Der gestohlene Traum
Oktober nach dem Umtrunk in der Firma nach Hause gebracht hat?«
»Er ist leider wieder nach Hause gefahren, in die Niederlande. Aber die Wohnung der Jeremina hat er ganz offensichtlich nicht betreten. Hast du das Protokoll der Wohnungsbegehung gelesen?«
»Das habe ich nicht mehr geschafft. Ich habe nur die Zeugenaussagen gelesen, und eine Zeugenaussage dieses Mannes liegt nicht vor. Hat man ihn nicht vernommen?«
»Nein. Er ist abgereist, bevor man die Leiche gefunden und das Verfahren eingeleitet hat. Aber als die Jeremina verschwunden war, war er noch in Moskau. Der Generaldirektor der Firma hat ihn angerufen und nach dem Mädchen gefragt. Alles, was wir über den Abend des 22. Oktober wissen, basiert nur auf der Aussage des Generaldirektors. Aber in Vikas Wohnung wurden tatsächlich keine Fingerabdrücke des Holländers gefunden.«
»Wie haben Sie das festgestellt? Womit wurden die in der Wohnung vorhandenen Fingerabdrücke verglichen?«, fragte Nastja verwundert.
»Mit denen, die dieser reiche Gentleman auf den von ihm unterschriebenen Papieren hinterlassen hat.«
»Und diese Papiere hat wiederum dieser Generaldirektor der Miliz vorgelegt?«
»Genau so ist es.«
»Dann will das alles noch nicht viel besagen«, meinte Nastja skeptisch.
»Allerdings«, stimmte Olschanskij bereitwillig zu. »Aber vielleicht tröstet es dich, zu erfahren, dass dieser Herr um 22.30 Uhr desselben Abends aus seinem Hotel in Paris angerufen hat, in der Hotelrezeption liegt ein entsprechender Eintrag über den Anruf vor. Und du wirst dich erinnern, dass die Jeremina gegen 23 Uhr mit ihrer Freundin telefoniert hat und noch quicklebendig war. Und überhaupt ist es wenig wahrscheinlich, dass dieser Holländer etwas mit dem Mord zu tun hat, da die Jeremina keinesfalls vor dem 30. Oktober umgebracht wurde. Natürlich müsste man ihn vernehmen, aber das wäre eine lange Geschichte, wie du weißt, man müsste das Außenministerium einschalten, die Botschaft und so weiter. Und zudem ist es nicht sicher, ob er sich im Moment wirklich in Holland aufhält, er könnte auch auf Geschäftsreise sein. Und wir können ihn schließlich nicht in der ganzen Welt suchen.«
»Soll ich meine Arbeit nach Ihren Versionen ausrichten, Konstantin Michajlowitsch, oder soll ich mir selbst Gedanken machen?«
»Ich habe bis jetzt nur zwei Versionen. Entweder hängt der Mord an der Jeremina mit irgendwelchen dunklen Geschäften der Firma zusammen, oder sie ist wirklich psychisch krank und wurde das Opfer eines Verbrechers, dem sie zufällig in die Arme gelaufen ist. Mit der Überprüfung der ersten Version haben wir noch nicht begonnen, in Bezug auf die zweite ist schon ziemlich viel unternommen worden, aber bisher leider ohne Erfolg. Es wurden keinerlei Spuren gefunden, aus denen man schließen könnte, wo die Jeremina sich in den Tagen zwischen ihrem Verschwinden und ihrer Ermordung aufgehalten hat.«
»Worin sehen Sie meine Aufgabe?«, fragte die Kamenskaja.
»Ich möchte, dass du über die zweite Version nachdenkst, darüber, wo man bei der Suche nach Vikas letzten Spuren ansetzen muss, wenn man davon ausgeht, dass sie zum Zeitpunkt ihres Verschwindens an einer akuten Psychose litt. Konsultiere Fachleute, hole dir den Rat von Psychiatern ein, lass dich darüber informieren, wie Kranke sich in diesem Zustand verhalten, denk darüber nach, was das Mädchen in dieser Zeit getan haben könnte.«
»Und was ist mit der ersten Version? Die Firma, die dunklen Geschäfte? Soll das nicht überprüft werden?«
»Du bist wirklich rührend, Anastasija! Kannst du denn gleichzeitig das eine und das andere tun? Ich möchte, dass du an der Überprüfung der Version arbeitest, die ich in Anbetracht der Unterlagen, über die wir verfügen, für die wahrscheinlichere halte. Wenn du dich gleichzeitig mit der zweiten Version befassen kannst, werde ich dir nur dankbar sein. Allerdings kann ich das nur schwer glauben, solange du den Fall allein bearbeitest. Fiat Gordejew nicht vor, weitere Leute für die Ermittlungen einzusetzen? Wo gibt es denn so etwas, dass in einem Mordfall nur ein einziger Beamter ermittelt?«
Nastja überlegte, was sie antworten sollte, um Knüppelchens Geheimnis nicht preiszugeben. Sie konnte Olschanskij schließlich nicht sagen, dass Gordejew in den Reihen seiner Mitarbeiter einen Verräter vermutete, der gemeinsame Sache mit der Mafia machte, und deshalb den Fall ihr allein übertragen hatte. Aber Konstantin Michajlowitsch wollte zum Glück gar
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