Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gewinner Geht Leer Aus

Der Gewinner Geht Leer Aus

Titel: Der Gewinner Geht Leer Aus
Autoren: Richard Stark
Vom Netzwerk:
ausgesucht.
    »Ich sag dir mal was«, sagte eine dritte Stimme, als Parker links abbog und vor sich in einiger Entfernung die Kirche sah. »Du erzählst uns jetzt erst mal eine andere Geschichte, nur so zum Warmwerden.«
    »Geschichte? Was für eine Geschichte?«
    »Von dem Ding, das du und die anderen drei durchziehen wollen. Erzähl uns davon.«
    »Nein, das kann ich nicht.«
    »Doch, doch, du kannst.«
    Einen Block vor der Kirche hielt Parker vor der Filiale einer Bücherei an. Seine Pistole steckte in der Innentasche des Jacketts. Er zog die Fernbedienung für das Garagentor unter der Sonnenblende hervor und steckte sie in die rechte Außentasche. Dann stieg er aus, schloss den Wagen nicht ab und machte einen kleinen Spaziergang.
     
    Es blieb nicht genug Zeit, diese Sache indirekt anzugehen. Lloyd würde diesen Männern keine Sekunde standhalten können, und wenn sie ihn erst einmal ausgequetscht hatten, warum ihn dann nicht umbringen? Und selbst wenn sie das nicht taten, hätte er eine weitere Niederlage erlebt, über die er brüten könnte, wenn er eigentlich über Paxton Marinos Sicherheitssystem nachdenken sollte.
    Es gibt so etwas wie eine Versagermentalität, und das Versagen ist sowohl Ursache als auch Symptom. Offenbar hatte das Bewusstsein, ein Versager zu sein, Lloyd schon einmalzu einem blinden Wutanfall getrieben, und wenn sich das wiederholte, würde er Parker und den anderen nichts mehr nützen können. Und das war schlecht, denn wie es aussah, war das Ding ohne Larry Lloyd nicht zu drehen.
    Das Haus hatte eine Fassade aus dunklen Schindeln und stand auf der linken Straßenseite hinter einem gepflegten Vorgarten. Die breite Vorderveranda hatte ein grünes, von gemauerten Pfeilern gestütztes Schindeldach, und das Haus selbst, auf das Parker jetzt langsam zuging, erschien still, wenn nicht verlassen. Links davon, aus Parkers Sicht davor, war zu einem späteren Zeitpunkt eine Einzelgarage angebaut worden, zwar im selben Stil wie das Haus, doch irgendwie anders. Die geteerte Zufahrt war auf der linken Seite von einer niedrigen Ligusterhecke begrenzt, die der Nachbar gepflanzt hatte. In einem Block, wo die meisten Häuser mit weißen oder pastellfarbenen Brettern verkleidet waren, wirkte Lloyds Haus wie eines, das ein Geheimnis barg.
    Parker blieb nicht stehen. Er bog hinter der Hecke ab und schritt die Garagenzufahrt hinauf, wobei er darauf vertraute, dass die beiden da drinnen sich auf Lloyd konzentrierten und nicht aus dem Fenster sahen. Als er sich dem braungestrichenen hölzernen Schwingtor näherte, zog er die Fernbedienung hervor und drückte auf den Knopf. Das Tor öffnete sich ruckend, und er warf sich zu Boden, so dass er auf die linke Seite zu liegen kam, und wälzte sich durch den Spalt unter dem Tor. Er drückte abermals auf den Knopf – das Tor verharrte –, dann noch einmal – es schloss sich wieder – und kroch über den leeren Betonboden zur rechten Wand, die an das Haus angrenzte. Er legte die Fernbedienung beiseite und zog die Pistole hervor.
    Ob man das nur wenige Sekunden dauernde Surren des Garagentormotors im Haus gehört hatte? Und wenn ja, wares in so kurzer Zeit zu identifizieren? Parker kniete sich nieder und hielt die Pistole mit beiden Händen auf die Verbindungstür zum Haus gerichtet. In dieser Haltung erhob er sich, die rechte Schulter an der Wand abgestützt, bis er aufrecht dastand.
    Kein Laut, keine wahrnehmbare Bewegung. Doch es blieb keine Zeit, sich zu vergewissern; er schlich an der Wand entlang, lauschte für zwei Sekunden an der Tür, drehte mit der Linken den Knauf und öffnete sie.
    Geräusche, aus einiger Entfernung. Geflenne. Lloyd war bereits zusammengebrochen.
    Parker ging durch eine unaufgeräumte Küche, ohne sie richtig wahrzunehmen, denn er konzentrierte sich auf die andere Tür, auf die Geräusche, die von dort kamen. Er trat in einen dunklen Korridor; gegenüber war eine Tür, die in ein Esszimmer führte. Durch einen Milchglaseinsatz in der Haustür zu seiner Rechten fiel etwas trübes Tageslicht. Aus dieser Richtung kam das Schluchzen.
    Der Teppich dämpfte seine Schritte. Er ging mit ausgestreckter Pistole durch den Korridor, drehte sich zu der Wohnzimmertür blitzschnell nach rechts und verpasste dem Mann zur Linken eine Kugel ins Knie.
    Das Tableau fror für einen Augenblick ein, als wären die Anwesenden vor Schreck über den Schuss wie gelähmt. In der Drehung hatte Parker gesehen, dass Lloyd mit dem Rücken zur Tür an dem Couchtisch vor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher