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Der Gipfel

Der Gipfel

Titel: Der Gipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anatoli Boukreev , G. Weston DeWalt
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immer keinen Sauerstoff auftreiben können, da Komplikationen aufgetaucht waren. Boukreevs Verhandlungen mit Poisk waren in eine Sackgasse geraten. In seinen Gesprächen mit Vertretern der Herstellerfirma erfuhr er, daß Henry Todd von Himalyan Guides, mit dem er 1995 den Everest bestiegen hatte, den Sauerstoffmarkt beherrschte. Todd, der sich das Vorverkaufsrecht unter der Bedingung gesichert hatte, als einziger Anbieter im Everest-Gebiet zu agieren, war damit praktisch zum Exklusivlieferanten von Poisk geworden. Boukreev war fassungslos, weil er es gewesen war, der Todd im Jahr zuvor bei Poisk eingeführt hatte.
    Boukreev und Karen Dickinson, die sich bei Mountain Madness um alles kümmerte, während Fischer in Afrika seine Kilimandscharo-Expedition leitete, hatten nun ein Problem. Ende März sollten die Kunden, die für den Everest gebucht hatten, nach Kathmandu fliegen, und schon in der ersten Maiwoche wollte man zum Everest-Gipfel. Zum Klettern aber brauchte man zusätzlichen Sauerstoff. Und Mountain Madness hatte keinen. Verstimmt wegen Todds Versuch, den Sauerstoffvorrat von Poisk aufzukaufen, schlug Boukreev vor, Mountain Madness solle sich an einen anderen Hersteller, nämlich Zvesda in Moskau, wenden. Er wußte, daß er dort einen besseren Preis bekommen würde als bei Todd.
    In seinem Büro in Edinburgh erhielt Henry Todd einen An ruf von Poisk. »Henry, was ist los? Anatoli droht uns, er würde zu Zvesda gehen, wenn wir uns mit ihm nicht einigen.« Todds geriet in Rage. »Wenn man mich in die Knie zwingen will, werde ich stocksauer. Ich bin nämlich gern als erster am Zug. Ich drücke nicht ab, aber ich ziehe als erster.«
    Boukreev knüpfte Gespräche mit Zvesda an, ließ aber Poisk noch nicht fallen. Falls Poisk nachgab und sich mit ihm einigte, konnte er Mountain Madness fast ein Drittel des von Todd geforderten Preises ersparen und sich selbst vielleicht eine kleine Provision verdienen. In West Seattle lief Karen Dickinson sich indessen die Sohlen durch, um ihren Paß verlängern zu lassen, da Boukreev ihr erklärte, daß Bargeld verlangt wurde, falls Mountain Madness sich mit Poisk doch noch einigen konnte. Sie mußte abflugbereit mit einem Aktenkoffer voller Dollars dastehen.
    Fischer hatte klargemacht, was er brauchte: leichte Sauerstoffflaschen, da in großer Höhe das Gewicht eine große Rolle spielt und er die Gipfelchancen seiner Kunden steigern wollte. Deshalb schlug Mountain Madness einen Kompromiß vor. Man war bereit, einen gewissen Vorrat Poisk-Sauerstoff bei Todd zu kaufen, aber nur so viel, um die Teilnehmer für den Gipfelanstieg zu versorgen. Die übrige Menge – den Bedarf für niedrigere Höhen und für die Sherpas – würde man bei Zves da bestellen. Die Behälter von Zvesda, die im Gegensatz zu den drei Litern von Poisk vier Liter faßten, waren entsprechend schwerer.
    Dieser Vorschlag wurde Todd übermittelt, und er überlegte sich die Sache. »Da ich Scotts Unentschlossenheit kannte, wußte ich nicht, wie es laufen würde.« Poisk rief wieder an und wollte wissen: »Haben Sie nun mit Mountain Madness abgeschlossen oder nicht?« Todd beruhigte: »Keine Bange, alles ist okay. Der Handel gilt.« Todd stand offenbar mit dem Rücken zur Wand. Poisk zitterte um das Geschäft, und Boukreev hoffte noch immer auf Zvesda. Todd setzte nun alles auf eine Karte. Er rief Karen Dickinson an und erzwang eine Entscheidung.
    »Ich fragte sie: ›Was ist jetzt damit?‹ Und sie sagt: ›Tja, wir sind auf der Suche nach…‹ Ich sagte: ›Hör zu, ich bin mit Poisk im Geschäft. Ich verkaufe Poisk. Die liefern an niemanden anderen. Sie werden auch mit keinem anderen verhandeln. Es läuft über mich oder gar nicht. Außerdem stelle ich sämtliche Sauerstoffmasken und Regler zur Verfügung. Entweder ihr nehmt alles, oder ich pfeife auf euer Geld. Für mich ist die Sache damit gelaufen.‹« Karen Dickinson konterte: »Aber Anatoli sagt, daß er uns bessere Bedingungen aushandeln kann.« Todd, der sich trotz wachsender Anspannung gelassen gab, erklärte: »Hör mal, du kennst mein Angebot. Greif zu oder laß es. Entweder du unterschreibst das Fax, das ich dir schicke, oder du kannst es vergessen. Mir völlig egal.«
    Mountain Madness gab sich geschlagen. Die Bestellung wurde abgeschickt, und der Deal kam zustande. Dickinson mußte nicht nach Rußland fliegen. »Anatoli tat, was er konnte, und er bemühte sich wirklich, die Sache zum Abschluß zu bringen. Aber ich glaube, wir waren einfach zu spät

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