Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der gestohlene Traum

Der gestohlene Traum

Titel: Der gestohlene Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
Vom Netzwerk:
Zeugen mit ihren drei Begleitern gewohnt hatte. Sie wurde in dem Ort nur ein einziges Mal gesehen, am Tag ihrer Ankunft. Danach war sie keinem der Bewohner noch einmal unter die Augen gekommen. Allerdings gelang es Jewgenij, eine Verkäuferin ausfindig zu machen, die sich noch daran erinnern konnte, dass die Leute, die vorübergehend in Onkel Pawels Haus gewohnt hatten, zum Einkaufen in ihr Geschäft gekommen waren. Ihren Aussagen zufolge handelte es sich um mindestens drei Personen, unter ihnen eine Frau.
    Morozow fand auch Pawel Iwanowitsch Kostjukow, genannt Onkel Pawel, der sein Haus in Ozerki diesen Personen für einen Monat überlassen hatte. Er selbst wohnte im benachbarten Jachroma bei seiner Tochter. Dort hütete er seine Enkel und war immer und zu jeder Jahreszeit gern bereit, sein eigenes Haus für beliebig lange Zeit an Gäste zu vermieten. Es stellte sich heraus, dass der Mann, der das Haus bei ihm angemietet hatte, keiner von Vikas Begleitern war. Diesen beschrieb Pawel Iwanowitsch als seriösen, Vertrauen erweckenden Herrn von etwa fünfzig Jahren, vielleicht auch etwas jünger, aber auf jeden Fall über vierzig. Er bezahlte die gesamte Miete im Voraus und versuchte nicht zu handeln, obwohl der schlaue Alte ihm vorsichtshalber einen unverschämt hohen Preis genannt hatte, um sich anschließend wieder herunterhandeln zu lassen und seinem neuen Mieter so das Gefühl zu geben, er habe ein gutes Geschäft gemacht.
    Wie Morozow den rätselhaften Mieter finden sollte, wusste er nicht. Kostjukow verlangte von seinen Gästen keine Papiere, wenn sie im Voraus bezahlten. Das verstieß natürlich gegen das Gesetz, die Gäste des Ortes waren verpflichtet, sich für die Dauer ihres Aufenthaltes polizeilich anzumelden, aber die Mitarbeiter der örtlichen Miliz kannten Pawel Iwanowitsch sehr gut und ließen ihm seine Unterlassungen durchgehen, zumal er sich während der Saison stets streng an die Vorschriften hielt und seine Gäste anmeldete. Aber im Herbst, wenn die Straßen und Wege im Schlamm versanken, hatte er so gar keine Lust, von Jachroma nach Ozerki zu fahren, um dort die nötigen Formalitäten zu erledigen. Allerdings schrieb Kostjukow alles, was mit der Vermietung seines Hauses zusammenhing, in ein dickes Schulheft, und so erfuhr Morozow, dass der Vertrag über die Vermietung des Hauses für die Zeit vom 24. Oktober bis zum 23. November am Samstagnachmittag, dem 23. Oktober, abgeschlossen worden war.
    Im Weiteren wollte Jewgenij sich auf sein Glück verlassen und stürzte los, um die Straße zwischen Moskau und Jachroma abzugrasen, in der Hoffnung, dass der Mann, der Kostjukows Haus gemietet hatte, mit dem Auto nach Jachroma gekommen war. In diesem Fall bestand eine geringe Aussicht, diesen Mann zu finden. Hatte er allerdings den Zug genommen, war die Chance gleich null. Im Lauf der ganzen Woche, während die Kamenskaja in Rom war, fuhr er Kilometer für Kilometer über die Dmitrowskij-Chaussee, den nassen Schnee verfluchend, den Wind, den Matsch und den aufsässigen Schnupfen, den er sich inzwischen geholt hatte. Er hielt an jedem Posten der Straßenpolizei und stellte ein und dieselbe Frage: Welche Autos hatte man am Samstag, dem 23. Oktober, wegen Verletzung einer Verkehrsvorschrift oder zum Zweck der allgemeinen Verkehrskontrolle angehalten?
    Man gab ihm dicke Aktenordner, in denen sich die entsprechenden Protokolle für Oktober befanden, und Jewgenij schrieb sich sorgfältig sämtliche Daten heraus. Er suchte keine bestimmte Person, denn am Steuer des Wagens konnte ein beliebiger Mensch gesessen haben. Morozow war sogar davon überzeugt, dass der Mann, den er suchte, nicht allein nach Jachroma gefahren war, sondern in Begleitung eines der Männer, die am nächsten Tag zusammen mit der Jeremina das Haus bezogen hatten. Anders konnte es nicht gewesen sein, denn die Bewohner von Ozerki hatten die Fremden zwar gesehen, aber keiner von den Zeugen konnte sich daran erinnern, dass jemand von ihnen nach dem Weg zu Kostjukows Haus gefragt hätte. Das bedeutete, dass sie den Weg bereits gekannt hatten. Wahrscheinlich war der geheimnisvolle Fremde, nachdem er die Miete bezahlt und den Schlüssel vom Hausbesitzer erhalten hatte, von Jachroma nach Ozerki gefahren und hatte dort seinem Begleiter das Haus gezeigt, damit diejenigen, die es am nächsten Tag beziehen sollten, nicht mehr nach dem Weg fragen mussten und so in der ganzen Ortschaft auffielen.
    Dennoch blieb eine Frage offen. Wie hatte der Fremde selbst

Weitere Kostenlose Bücher