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Der Gewinner Geht Leer Aus

Der Gewinner Geht Leer Aus

Titel: Der Gewinner Geht Leer Aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Stark
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in sich hinein und hatte wenigzu sagen, während Paul und Pam sich unterhielten. Paul war ein schmächtiger Mann, nicht einmal durchschnittlich groß und sehr dünn. Er hatte ein freundliches, gutmütiges Gesicht und trug eine Hornbrille, hinter deren Gläsern seine Augen riesig aussahen.
    Heute abend musste Pam ihnen von der seltsamen Begegnung auf der Straße erzählen. Sobald sie am Tisch saßen, sagte sie, ohne einen von ihnen anzusehen: »Ich habe heute den Mann gesehen, der damals ins Haus kam und auf euch geschossen hat.«
    Es folgte ein verblüfftes Schweigen. Paul starrte sie an, und selbst Matt hob den Kopf und blinzelte in ihre Richtung. Schließlich sagte Paul: »Du hast ihn gesehen ? Wo?«
    »Vor dem Haus. Er ging die Straße entlang und ist in die Bank Street abgebogen.«
    Paul setzte die Brille ab und rieb sich die Augen. Die Hand mit der Brille zitterte. »Er ist hier«, sagte er. »Er hat uns gefunden.«
    »Das ist deine Schuld«, sagte Matt. Er war so fett geworden, dass er bei jedem Satz keuchte. Er starrte Paul wütend an und sagte: »Du hast es wieder mal versaut!«
    »Aber Charov sollte doch –«
    »Charov!« Matt schlug auf die Armlehne des Rollstuhls. »Der Scheißrusse war eben nicht so gut, wie er dachte! Keiner von euch hat doch irgendwas drauf! Wenn ich nur könnte …!«
    »Ich muss sie anrufen«, sagte Paul, sprang auf und rannte hinauf, wo er telefonieren konnte, ohne dass Pam es hörte.
    Es gab immer Dinge, die Paul vor ihr geheimhalten musste. Das betraf sowohl seine Arbeit als auch die Abende, an denen er sich herausputzte und, nach After-shave duftend, ausging, und Pam war froh, dass sie darüber nichts wusste.Sie wollte es gar nicht wissen. Sein Elektronikgeschäft in der Fourteenth Street machte Gewinn, aber sie war sicher, dass er noch andere Geldquellen hatte: Für dieses Haus und all das Geld, das er ihr im Lauf der Jahre gegeben hatte, hätten die Einnahmen aus dem Geschäft nicht gereicht.
    Während sie Paul oben telefonieren hörte, wandte Matt sich ihr zu und sah sie finster an. »Und du wirst auch keine Hilfe sein«, knurrte er.
    »Ich war schon mal eine Hilfe«, sagte sie. »Ich hab sogar dir geholfen.« Sie musste sich seine schlechte Laune nicht gefallen lassen.
    Matt sagte nichts mehr, und sie schwieg ebenfalls. Sie nahm ihre Gabel und aß ein wenig. Von oben hörte sie Paul, dann eilige Schritte auf der Treppe.
    Er war bleich und setzte sich nicht wieder auf seinen Platz am Tisch, sondern blieb in der Tür stehen und starrte Matt entsetzt an. »Die lassen uns hängen«, sagte er.
    Matt hob den Kopf. »Was? Das können sie nicht tun!«
    »Doch.« Paul war fahrig, bestürzt, verzweifelt. »Er war bei ihnen, er hat irgendwas getan, ich weiß nicht, was. Sie werden uns jedenfalls nicht mehr helfen. Sie haben Parker gesagt, sie halten sich raus.«
    »Das haben sie ihm gesagt?« Wieder schlug Matt auf die Armlehne des Rollstuhls. »Gib mir eine Kanone! Diesmal werde ich ihn erledigen, verdammt! Gib mir eine Kanone!«
    »Matt –«
    »Paul, wenn du Matt eine Pistole gibst, gehe ich«, sagte Pam ruhig.
    »Verdammte Schlampe!«
    »Schon gut, Matt«, sagte Paul und wollte ihm auf die Schulter klopfen, merkte aber rechtzeitig, dass es nicht gut war, in seine Reichweite zu kommen. Er blieb auf Armlängeentfernt stehen und sagte: »Du brauchst keine Kanone, Matt. Wir kriegen das schon hin. Mach dir keine Sorgen, er wird nicht reinkommen. Wir kriegen das schon hin.«

DREI
    Zu Hause waren Frank Elkins und Ralph Wiss ganz anders als unterwegs. Zu Hause waren sie Familienväter, wohnten nicht weit voneinander entfernt in demselben Vorort von Chicago und nahmen Anteil am Familien- und Gemeinschaftsleben. Beide hatten mehrere Kinder und große, weitverzweigte Familien mit Cousinen und Cousins und Schwägerinnen und Schwägern, doch mit Ausnahme ihrer Ehefrauen wusste niemand, womit Elkins und Wiss in Wirklichkeit ihr Geld verdienten. Die beiden arbeiteten zusammen, waren viel unterwegs und verdienten genug, um sich ein komfortables Leben leisten zu können. Das war alles. »Wir organisieren Spezialveranstaltungen«, sagte Elkins, wenn man ihn fragte – was nur selten geschah –, und Wiss nickte. Sie organisierten Spezialveranstaltungen.
    Elkins schätzte sich überaus glücklich, sowohl was seine Familie als auch was seinen Partner betraf. Die meisten Männer, die er kannte, waren Einzelgänger, die nicht viel Freude am Leben hatten, aber für ihn galt das nicht. Und was seinen

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