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Der Gewinner Geht Leer Aus

Der Gewinner Geht Leer Aus

Titel: Der Gewinner Geht Leer Aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Stark
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da«, sagte Elkins. »Die sehen uns, ganz gleich, wann wir kommen. Und dann greifen sie zum Telefon.« Er wandte sich an Lloyd. »Kannst du da was tun?«
    Lloyd zuckte die Schultern, als als läge die Antwort auf der Hand. »Umleiten.«
    »Umleiten?« fragte Wiss. »Wie meinst du das?«
    »Es ist praktisch so, als würde man eine Leitung anzapfen«, erklärte Lloyd. »Früher hat man eine Telefonleitung angezapft und die Gespräche abgehört, und das war’s. Als dann Faxgeräte eingeführt wurden, wurde eine neue Technik entwickelt: Ankommende Faxe werden auf das eigene Gerät umgeleitet, ausgedruckt und dann erst an den eigentlichen Empfänger weitergeleitet, alles ohne Spuren zu hinterlassen. Auf diese Weise hat das FBI lange Zeit Börsenschwindler überwacht, und keiner hat was gemerkt. Und jetzt gilt dasselbe auch für E-Mails. Man lenkt sie um und schickt sie dann weiter, als wäre nichts geschehen, und in dem entsprechenden Feld steht nur der ursprüngliche Absender.«
    »Und was nützt uns das?« fragte Elkins.
    »Bis jetzt«, sagte Lloyd, »habe ich alle E-Mails erst um- und dann weitergeleitet, denn ich wollte ja bloß wissen, was die da oben so mitzuteilen haben. Jetzt schicke ich sie nicht mehr weiter.«
    Wiss grinste. »Als würde man einen Wasserhahn zudrehen«, sagte er.
    »So ungefähr«, sagte Lloyd. »Und von jetzt an werde ich die Antwort, wenn eine erwartet wird, selbst stricken und dabei die Passwörter und Zugangscodes verwenden, die ich von den vorausgegangenen Nachrichten kenne.«
    »Du kannst es also so drehen«, sagte Parker, »dass ein SOS, das sie aussenden, nur an dich und niemand sonst geht.«
    »Ganz egal, wie sie es senden«, sagte Lloyd.
    »Außer, sie geben Rauchsignale«, wandte Elkins ein.
    »Stimmt, dafür bin ich nicht zuständig«, gab Lloyd ihm recht.
    »Und die Antwort auf ihr SOS«, sagte Parker, »kommt von dir, während sie denken, sie kommt von ihren Kollegen.«
    »Genau«, sagte Lloyd. »Sie senden: ›SOS, Fremde nähern sich dem Haus‹, und ich antworte: ›Verstärkung ist unterwegs.‹«
    »Dann gehen wir rein«, sagte Parker, »und sie senden gar keine Nachrichten mehr.«
    »Aber ich schon«, sagte Lloyd. »Sie schicken stündliche Berichte, von acht Uhr morgens bis elf Uhr abends: was sie tun, was sie gefunden haben, wie die Situation ist. Niemand ist gern so weitab vom Schuss, also halten sie Kontakt mit allen möglichen Dienststellen von Havre bis Washington.«
    »Und das wird Larry ebenfalls übernehmen«, sagte Wiss zu Parker. »Er schickt diese Berichte herum, solange es nötig ist.«
    Parker sagte: »Morgen früh kaufen wir uns orangerote Jacken. Und morgen nachmittag gehen wir auf die Jagd.«

FÜNF
    Um Viertel nach eins am nächsten Nachmittag stiegen Parker, Elkins und Wiss weit oberhalb der Jagdhütte, bei dem kleinen Schuppen am Ende von Marinos Privatstraße, aus ihrem grauen Jeep. Alle drei trugen leuchtendorangerote Jacken, rot und schwarz gemusterte Wollmützen mit Ohrenklappen, schwarze Kordhosen und hohe braune Stiefel. Alle trugen unter der rechten Klappe ihrer Mütze einen kleinen Ohrhörer, aus dem sie von Zeit zu Zeit Lloyds blecherne Stimme hören konnten – er selbst saß in seinem Motelzimmer in Chinook. An der Unterseite der steifen Mützenschirme waren Mikrofone befestigt, so dass sie mit Lloyd sprechen konnten. Alle drei hielten .35er Remington-Flinten aufgeklappt in der Armbeuge und hatten kleine Plastikhüllen mit gefälschten Jagdscheinen wie Zielscheiben am Rücken ihrer Jacken festgesteckt. Alle drei trugen schwarze Schnurrbärte und Brillen mit schwarzen Rahmen.
    »Wir gehen jetzt runter«, sagte Elkins.
    Lloyds leise Stimme klang wie die eines Kobolds. »Ist es kalt?« fragte er.
    Peinlich berührt über seinen Schützling, sagte Wiss ärgerlich: »Natürlich ist es kalt, Larry. Wir sind nicht hier, um zu plaudern.«
    »Entschuldigung.«
    Es war so kalt, dass sie Wölkchen ausatmeten, so kalt, dass sie Handschuhe tragen mussten, auch wenn diese dasHantieren mit den Remingtons erschwerten. Sie gingen auf der asphaltierten Straße bergab. Unter ihren Stiefeln knirschten Eiskristalle. Vor ihnen erhoben sich die Lichtmasten. Die Scheinwerfer brannten nicht, doch die ins Tal gerichteten Kameras waren eingeschaltet.
    »Frank!«
    Das war nicht Lloyd, nicht die Stimme im Ohr, sondern jemand hinter ihnen. Parker und die anderen fuhren herum, und dort, auf der Straße, ein paar Meter hangaufwärts, stand ein Mann mit ausgebreiteten Armen,

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