55c ann.) n° 31 (5 fev) -n° 132 (6 juin) n° 134 (9 juin) - n° 306 (31 dec/i jan)

    1942 n° 306 (31 dec/i jan) - n° 7 (9 jan) (56c ann.) n° 9 (12 jan) - n° 15 (19 jan) n° 17 (21 jan) - n° 18 (22 jan) n° 20 (24/25 jan) - n° 30 (5 fev) n° 32 (7/8 fev) - n° 43 (20 fev) n° 45 (23 fev) - n° 307 (31 dec/i jan)
    1943 n° 307 (31 dec/i jan) - n° 5 (7 jan) (57c ann.) n° 7 (9/10 jan) - n° 307 (31 dec/2 jan)
    1944 n° 307 (31 dec/2 jan) - n° 54 (4/5 mar) (58c ann.) n° 56 (7 mar) - n° 206 (2/3 sep)
    Wo sollte ich beginnen? Auf gut Glück klickte ich auf die zweite Zeile der Bestandsliste mit dem Jahrgang 1941. Eine Signatur erschien und die Frage, ob ich das Werk bestellen wolle? Ich klickte auf OUI. Wieder musste ich meine Leserausweisnummer und das Passwort eingeben und wurde aufgefordert, auf ENVOYER zu drücken. Die Rückmeldung kam prompt: 16:00. Solle des periodiques. Table 09.
    Zwei Stunden. Ich lehnte mich zurück. Erst dann wurde mir klar, was ich mir vorgenommen hatte. Sollte ich sämtliche Kriegsjahrgänge dieser Tageszeitung durchsuchen? Nach irgendwelchen Hinweisen auf diesen Hendrik De Vander oder sonst jemand dieses Namens? Wie sollte ich das schaffen? Welchen Umfang mochte die Zeitung haben? Zwanzig Seiten? Wenn ich zwei Jahrgänge prüfen wollte, dann wären das über zehntausend Zeitungsseiten. Und ich wusste nicht einmal, wonach ich suchte.
    Ich ging zum Ausgang. Die Dame, die mich registriert hatte, war nicht mehr da. Ein junger Mann saß jetzt dort. Ich wollte ihn schon fragen, wo sich der Lesesaal für die Periodika befand. Aber plötzlich kam mir eine ganz andere Idee. Ich kehrte zum Computer zurück und beschäftigte mich eine Weile mit dem Suchsystem. Als ich gefunden hatte, was ich suchte, kehrte ich in die Nähe der Eingangskontrolle zurück und beobachtete den jungen Mann. Er kontrollierte nur die Neuankömmlinge. Ich riskierte es einfach, wartete, bis zwei Besucher auf einmal das Drehkreuz passierten und schlich hinter ihnen hinaus, ohne dass er mich bemerkte. Sollte ich es wirklich wagen? Ich hatte so wenig Zeit. Ich musste es versuchen. Ich ging zur Garderobe, verlangte meine Sachen und zog mich an. Dann ging ich die Treppe wieder hinauf und direkt auf das Kontrollhäuschen zu.
    »Guten Tag«, sagte ich auf Englisch, bemüht, eine leicht amerikanische Färbung durchscheinen zu lassen.
    »Guten Tag, Sir«, kam es zurück.
    »Mein Name ist David Lavell«, sagte ich. »Ich war letztes Jahr im Sommer längere Zeit hier und bin nun wiedergekommen, um meine Arbeit fortzusetzen. Dummerweise habe ich meinen Leserausweis in den USA vergessen.«
    »War es ein Jahresausweis?«, fragte der junge Mann.
    »Ja«, sagte ich und hoffte inständig, dass David nicht drei oder vier Wochenausweise gekauft hatte.
    Der Mann zog eine Schublade heraus.
    »Lavell, sagen Sie?«
    »Ja.«
    Er blätterte die Karteikarten durch, zog eine heraus und legte sie vor mich hin.
    »Sind das Ihre Daten?«, fragte er.
    »Ja«, sagte ich.
    Ein unbehagliches Gefühl beschlich mich, als ich die Adresse las: c/o INAT, Hillcrest University, Hillcrest, CA, 92571. Doch etwas ganz anderes interessierte mich viel mehr. Es stand am oberen Rand der Karte: Davids Benutzernummer.
    »Dann brauche ich Ihren Ausweis bitte.«
    »Natürlich. Daran habe ich gar nicht gedacht. Er ist im Hotel. Ich hole ihn gleich. Vielen Dank.«
    »Keine Ursache«, sagte er, legte die Karte zur Seite und schob den Karteikasten wieder in den Schacht zurück. »Kommen Sie nachher mit Ihrem Ausweis, dann stelle ich Ihnen einen Ersatz aus.«
    Ich verließ die Bibliothek. Mein Herz pochte vor Aufregung. Ich notierte mir sofort Davids Benutzernummer.
    Jetzt musste ich warten, bis die Frau wieder am Eingang saß. Würde ihr Kollege ihr sagen, dass ein junger Amerikaner kommen würde, um sich einen Ersatzausweis ausstellen zu lassen? Dem jungen Mann dürfte ich auf keinen Fall wieder in die Arme laufen.
    Ich spazierte nervös unter den Arkaden vor der Bibliothek hin und her und beobachtete ihn aus sicherer Entfernung. Es dauerte fast eine Dreiviertelstunde, bis die Frau ihn endlich ablöste.

Weitere Kostenlose Bücher