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Der Gewinner Geht Leer Aus

Der Gewinner Geht Leer Aus

Titel: Der Gewinner Geht Leer Aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Stark
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Hafen von New Jersey umgeschlagen, wo die Kosten niedriger und die Bestimmungen weniger streng sind. Die Küste bei Newark, Elizabeth, Jersey City und Bayonne ist ein einziges großes Gewirr aus Piers, Lagerhäusern, Erdöltanks, sich windenden Eisenbahnschienen, Kränen, Sattelschlepperauflegern, Maschendrahtzäunen, Gabelstaplern und Schuppen für das Wachpersonal. Tag und Nacht leuchten Scheinwerfer von hohen Masten und den Giebeln von Lagerhäusern. Rund um die Uhr machen Frachtschiffe aus allen Häfen der Welt an den Piers fest. Die großen Lastwagen rollen vom Turnpike heran, und Frachtmaschinen starten vom Flughafen Newark International. Die Tausende und Abertausende von Firmen, die hiereine Niederlassung haben, erfüllen jedes Bedürfnis, jeden Wunsch, den man nur haben kann.
    Hier machte die Firma Cosmopolitan Beverages ihre Geschäfte, jedenfalls den legalen Teil ihrer Geschäfte. Auf dem Dach eines breiten, dreistöckigen Backsteingebäudes, das vor langer Zeit in einem stumpfen Grau gestrichen worden war, stand in rot und golden leuchtender Neonkursive COSMOPOLITAN und darunter in roter Blockschrift BEVERAGES. Es war ein freistehendes Gebäude, umgeben von aufgeplatztem, hier und da mit Asphalt geflickten Beton. Zwischen dieser weiten Fläche und der gleichermaßen holprigen Straße war ein Maschendrahtzaun, der an beiden Enden des Grundstücks im rechten Winkel abknickte und in Richtung der Piers und der Upper New York Bay verschwand. An den beiden Ecken befanden sich offene Tore – das linke führte zu einem fast ganz besetzten Parkplatz neben dem Gebäude, während hinter dem rechten ein kleinerer und beinahe leerer Platz lag. Auf einem Schild am Zaun neben dem Tor stand BESUCHERPARKPLATZ.
    Durch dieses Tor fuhr Arthur. »Genauso wie vorhin?« fragte er.
    »Nein. Diesmal bin ich Hargetty«, sagte Parker. Er musterte das Profil des alten Mannes, als dieser den Volvo an der vorderen Ecke des Gebäudes parkte. »Haben Sie irgendwelche Kanonen hier im Wagen?«
    Arthur schüttelte den Kopf. »Ich habe in meinem ganzen Leben keine Pistole besessen. Ich hab mit Gewehren geschossen, aber das war vor langer Zeit, in der Armee. Und nur auf Zielscheiben.«
    »Wenn es brenzlig wird«, sagte Parker, »lassen Sie sich fallen und rollen Sie sich in eine Ecke.«
    »Und vertraue meine Seele Jesus an.«
    »Wenn Sie wollen.«
    Sie stiegen aus. »Nicht abschließen«, sagte Parker, denn Arthur war im Begriff, ebendies zu tun.
    »Stimmt«, sagte Arthur.
    Der alte Beton, der das Gebäude umgab, war wie die Eisschollen auf einem See, wenn es getaut und dann wieder gefroren hat, doch ein anderthalb Meter breiter Streifen aus neuerem, glatten Beton führte in einer geraden Linie vom Besucherparkplatz an der Vorderseite des Gebäudes entlang zum Haupteingang. Parker ging voran und trat durch die Drehtür in eine große Empfangshalle: Auf einem glänzenden schwarzen Boden stand als einziges Möbel ein niedriger, breiter schwarzer Tisch. Die Wand dahinter war gewölbt und schimmerte silbrig – es war, als befände man sich in einem Ei aus Platin. An dieser Wand waren, jede in ihrer eigenen kleinen Vitrine, in unregelmäßigen Abständen Flaschen der verschiedenen Getränke ausgestellt, die Cosmopolitan importierte; daneben stand die entsprechende Geschenkverpackung.
    Der Mann am Empfang war schwarz, dünn, um die Dreißig und hatte einen dichten Schnurrbart, der sein Gesicht zarter und weniger wichtig wirken ließ. Er trug Jeans und ein dunkelgrünes Polohemd unter einem dunkelbraunen Blazer, dessen Brusttasche mit den verschlungenen goldenen Lettern CB bestickt war. Er sah Parker und Arthur an, als wäre ihre Anwesenheit zwar verblüffend, aber ohne Bedeutung, und als wäre das Konzept des »Besuchers« hier noch nie praktisch erprobt worden.
    Parker blieb vor dem Tisch stehen und sagte: »Frank Meany.«
    Der Mann nickte, reagierte aber nicht weiter.
    »Wir wollen zu ihm«, sagte Parker.
    Schließlich fiel dem Mann etwas ein, was er sagen konnte: »Haben Sie mit ihm telefoniert?«
    »Ja, vor kurzem.«
    »Und er hat gesagt, Sie sollen hierher kommen?«
    »Er hat nicht gesagt, dass ich mit Ihnen reden soll. Er hat gesagt, ich soll mit ihm reden.«
    Der Mann sah sich um, als müsste noch jemand anders dasein, mit dem er die Situation besprechen könnte, doch dann zuckte er die Schultern, wandte sich ab und griff zum Telefon.
    Parker wartete und beobachtete den Mann, während der über die Hausleitung telefonierte. Er sprach

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