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Der Gewinner Geht Leer Aus

Der Gewinner Geht Leer Aus

Titel: Der Gewinner Geht Leer Aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Stark
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Gesicht.
    Brad taumelte zurück und hob die Hände vor das Gesicht, und Lloyd folgte ihm und schlug noch einmal und ebenso fest zu.
    Beim dritten Schlag zerbrach die Flasche, so dass er nur noch den gezackten Hals in der Hand hielt. Von da an wurde es leichter.
     
    Larry Perkins traf eine halbe Stunde vor Aufruf seines Fluges nach St. Louis am Flughafen Logan ein.

SIEBEN
    Es sah so aus, als würde es einer dieser Tage werden. Das gefiel Dave Rappleyea gar nicht. Glücklicherweise kamen solche Tage hier, an der Jagdhütte, nur selten vor. Aber dieser war einer von ihnen.
    Mit »einer dieser Tage« meinte Dave Rappleyea einen Tag mit Vorkommnissen. Ein guter Tag war seiner Meinung nach einer, an dem es keinerlei Vorkommnisse gab. Ein guter Tag war einer, an dem er ruhig an seinem Platz vor der Batterie von Monitoren sitzen und von morgens um acht bis mittags, wenn Myrna oder Fred das Essen brachten, und anschließend bis zum Schichtende um vier Uhr DoomRangers II spielen konnte. Ein guter Tag war außerdem einer, an dem im Dienstplan nichts davon stand, dass er es war, der nach dem Abendessen zum Haupthaus fahren musste, um alle Toilettenspülungen zu betätigen und durch alle Räume zu gehen, damit die Sensoren und Monitore ihn bemerkten und derjenige, der gerade Dienst hatte, sah, dass alles wie vorgesehen funktionierte.
    Von den acht ständigen Angestellten in Paxton Marinos Jagdhütte in Montana waren fünf – eine der Frauen und vier der Männer – schlicht gestrickte, obsessive Freaks, Einzelgänger wie Dave, die sich ihrer Lieblingsbeschäftigung hingaben. Einer zum Beispiel war ein Amateur-Naturforscher und verbrachte seine ganze Freizeit im Wald, wo er Steine umdrehte und Schnecken und Ameisen und alles möglicheeklige Zeug sammelte, und eine andere war internetsüchtig und trieb sich die ganze Zeit in irgendwelchen Chatrooms herum, registrierte sich in immer monströseren Mailinglisten und erhielt unzählige blöde Witze und Kettenbriefe, die sie getreulich weiterleitete.
    Die übrigen – eine Frau und zwei Männer – waren schweigsame, ungesellige Menschen, und jeder hütete irgendein Geheimnis. Wenn sie Französisch gesprochen hätten, wären sie in die Fremdenlegion eingetreten. Wachsam schirmten sie ihre persönliche Geschichte vor den anderen ab, die sich dafür kein bisschen interessierten. Und keiner von ihnen wusste, dass sich Marinos Personalleute bei der Auswahl des Wachpersonals genau an das für diese untergeordnete Tätigkeit an einem abgelegenen Ort vorgegebene Profil gehalten hatten: genügsame Zwangsneurotiker, die sich nicht langweilen würden – und die, was noch wichtiger war, nicht neugierig werden würden.
    Sie hatten alles ziemlich demokratisch geregelt und die Arbeitseinteilung selbst organisiert. Sie hatten einander nicht gekannt, bevor sie diesen Job angetreten hatten. Alle besaßen Erfahrung in der Sicherheitsbranche und wussten ohne Anleitung, was sie zu tun hatten. Greg war technisch gesehen der Boss, der Anweisungen geben konnte, wenn er wollte, aber Greg war einer der drei Paranoiker und zog es vor, nach Möglichkeit gar keinen Kontakt mit anderen menschlichen Wesen zu haben.
    Es war also gewöhnlich kein schlechter Job in diesem kleinen Haus auf halber Höhe des Berges, in dieser Antigemeinschaft aus Einzelgängern. Dave Rappleyea war in seinem ganzen Leben noch nicht so zufrieden gewesen. Außer natürlich hin und wieder, wenn es einer dieser Tage war.
    Dieser hatte mit einem Anruf begonnen, den Dave um09:38 eingetragen hatte. Wer Dienst hatte, musste sich sowohl um alles kümmern, was aus der Welt dort draußen hereinkam, als auch das Haupthaus per Monitor überwachen. Als das Telefon läutete, war es also Daves Job, auf der Konsole vor ihm (die große Ähnlichkeit mit der in Raumschiff Enterprise hatte) den Knopf für die Telefonverbindung nach draußen zu drücken, den Hörer abzunehmen und »Jagdhütte« zu sagen, knapp genug, um nicht zuviel zu verraten.
    »Oh, hallo.«
    Der Anruf war von einer arroganten, britisch klingenden Frau, die sagte, sie rufe aus Texas an und sei die erste Assistentin von Horace Griffith. Mr. Griffith werde um ein Uhr auf dem Flughafen von Great Falls eintreffen und wolle abgeholt werden.
    Dave wusste, wer Horace Griffith war: ein geschniegelter und gebügelter Kunsthändler, von dem Mr. Marino Bilder kaufte. Einige davon hingen an den Wänden der Jagdhütte, über den Kaminen und Sofas, allesamt europäisch und alt, allesamt

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