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Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest

Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest

Titel: Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anatoli Boukreev , G. Weston Dewalt
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an mir vorüber und war beruhigt, als ich sah, wie zügig er mit Sauerstoff vorankam. Am Südgipfel angekommen, sah ich dort Martin, Neal, Ang Dorje und einige andere, aber keiner rührte sich vom Fleck. Es sah aus, als hätte ihre Energie sie im Stich gelassen. Es war schön und sonnig, und allen war in ihren Daunenanzügen warm, obwohl der Wind nun stärker wurde. Weil wir schon so lange unterwegs waren, schwanden die Kräfte, und keiner hatte es eilig.
     
    Über eine Stunde nach seiner Ankunft auf dem Südgipfel erkannte Adams den ersten Mountain-Madness-Sherpa, der heraufkam, und ging zu ihm, um sich seine dritte und letzte Flasche zu holen. Er warf seine eigene und jene, die Beidleman ihm gegeben hatte, weg und schraubte seinen Schlauch an die volle. Nun atmetete er ein wenig leichter. Jetzt hatte er mindestens für sechs weitere Stunden Sauerstoff, mehr als genug, wie er glaubte, um zum Gipfel und wieder zurück zum Lager IV zu kommen. Er sollte sich leider irren.
     
    Während meiner Rast sah ich mich um und bemerkte, daß Ang Dorje einen müden Eindruck machte. Auch die anderen Sherpas schienen nicht bereit weiterzugehen, obwohl es vor dem Aufbruch geheißen hatte, daß sie die Fixseile am Hillary Step anbringen würden.
    Auf dem Südgipfel fragte ich mich auch, wo Scott denn blieb, da ich es für angebracht hielt, eventuell ein paar Kunden zurückzuschicken. Aber da war kein Scott, der dies hätte tun können, und ich fühlte mich dazu nicht berechtigt. Für die Kunden, die viel Geld bezahlt hatten, war Scott die oberste Autorität und nicht ich.
     
    Adams, der Boukreev vermutlich besser kannte als jeder andere aus der Gruppe, sagte, daß dieser wahrscheinlich niemanden zur Umkehr hätte bewegen können, hält es aber für möglich, daß Beidleman es »vielleicht« fertiggebracht hätte. »Es wäre zwar eine beinharte Entscheidung gewesen, aber wenn er sich zum Führer aufgeschwungen hätte, wären sie umgekehrt. Andererseits ist es auch vorstellbar, daß einige es nicht getan hätten.«
    Einige sicher nicht. Lene Gammelgaard sagte, daß bei ihrem Bewußtseinszustand am Gipfeltag jeder Versuch, sie zur Umkehr zu bewegen, gescheitert wäre. »Wenn man dort draußen ist, ist es ein riskantes Spiel. Wenn man den Gipfel will, weiß man, daß man sein Leben aufs Spiel setzt. Es ist eine verflucht harte Tour, aber man ist ja risikofreudig. Man ist Abenteurer, man ist ein bißchen verrückt, sonst täte man es nicht.« Aber sie sagte auch, daß sie sich an Regeln gehalten hätte, wenn man von vornherein welche aufgestellt hätte. »Okay, wir sind eine Expedition. Hätten wir uns auf Regeln geeinigt, ich hätte mich an sie gehalten, komme, was da wolle.« Sie sagte aber auch: »Ich habe nie auch nur ein Wort von einer Umkehrzeit am Gipfeltag gehört. Nur ein einziges Mal war davon die Rede, und zwar am ersten Tag, als wir den Eisbruch durchstiegen, und alle hielten sich daran.«
     
    In einem Artikel über Fischer, der sechs Wochen nach dem Gipfeltag im Seattle Weekly erschien, schrieb der Journalist Bruce Barcott über Fischers Einstellung zu Umkehrzeiten: »Jeder Bergsteiger hält sich an eine Reihe persönlicher Richtlinien, an kleine Überlebensregeln. So hielt Fischer sich an die Vierzehn-Uhr-Regel. Ist man um vierzehn Uhr nicht am Gipfel, heißt es umkehren. Die Dunkelheit ist niemandes Freund.«
    Am Gipfeltag legte Fischer für seine Gruppe keine Umkehrzeit fest. Er sagte niemals: »Wenn ihr um so und soviel Uhr nicht hier oder dort seid, müßt ihr umkehren.« Statt dessen hatte er mit Beidleman und Boukreev eine simple Strategie ausgearbeitet, eine leicht abgeänderte Form der Taktik, die er schon während der gesamten Expeditionszeit angewendet hatte. Sein Sirdar Lopsang Jangbu und seine Führer Boukreev und Beidleman würden abwechselnd führen; er selbst wollte als letzter gehen, und wenn er Nachzügler überholte, würde er sie umkehren lassen. Sollte es Probleme geben, wollte er Funkkontakt mit Lopsang aufnehmen, der vermutlich in der Gruppe vorne oder zumindest ziemlich weit vorne sein würde. Weder Beidleman noch Boukreev bekamen ein Funkgerät mit auf den Weg.
    Hall hat sich bei der Festsetzung einer Umkehrzeit nicht klar ausgedrückt. Einige aus seiner Gruppe glaubten, er hätte dreizehn Uhr gesagt, andere hatten sich vierzehn Uhr gemerkt. Wieder andere dachten, daß die endgültige Entscheidung auf dem Berg fallen würde.
     
    Nachdem ich fast eine Stunde auf dem Südgipfel gewartet hatte, war

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