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Der Gewinner Geht Leer Aus

Der Gewinner Geht Leer Aus

Titel: Der Gewinner Geht Leer Aus
Autoren: Richard Stark
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bei denen er nicht geschnappt worden ist. Ich frage mich, ob du in diesen Geschichten vorgekommen bist.«
    »Hat er Namen genannt?«
    »Normalerweise nicht.«
    »Sähe ihm auch nicht ähnlich«, sagte Parker.
    Lloyd musterte Parkers Profil und verarbeitete diese Bemerkung, dann sah er wieder geradeaus auf die gelbgraue Welt, beleuchtet von der roten Nachmittagssonne hinter ihnen, so dass die schwarzen Schatten der Fahrzeuge diesen vorauseilten, und was er schließlich sagte, war, auch wenn es nicht so klang, eine Fortsetzung des Gesprächs: »Ich glaube, seit ich draußen bin, lerne ich mehr über diese neue Welt als in der ganzen Zeit im Knast.«
    »Du bist ein intelligenter Bursche«, sagte Parker. »Du kriegst das schon hin.«
    »Mir bleibt ja auch nichts anderes übrig«, sagte Lloyd. Was auch wieder stimmte.
     
    »Du solltest lieber nicht mit reinkommen«, sagte Lloyd, als sie sich seinem Wohnviertel näherten. »Du bist ein schlechter Umgang. Eigentlich dürftest du wahrscheinlich nicht mal vor dem Haus halten. Lass mich an der Ecke raus und fahr ein paarmal um den Block.«
    »Okay.«
    Lloyd griff unter das Armaturenbrett und legte einen Schalter um. »Das ist die Sprechfunkverbindung zu meiner Wohnung«, sagte er. »Wenn ich alles zusammengepackt habe und rauskomme, sage ich dir Bescheid.«
    »Gut.«
    »Wenn du mir irgendwas sagen willst – siehst du den weißen Knopf da drüben an der Seitenbelüftung?«
    Das Loch für den Knopf war säuberlich gebohrt worden, doch man sah deutlich, dass er nachträglich angebracht worden war. »Ja«, sagte Parker.
    »Den musst du drücken und dann einfach sprechen. Dann höre ich dich.«
    »Wer ist außerdem noch im Haus?«
    »Niemand mehr.« Das schien Lloyd peinlich zu sein. »Meine Frau hat, zwei Jahre nachdem ich in den Knast gewandert bin, die Scheidung eingereicht.«
    »So was kommt vor.«
    »Ja, das hat der Bewährungshelfer auch gesagt. Aber ich habe noch ein paar Cousins, die mich manchmal besuchen, also verständigen wir uns per Sprechfunk.«
    »Aha.«
    »Noch zwei Blocks, dann steige ich aus.«
    Dieser Teil von West-Springfield, am westlichen Ufer des Connecticut, war eine ordentliche Arbeitergegend: Hier standen ältere zweistöckige Einfamilienhäuser, die meisten mit Veranda und kurzgeschnittenem Rasen; oft lag Spielzeug im Vorgarten. Es waren nicht viele Fahrzeuge unterwegs, und die gehörten Anliegern. Ein Fremder konnte sich hier nicht lange aufhalten, ohne aufzufallen.
    »Wie lange wird’s dauern?« fragte Parker. »Bis du wieder rauskommst.«
    »Nicht mehr als zehn Minuten.«
    »Ich fahre raus aus dem Viertel und komme dann zurück.«
    »Gut, in Ordnung. Da vorn, bei der Kirche.«
    Parker fuhr an den Randstein und sah sich um. »Und in welche Richtung liegt dein Haus?«
    Lloyd zeigte nach rechts. »Es ist einen halben Block von hier, Nummer 387. Aber komm nicht dorthin!«
    »Nein, ich werde hier warten.«
    »Okay.«
    Lloyd stieg aus und ging davon, ein vom Leben gebeutelter, ernster Mann, der einst eine Frau und ein Haus in dieser bescheidenen Gegend gehabt hatte, wo er doch eigentlich reich hätte sein sollen. Und als er gemerkt hatte, was sich da tat, war er durchgedreht, und nun versuchte er, ein neuer Mensch zu werden, ohne genau zu wissen, wie dieser neue Mensch aussah. Seine Offenheit und Anpassungsfähigkeit hatten ihm offenbar geholfen, im Knast zu überleben, doch hier draußen würden sie ihm nicht viel nützen. Er war der Mann fürs Technische, den Elkins und Wiss brauchten, aber Parker fragte sich, wie groß das Risiko war, das sie mit Lloyds Persönlichkeit eingingen.
    Er fuhr ein halbes Dutzend Blocks geradeaus, bog dann für ein paar Blocks nach links ab und fuhr dann nochmals links. Plötzlich hörte er aus dem Lautsprecher ein leises Rauschen. Lloyds Sprechfunkgerät? Hatte er es eingeschaltet?
    Ja. Er sagte etwas. »… passiert keinem was … wie soll man das zu dir zurückverfolgen? Ausgeschlossen.« Nein, das war nicht Lloyd.
    »Wenn ich wüsste, wo er ist, würde ich’s euch doch sagen.« Das war Lloyd. »Ich bin kein mutiger Mann. Seht mich an – ich hab eine Scheißangst vor euch beiden. Wenn ich’s wüsste, würde ich es euch sagen.«
    Brock und Rosensteins zweites Team war also zu dem Schluss gekommen, dass Parker nicht so bald zu dem Haus am See zurückkehren würde und man ebensogut versuchen könnte, durch einen der anderen Namen auf Lloyds Computer an ihn heranzukommen. Und dann hatte man sich das schwächste Glied
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