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Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest

Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest

Titel: Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anatoli Boukreev , G. Weston Dewalt
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gefallen, in dem die Kletterer genächtigt hatten. Bei Sonnenaufgang hatte es jedoch zu schneien aufgehört, und man entschied sich, zum Lager II aufzusteigen und dort die Nacht über zu bleiben. Boukreev sah sich seine Schützlinge an und fand, daß alle gutes ›samochuvstvie‹ zeigten.
    Wir Führer, jeder mit einem kleinen Rucksack beladen, stapften mit unserem Team durch den frischen Schnee. Charlotte und Lene waren an diesem Tag langsamer als die anderen, aber Sandy war munter und gut in Form. Ihr einziges Problem war ihr hartnäckiger Husten, der wie bei Neal durch die trockene Bergluft noch verschlimmert wurde.
     
    Nachdem er sich an der Reihe der Aufsteigenden entlang nach vorne gekämpft hatte, schaffte Boukreev es in weniger als drei Stunden bis zu der Stelle, zu der die Sherpas schon alles für Lager II transportiert hatten. An den Fuß des Everest geschmiegt, befand sich das Lager auf einer Geröllfläche, deren Gesteinsbrocken die zermalmende Kraft des Gletschers hier abgeladen hatte. Am Morgen würden die windgeschützt stehenden Zelte von der Sonne angenehm gewärmt werden, am Nachmittag in der Hitze schmoren.
     
    Bei ruhiger Schönwetterlage und geringer Luftbewegung ist in Lager II die Sonneneinstrahlung zu Mittag sehr stark und kann zu Dehydrierung und Mattigkeit führen. Um dieser Gefahr zu entgehen, suchte ich mir nach meiner Ankunft lieber eine Beschäftigung und half den Sherpas beim Aufstellen des Essenszelts. Während ich arbeitete, trudelten unsere Leute ein, einer nach dem anderen, die ersten in einer Gruppe und schließlich die letzten etwa dreihundert Meter dahinter.
     
    Als die Teilnehmer ankamen, war Boukreev mit den Sherpas noch bei der Arbeit. Als dann aber das Gemeinschaftszelt stand, verteilten sich die Sherpas und halfen den Leuten beim Aufstellen ihrer persönlichen Zelte. Boukreev, der mit einigen der Sherpas schon im Basislager zusammengearbeitet hatte, staunte über den Eifer, mit dem sie in der Hoffnung auf ein Trinkgeld nach beendeter Expedition »gute Arbeit« demonstrierten.
    Da er kein »Konkurrent sein wollte, der ihr Brot für sich beanspruchte«, und ihn der rasche Aufstieg an den anderen Klettern vorüber ermüdet hatte, goß Boukreev sich heißen Tee ein und ließ sich auf einem Felsblock nieder, um auszuruhen.

9. Kapitel Lager II
     
    Als die Sonne hinter dem Everest unterging und die Temperaturen in den letzten Stunden des Tages stark sanken, schlüpften die Kletterer in den engen Zelten in ihre Überanzüge. Vor wenigen Stunden hatte man noch in Hemdsärmeln gehen können, und nun zwängten sich Kunden und Führer von Mountain Madness unter akrobatischen Verrenkungen in Daunen und Gore-Tex, um für den Sprint zum Essenszelt und die erste Nacht in Lager II gerüstet zu sein.
    Von nun an würde man nicht mehr in Lager I übernachten. Die meisten Zelte waren abgebaut, und in den wenigen, die noch standen, waren Ausrüstung und Vorräte untergebracht. Auf dieses Depot konnten die Sherpas zur Versorgung der Hochlager zurückgreifen, beziehen konnte man diese Vorratszelte aber nur im Notfall.
     
    Während die Sherpas im nahegelegenen Küchenzelt ein Abendessen aus Reis und Linsen zubereiteten, setzten sich Neal, ich und alle Team-Mitglieder bis auf Pete Schoening, der mit Scott Fischer zum Basislager abgestiegen war, hungrig und mit ihrer Tagesleistung zufrieden um den Tisch im Essenszelt. In ihren unförmigen Kleidungsstücken sahen sie richtig »arktisch« aus. Martin Adams, mit dem ich immer herumalberte, da wir einander von früher kannten, kam in einem neuen grünen Kletteranzug an den Tisch, und ich empfing ihn mit »He, du Krokodil!« Da mein Englisch noch immer mangelhaft war, hoffte ich, man würde meine scherzhaft gemeinte Bemerkung nicht als Beleidigung auffassen, aber Martin und ein paar andere lachten.
    Als ich sah, daß gute Stimmung herrschte und alle sich wohlfühlten, fragte ich Neal, was für den nächsten Tag geplant sei. Ich hatte nämlich einen Vorschlag parat: nach einem zeitigen Frühstück ein Anstieg auf 6800 Meter, zur Lhotse-Flanke, wo die Seilversicherungen begannen.
     
    Beidleman und Boukreev besprachen diese Idee mit der Gruppe und arbeiteten gemeinsam einen Plan aus. Man wollte so früh aufbrechen, daß man mittags rechtzeitig zum Essen und Ausruhen in Lager II zurück sein würde und noch vor Einbruch der Dunkelheit im Basislager ankäme.
    Nun wandte Boukreev sich mit einem zweiten Vorschlag an Beidleman. »Als wir gestern ankamen,

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