Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest
Bromet in Kathmandu auf die Ankunft des restlichen Teams. Jane, Kletterkameradin und enge Freundin Fischers aus Seattle, hatte ihn nach Kathmandu begleitet und plante, mit ihm, den Expeditionsteilnehmern und Dr. Ingrid Hunt 9 zum Basislager zu marschieren. In den letzten Monaten hatte sie die PR-Arbeit für Fischer intensiv vorangetrieben und konnte einen großen Erfolg verbuchen: Sie hatte einen Job als Korrespondentin für Outside Online in Seattle ergattert, einen Anbieter für Online-Informationen auf dem Freizeit- und Abenteuersektor. Obwohl kein Ableger von Outside, arbeitet Outside Online mit dem Magazin zusammen, darf dessen Logo benutzen und ausgewählte Artikel übernehmen.
Für Fischer und Jane Bromet, die darauf aus war, sich in der Abenteuer-Medien-Industrie zu etablieren, war das Übereinkommen mit Outside Online sowohl eine Chance als auch eine Rückversicherung. Wie Sandy Pittmans Expeditionsberichterstattung für NBC Internet-Site ausfallen würde, war zweifelhaft, da man auf den Inhalt keinerlei Einfluß nehmen konnte, während man bei der verläßlichen und loyalen Jane sicher sein konnte, daß sie die Interessen der Firma vertreten würde. Ein kleines Problem gab es allerdings. Ohne Sandy Pittmans Ausrüstung, darunter auch ein Satellitentelefon, konnte Jane ihre Berichte nicht übermitteln. Hatte sie Kathmandu und das Hoteltelefon erst einmal hinter sich gelassen, waren ihr die Hände gebunden. Sie mußte sich daher vor dem Abflug aus Seattle unbedingt die Benutzung von Sandys Satellitentelefon sichern. »Unsere Vereinbarung sah vor, daß ich das Sat-Telefon benutzen durfte, das NBC Sandy zur Verfügung gestellt hatte. Ich hatte mit ihrer Sekretärin Jane gesprochen und gesagt: ›Ich brauche dieses Sat-Telefon. Geht das in Ordnung?‹« Es wurde ihr ohne weiteres zugesichert. Damit war sie im Geschäft.
Einer ihrer ersten Berichte für Outside Online ( http:/outside.starwave.com ) aus Kathmandu war ein Online-Interview mit Fischer, in dem dieser seine Kunden und seine Bergführer Beidleman und Boukreev beschrieb. 10 In seinen Antworten auf Janes Fragen betonte Fischer die »gute Mischung« seiner Führerauswahl und sagte, daß diese Kombination »den Sicherheitsfaktor erhöhe«. Beidleman könne »es kaum erwarten, das Dach der Welt zu betreten«, und er (Fischer) würde für den Fall, daß es am Tag des Gipfelangriffs mit einem Teilnehmer Probleme gäbe, ohne weiteres »Neal mit den anderen bis zum Gipfel weitergehen lassen, damit jeder auf seine Kosten kommt«, während er selbst mit dem Kunden umkehren würde.
Fischer stellte Boukreev als seinen »ersten Bergführer« vor und pries dessen Leistungen als Spitzenbergsteiger in extremen Fällen, der einige Achttausender ohne künstlichen Sauerstoff bestiegen hatte. Über Boukreev und die bevorstehende Expedition sagte er: »Ich weiß, daß Anatoli ohne Sauerstoff gehen wird. Er ist super, er ist einfach großartig.« 11
Nach dieser Vorstellungszeremonie gab Jane vor dem Abflug aus Kathmandu noch ein paar Berichte durch, in denen sie einige der Schwierigkeiten schilderte, mit denen Fischers Expedition gleich zu Anfang konfrontiert sein würde. Unter anderem nannte sie die Möglichkeit von Verzögerungen auf dem Anmarschweg, die Boukreev und die Sherpas bereits hinter sich hatten.
»Aus Kathmandu erfahren wir, daß die Yaks nicht bis zum Basislager durchkommen. Sämtliche Expeditionen haben sich verspätet. Jetzt warten zehn Gruppen darauf, dorthin zu gelangen. Kein Wunder, daß die Träger ihre Forderungen von 150 Rupien auf 300 hochgeschraubt haben. Sie verlangen mehr, weil sie härter arbeiten müssen und deshalb mehr Ausrüstung brauchen und auch weil ihre Dienste so gefragt sind.«
Dieses Problem, die Sauerstofflieferung und das fehlende Zelt waren typische Anlaufschwierigkeiten einer Expedition. Unmittelbar nach seiner Ankunft kümmerte sich Fischer um all diese Dinge. »Kaum war Scott in Kathmandu angekommen, als sein Telefon zu läuten begann«, berichtete Jane. »Die Logistik des ganzen Unternehmens ist überwältigend.«
Etwas, womit sich Fischer befassen mußte, war beruflich und persönlich recht problematisch. Karen Dickinson teilte ihm aus West Seattle mit, daß Lene Gammelgaard dem Unternehmen noch an die 20000 Dollar schuldig war. »Ich schickte Scott den Papierkram nach Kathmandu und sagte: ›Entweder sie unterschreibt wie besprochen oder sie geht nicht mit. Sorge dafür, daß sie Kathmandu nicht ohne Unterschrift
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