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Der gestohlene Traum

Der gestohlene Traum

Titel: Der gestohlene Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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einiges über den Waräger-Club und dessen Leiter erzählen konnte. Als die Kamenskaja am Vortag, kaum von ihrer Reise zurückgekehrt, das gesamte Ermittlerteam zu sich nach Hause bestellt und versucht hatte, Jewgenij in eine ihrer schlauen Operationen einzuspannen, hatte er deshalb alles versucht, um sich herauszureden, zumindest für den Montag, und diese Nebelkrähe von der Petrowka hatte sich als erstaunlich nachgiebig erwiesen. Wenn du nicht kannst, dann kannst du eben nicht, hatte sie nur gesagt, dann fängst du eben am Dienstag an.
    Am Dienstag hatte sich Morozows Verdacht verdichtet, dass es sich bei Fistin und Djakow um die handelte, die er suchte, doch es blieben noch Zweifel. Er beschloss, den Club ein wenig zu beobachten, und stellte schon sehr bald fest, dass nicht er allein sich für Fistin und Djakow interessierte. Sein geübtes professionelles Auge erkannte sofort die Kollegen in der Nähe des Clubs. Die Kamenskaja, diese Nebelkrähe, die er nur deshalb so nannte, weil ihm bei aller Anstrengung seiner Phantasie kein weibliches Äquivalent für Milchbart einfiel, diese Kamenskaja hatte also auch schon Tuchfühlung mit dem Club aufgenommen, nur von irgendeiner anderen Seite. Morozows Wut und Enttäuschung kannten keine Grenzen. Aber nachdem er eine Weile nachgedacht hatte, schien ihm plötzlich, dass er stolz auf sich sein konnte. Er war ganz allein zu demselben Ergebnis gekommen wie die Kamenskaja, die über ein ganzes Team von Mitarbeitern verfügte. Und er hatte Dinge herausgefunden, von denen sie und die anderen nichts ahnten, sodass er ihnen gegenüber eindeutig im Vorteil war. Natürlich musste er ein hohes Maß an Verstellungskunst aufbringen, um seine Kollegen von der Petrowka, die ihr eigenes Wissen ganz selbstverständlich mit ihm teilten, zu täuschen, aber jetzt war der sportliche Ehrgeiz in ihm erwacht. Wir sind in einem bestimmten Moment an ein und demselben Punkt angelangt, dachte er, aber wir sind auf unterschiedlichen Wegen zu diesem Punkt gekommen, und wir werden auch weiterhin getrennte Wege gehen. Mal sehen, wer von uns das Ziel schneller erreichen wird.
    Doch Jewgenij Morozow war es nicht beschieden, seine Kräfte noch länger mit der Kamenskaja zu messen. Buchstäblich über Nacht war Djakow spurlos verschwunden, und am nächsten Tag rief die Kamenskaja zeitig morgens bei ihm an und teilte ihm mit, man hätte die Ermittlungen im Fall Jeremina eingestellt, sodass er, Jewgenij, ab sofort aus allen Pflichten entlassen sei. Man hätte alle nur denkbaren Versionen überprüft, aber keine davon hätte zum Erfolg geführt. Gleich nach den Feiertagen würde der Untersuchungsführer die Einstellung des Verfahrens anordnen.
    »Danke für deine Hilfe, Jewgenij. Ich wünsche dir schöne Feiertage«, sagte sie zum Abschied, aber ihre Stimme klang seltsam niedergeschlagen.
    Du bist eben das Verlieren nicht gewöhnt, du Nebelkrähe, dachte Morozow schadenfroh. Aber warte nur, du wirst es noch lernen. Ich werde den Mörder fassen, und du wirst dir die Haare raufen vor Wut. Wie konntest du dir nur Fistin und Djakow entgehen lassen? Du hattest die beiden doch schon an der Angel. Warum hast du auf halbem Weg aufgegeben? Weil du dir nicht sicher warst, weil du nichts in der Hand hattest, um deinen Verdacht zu begründen. Ich hingegen habe etwas in der Hand. Denn ich weiß etwas, das du nicht weißt. Ich weiß, dass Fistin ein Haus gemietet hat, in dem seine Handlanger, zu denen unter anderen Djakow gehört, Vika Jeremina eine ganze Woche gefangen hielten. Und ich weiß, wo dieses Haus sich befindet. Ich kenne den Besitzer, der in der Lage ist, Fistin zu identifizieren, und ich kenne eine Verkäuferin, die Vikas Begleiter wiedererkennen wird. Und es gibt noch zwei Männer, die Vika im Zug gesehen haben und die diese Begleiter ebenfalls wiedererkennen würden. Wenn diese drei Männer in irgendeiner Beziehung zum Waräger-Club stehen, wird Fistin nicht mehr rauskommen, dann hängt ihm der Mord an der Jeremina für alle Zeiten an.
    Jewgenij dachte nicht darüber nach, warum Nikolaj Fistin, der Leiter des Jugendsportclubs, diese ganze Geschichte mit Vika eigentlich angezettelt hatte. Warum er sie in dieses Haus hinter Moskau hatte bringen lassen, um sie dort eine Woche lang gefangen zu halten, bevor sie erwürgt wurde. Die Motive, der psychologische Hintergrund einer Tat interessierten den Hauptmann nicht. Fistin war zwei Mal vorbestraft, und damit war nach Morozows Meinung alles klar. Es kam nur darauf

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