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Der Gewinner Geht Leer Aus

Der Gewinner Geht Leer Aus

Titel: Der Gewinner Geht Leer Aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Stark
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dass er und Brad sich jetzt im selben Bundesstaat befanden, nur drei Stunden voneinander entfernt, und dass er Brad besuchen und mit ihm sprechen konnte, wenn er wollte.
    Aber warum sollte er das wollen? Er hatte keinerlei Verlangen, erneut die Beherrschung zu verlieren – wozu also eine Konfrontation? Es würde nur beweisen, dass er schwach war, zweitklassig, ein Versager, der die Vergangenheit nicht auf sich beruhen lassen konnte. Gewinner dagegen stürzten sich in ein neues Spiel.
    Ich werde ein Gewinner sein, dachte Lloyd. Ich werde mich in ein neues Spiel stürzen – dieser Raub in Montana wird es mir ermöglichen. Ich werde nicht zu Brad gehen, noch nicht. Erst wenn ich wieder auf eigenen Beinen stehe.
     
    Da er nicht wusste, ob er würde schlafen können, nahm er eine Tablette, und so mussten sie eine ganze Weile an seine Tür hämmern, bis er sie hörte und ihnen öffnete, und das machte sie nur um so ungeduldiger und wütender. Ein halbes Dutzend Polizisten – vier in Uniform und zwei in Zivil – stießen ihn grundlos herum, fragten ihn über alle möglichen Einzelheiten seines Lebens aus und stellten das ganze Haus auf den Kopf. Es war lästiger und schlimmer als alles, was er sich bisher von ihnen hatte gefallen lassen müssen.
    Die Tablette hatte ihn so benommen gemacht, dass es eine Stunde dauerte – eine Stunde, in der sie suchten und wühlten und in allen Zimmern ein Chaos anrichteten –, bis ihm bewusst wurde, worum es hier ging. Sie machten diese Durchsuchung, weil Brad entlassen worden war. Sie gaben ihm zu verstehen: Halt dich fern von deinem früheren Partner, von dem Mann, den du umbringen wolltest. Keiner von ihnen erwähnte Brads Namen, ebensowenig wie Lloyd, doch darum ging es.
    Gott sei Dank hatte er die Pistole nicht behalten. Als Parker ihn hatte aufräumen lassen, nachdem er so dumm gewesen war, dem Mann ins Gesicht zu schießen, hatte er füreinen Augenblick erwogen, die Waffe zu behalten und irgendwo zu verstecken, war aber dann zu dem Schluss gekommen, dass er kein Mann war, dem man eine Waffe anvertrauen sollte. Darum hatte er sie zusammen mit der Leiche in die Plastikplane gewickelt und von der Brücke in den Fluss geworfen. Jetzt war er sehr froh, diese Entscheidung getroffen zu haben, denn die Durchsuchung war äußerst gründlich. Sie hätten die Pistole gefunden. Und dann wäre er bis an sein Lebensende nicht mehr aus dem Knast herausgekommen.
    Den Computer und den Internetzugang fanden sie allerdings nicht. Das konnten sie auch gar nicht, denn er hatte beides sehr überzeugend als etwas anderes getarnt. Wenigstens dieser kleine Sieg blieb ihm.
    Ihnen dagegen gelang etwas, was ihnen bisher nicht gelungen war: Sie zerstörten seinen Glauben, dass er diese ganze Geschichte irgendwann hinter sich lassen würde. Als er gegen Ende der Durchsuchung einen der Polizisten in Zivil fragte: »Warum tun Sie das eigentlich?«, antwortete der Mann feixend: »Weil wir es können.«
    »Aber das ist doch kein Grund.«
    »Wir brauchen keinen Grund«, sagte der Zivilpolizist. »Sie sind unser Hobby, Lloyd. Wir kommen und spielen mit Ihnen, wann wir wollen.«
    Die Wirkung der Tablette war verflogen, als sie um vier Uhr morgens endlich abzogen. Die Wirkung der Tablette war verflogen und damit der Glaube, er könne weiterhin Larry Lloyd sein und eines Tages zu seinem einstigen Leben, seinem einstigen Ich zurückkehren. Sie würden es nicht zulassen. Sie würden es nie mehr zulassen.
    4:12, sagte der Computer, als er ihn einschaltete. Er klinkte sich sogleich in den Computer von American Airlines einund buchte auf den Namen Larry Perkins für den Nachmittagsflug vom Logan Airport in Boston nach St. Louis einen Platz in der ersten Klasse. Vor Monaten hatte er den Computer der Bostoner Führerscheinstelle überredet, ihm einen Führerschein auf diesen Namen auszustellen. Den würde er morgen in Logan vorzeigen.
    4:27, sagte der Computer, als er ihn ausschaltete, zerlegte und so gründlich zerstörte, dass niemand je wissen würde, was dieser Apparat gewesen war und was er gewusst und getan hatte. Lloyd ging rasch durch das Haus und packte nur das ein, was er unbedingt zu brauchen glaubte. Er hatte viel zu erledigen und nur sehr wenig Zeit.
    5:03 zeigte die Uhr im Armaturenbrett seines alten Honda Accord, als er den Motor anließ und zum letztenmal von zu Hause aufbrach.
     
    11:00. Lloyd erinnerte sich an George Carews Haus, erinnerte sich daran, dass man es ihm gezeigt hatte und dass er drei- oder

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