Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gewinner Geht Leer Aus

Der Gewinner Geht Leer Aus

Titel: Der Gewinner Geht Leer Aus
Autoren: Richard Stark
Vom Netzwerk:
dem Sofa an der gegenüberliegenden Wand kniete. Er weinte so heftig, dass seine Schultern zuckten, während er etwas auf ein Blatt Papier schrieb. Die beiden Männer standen rechts und links hinter ihm – es waren ganz normale Schläger, groß, aber gewöhnlich. Wenn das hier vorüber war, musste einer von beiden noch am Leben sein, um Fragen beantworten zu können.Der Mann zur Rechten hielt einen langen, biegsamen Totschläger, mit dem er sicher erhebliche Schmerzen zufügen konnte, doch der andere hatte die 9-mm-Beretta, und so war er es, den Parker zuerst niederschoss.
    Der zweite war eine Überraschung. Er hörte den Schuss, sah, wie das Tableau in Bewegung geriet, wie sein Partner zusammenzuckte und Lloyds Kopf hochfuhr, und drehte sich, ohne auch nur in Parkers Richtung zu sehen, nach rechts um, hob die Arme über den Kopf und sprang mit einem Satz durch das große Wohnzimmerfenster.
    »Nimm die Kanone und halt den hier in Schach!« rief Parker Lloyd zu und rannte zur Haustür hinaus.
    Der andere sprang gerade über das Verandageländer. Parker schoss auf ihn, wusste aber, dass er ihn verfehlt hatte und nicht noch mehr Schüsse abgeben konnte, nicht hier, nicht jetzt. Der andere rannte, Blut im Gesicht und auf den Unterarmen, durch den Vorgarten, und Parker sah, dass ein vorbeifahrender Mann die Szene mit einem neugierigen Blick musterte.
    Er wollte beide haben, er brauchte beide, aber er konnte nicht am hellen Nachmittag und in einer reinen Wohngegend einen blutenden Mann verfolgen. Und wie lange würde Lloyd den ersten Mann in Schach halten können, auch wenn der eine Kugel im Bein hatte? Widerwillig, aber in dem Wissen, dass ihm nichts anderes übrigblieb, ging Parker wieder ins Haus.
    Lloyd war allein im Wohnzimmer und lag, das Gesicht in den Teppich gedrückt, zusammengekrümmt auf dem Boden. Er hörte Parker eintreten und sah ihn mit tränenverschmiertem Gesicht an; eigenartigerweise lächelte er. Dann streckte er sich ein kleines bisschen, um zu zeigen, dass er die Beretta noch hatte – er hielt sie mit beiden Händen umklammert.Das war der Grund seines Lächelns: Er hatte sich die Pistole nicht von einem Mann wegnehmen lassen, der eine Kugel ins Knie bekommen hatte.
    Parker breitete die Hände zu einer lautlosen Frage aus, und Lloyd nickte in Richtung der Verbindungstür zwischen Wohn- und Esszimmer. Parker machte einen Schritt darauf zu, merkte aber, dass das ein Fehler wäre. Das Knie dieses Mannes war zerschmettert – wie schnell konnte er sich bewegen, und wie weit würde er kommen?
    Parker ging durch den Korridor zur Esszimmertür. Als er vorsichtig durch den Spalt spähte, sah er, dass der andere rechts neben der Tür zum Wohnzimmer stand, durch die man noch immer Lloyd auf dem Boden kauern sah. Der Mann lehnte an der Wand, das rechte Hosenbein war vom Knie abwärts blutgetränkt. Seine Hände umklammerten einen Stuhl, den er vom Esszimmertisch herangezogen hatte. Er wollte, dass Parker durch die Tür trat, damit er ihm den Stuhl ins Gesicht schlagen konnte.
    Nein. Parker tat einen Schritt ins Esszimmer, zeigte seine Pistole und sagte: »Setz dich lieber darauf. Du fühlst dich gleich besser.«
    Der Mann sah ihn an. Er hatte Schmerzen, doch er suchte noch immer nach einem Ausweg. Sein Blick huschte zum Fenster.
    »Wohl kaum«, sagte Parker. »Du willst, dass er zurückkommt, und ich will das auch, aber das wird er wohl kaum tun. Setz dich, die Fragestunde ist noch nicht vorbei.«
    Der andere dachte darüber nach und schüttelte dann den Kopf. »Ich bin bloß der Mann fürs Grobe«, sagte er. Sein Atem ging pfeifend. »Mein Partner weiß alles.«
    »Ein bisschen weißt du auch –«
    Lloyd stürmte aus dem Wohnzimmer herein, das Gesichtverzerrt vor Hass und Scham und Rachsucht. »Du Scheißkerl !« schrie er, zielte mit der Beretta auf das Gesicht des Mannes und drückte ab.

ZWEI
    Parker schlug Lloyd die Beretta aus der Hand und streckte ihn mit einem Faustschlag nieder, aber es war zu spät. Der Kopf des Mannes war über die ganze Wand verteilt, und sein Körper war zusammengesunken wie ein Sack Türknäufe.
    Lloyd lag seitlich auf dem Boden und starrte entsetzt auf den Mann, den er gerade getötet hatte. »Mein Gott«, flüsterte er.
    »Ich brauchte ihn«, sagte Parker. » Du brauchtest ihn. Und diese Schweinerei brauchst du nicht.«
    »Ich wollte … Ich wusste nicht, was ich …«
    »Du bist auf einmal ganz schön mutig geworden«, sagte Parker. »Steh auf. Hör auf, ihn anzusehen. Steh
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher