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Der Gewinner Geht Leer Aus

Der Gewinner Geht Leer Aus

Titel: Der Gewinner Geht Leer Aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Stark
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leise, war aber zu verstehen. »Hier ist jemand für Mr. Meany.« Eine kleine Pause. »Ja, anscheinend.« Wieder eine Pause. »Ich werde fragen.« Er wandte sich an Parker. »Wie ist Ihr Name.«
    »Rafe Hargetty.«
    Der Mann wiederholte den Namen in den Hörer und sagte dann »Okay«. Er lehnte sich in seinem Drehsessel zurück, sah ins Leere und klopfte mit dem Radiergummi eines Bleistifts auf seine Gürtelschnalle.
    Parker sah sich um. In der Empfangshalle befanden sich nur der Tisch, die Vitrinen und der gleichgültige Mann in seinem braunen Cosmopolitan-Blazer. Es gab keine Sitzgruppe für wartende Besucher, keine Zeitschriften. Cosmopolitan bemühte sich zwar, wie eine normale Firma zu wirken, doch diese Bemühungen waren halbherzig. Vielleicht wussten die Bosse nicht, dass geschäftliche Besucher normalerweise einen Platz angeboten bekamen – mit Sicherheit war es ihnen gleichgültig.
    In der silbernen Rückwand befand sich, nicht weit von der rechten Ecke, eine unauffällige, in demselben Silberton gehaltene Tür, die sich nun öffnete. Drei Männer kamen heraus.Noch bevor Arthur in harschem Ton »Frank« gesagt hatte und der erste Mann, der durch die Tür getreten war, mit gerunzelter Stirn in seine Richtung sah, wusste Parker, dass dies Meany sein musste. Er war groß und massig und hatte den runden Kopf eines Schlägers, mit ganz kurz geschnittenen Haaren, an denen ein Faustschlag abgleiten konnte. Er trug einen dunkelgrauen Anzug, ein hellblaues Hemd und eine Krawatte in den Farben Goldgelb und Rosarot, und sein Schneider hatte sich große Mühe gegeben, ihn weniger wie einen Gangster und mehr wie einen Geschäftsmann aussehen zu lassen. Das wäre ihm vielleicht auch gelungen, wenn er auch etwas an Meanys Gesicht mit dem breiten Kinn und den kleinen Augen hätte ändern können. Die vier schweren Ringe, zwei an jeder Hand, waren nicht zur Zierde da. Er hatte den plattfüßigen Gang eines Boxers, der zu Beginn der Runde aus seiner Ecke kommt.
    Der zweite Mann erregte beinahe genauso Parkers Aufmerksamkeit. Auch er war ein Schläger, wenn auch weniger imposant als Meany. Er trug eine Baumwollhose und ein blaues Arbeitshemd, dessen Ärmel aufgekrempelt waren. Seine Stirn, das rechte Ohr, die rechte Wange und beide Handrücken waren verbunden. Er war derjenige, der durch Larry Lloyds Wohnzimmerfenster gesprungen war.
    Parker trat näher an den Tisch und zog dabei die Beretta. Er wusste, dass sie in diesem großen Raum gegen drei Mann nicht ausreichen würde, aber etwas anderes hatte er nicht. Der bandagierte Schläger griff an seine Hüfte, und der dritte Mann, ein Duplikat von ihm, bloß ohne Bandagen, tat das gleiche. Arthur wich erschrocken zurück, bereit, sich jederzeit fallen zu lassen und in eine Ecke zu rollen.
    Doch Meany hob sofort beide Arme, die Handflächen nach außen gekehrt, als wäre er ein Schiedsrichter. »Halt!«sagte er, und er schien sich absolut sicher, dass man ihm gehorchen würde.
    Alle erstarrten. Auch Parker hielt inne, um zu sehen, was geschehen würde. Die Beretta war, für alle sichtbar, knapp über dem Tisch.
    Meany warf einen Blick zur Seite auf seine Leute, um sich zu überzeugen, dass sie sich nicht rührten, dann sah er Parker an und sagte mit einem ungeduldigen Unterton: »Was wollen Sie mit dem Spielzeug da? Geben Sie’s Norm und kommen Sie mit in mein Büro, dann können wir die Sache klären. Sie sind Parker, nicht?«
    »Ja«, sagte Parker.
    »Dann haben wir ja einiges zu besprechen«, sagte Meany. Seine kleinen Augen bewegten sich. »Ach, hallo, Arthur«, sagte er. »Du wirst es nicht glauben, aber ich freue mich, dich zu sehen. Kommt mit in mein Büro, dann reden wir.« Er sah abermals Parker an. »Ja?«
    »Das Spielzeug behalte ich«, sagte Parker und steckte die Beretta ein.

ACHT
    Hinter der silbernen Wand war das Gebäude ein Lagerhaus, lang und breit, mit Betonboden und Paletten voller Kartons, so hoch aufgestapelt, dass sie beinahe bis zu den Neonleuchten reichten, die in grellweißen Streifen von der drei Meter hohen Decke hingen. Der Raum war erfüllt vom widerhallenden Dröhnen zahlreicher Motoren und Maschinen, manche näher, andere weiter entfernt, aber allesamt zu laut, um eine normale Unterhaltung führen zu können.
    Meany bog nach rechts ab, Arthur folgte ihm, dann kamen Parker und die anderen beiden. Sie gingen durch lange Gassen aus gestapelten Kartons, in einiger Entfernung waren Arbeiter und Gabelstapler zu sehen. Am letzten Quergang wandte Meany

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