Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gipfel

Der Gipfel

Titel: Der Gipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anatoli Boukreev , G. Weston DeWalt
Vom Netzwerk:
geschrieben und gesagt, und es sieht ganz danach aus, als würden die Mutmaßungen noch lange kein Ende finden. Eine in aller Offenheit geführte Debatte bietet gewisse Vorteile, und die Autoren haben zu den mit Sicherheit noch folgenden Diskussionen nach besten Kräften beigetragen. Man würde sich nur wünschen, daß sich die Fragen an Tatsachen orientieren und nicht an Unterstellungen und Gerüchten. Der Zukunft des Bergsteigens, zumal der kommerziellen Expeditionen, wäre durch die Wahrheit am besten gedient.

    38  In den Tonbandprotokollen, die am 15. Mai 1996 im Basislager aufgenommen wurden.
          39 Bereits zu Beginn der Expedition wurde Ngama Topche, ein Mountain-Madness-Sherpa, Opfer dieser Krankheit. Alle lebensrettenden Maßnahmen, auch seine Überstellung per Hubschrauber nach Kathmandu, blieben erfolglos. Er starb einen Monat nach seinem Zusammenbruch.

    40  Leider blieb Lopsang Jangbu nicht viel Zeit, um über den Tod Scott Fischers hinwegzukommen: Knapp vier Monate danach starb er im Rahmen einer Lhotse-Expedition in einer Lawine.

Epilog Rückkehr zum Mount Everest
    Im August 1996 verließ Boukreev die Vereinigten Staaten und kehrte in seine Heimat im Ural zurück. Im Sommer, kurz nach der Gedenkfeier für Scott Fischer, war seine Mutter gestorben.

    Von den Kontroversen um den Everest hatte ich die Nase voll. Ich wollte zu Hause zur Ruhe kommen, meine Geschwister besuchen und den Tod meiner Mutter betrauern. Als ich schließlich in Kasachstan eintraf, zog es mich aber wieder in die Berge. Für ein anderes Leben war ich nicht geschaffen. Da mich die Achttausender, die ich noch nicht bestiegen hatte, lockten, wollte ich unbedingt weitermachen. Es ist ein einsames und eigenartiges Leben, das vielen unbegreiflich ist. Für mich aber bedeutet es Heimat und Beruf zugleich.

    Boukreev kehrte nach Nepal zurück und bestieg am 25. Sep tember 1996 ohne zusätzlichen Sauerstoff den Cho Oyu (8201 Meter) und am 9. Oktober den Shisha Pangma (Nordgipfel, 8008 Meter).
    Im Herbst besuchte Boukreev in Kathmandu das Büro seines Freundes Ang Tshering von Asian Trekking, der ihm ein Angebot unterbreitete. Ein indonesisches Team wollte im Frühjahr den Mount Everest über den Südostgrat besteigen, über dieselbe Route, die er im Jahr zuvor mit Scott Fischer gegangen war. Nach reiflicher Überlegung ließ sich Boukreev als leitender Berater für alpinistische Belange verpflichten.

    Die Aussicht, eine Expedition auf den Everest zu führen, war aus zweierlei Gründen verlockend. Da ich mit dem Berg gefühlsmäßig noch eine Rechnung offen hatte, wollte ich an den Schauplatz der schrecklichen Katastrophe vom Frühjahr zurückkehren. Gewisse Dinge waren mir persönlich wichtig. So wollte ich Scott und Yasuko Namba einigermaßen würdig bestatten. Mehr bleibt einem nicht zu tun, wenn man in einer schlimmen Situation sein Bestes gab und die Katastrophe doch nicht verhindern konnte.

    Bei den Indonesiern sah ich die Chance, mich in einer Aufgabe zu bewähren, die sich mit meinen sportlichen Grundsätzen deckte und es mir auch erlauben würde, auf dem expandierenden Markt des Höhenbergsteigens meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ich hoffte, mich bei den Indonesiern als Trainer und Führer eines Kletterteams profilieren zu können.
    Ich muß auch gestehen, daß mein empfindliches Ego durch die amerikanische Presse tief getroffen war. Ohne den Beistand europäischer Kollegen wie Rolf Dujmovits und Reinhold Messner hätte die amerikanische Sichtweise meiner beruflichen Eignung auf mich noch niederschmetternder gewirkt.
    Nachdem ich mich Ende November in Kathmandu mit den Organisatoren des indonesischen Teams getroffen hatte, flog ich nach Djakarta zu einer Besprechung mit General Prabowo Subianto, dem nationalen Koordinator der Expedition. Ich machte ihm unmißverständlich klar, daß ich die gegenwärtigen Erfolgschancen minimal einschätzte. Ich nannte ihm eine Wahrscheinlichkeit von dreißig Prozent, daß auch nur ein Bergsteiger den Gipfel erreichte. Des weiteren erklärte ich, es stünde fünfzig zu fünfzig, daß jemand am Berg umkommen könnte. Diese Aussichten waren für mich persön lich nicht akzeptabel. Ich schlug daher ein ganzes Trainingsjahr vor, in dessen Verlauf man die Gipfelhöhe allmählich steigern sollte. Mein Vorschlag wurde abgelehnt.
    Ich komme aus einer Tradition, in der man Bergsteigen als vernunftbetonte sportliche Leistung fördert und nicht wie russisches Roulette betreibt. Der Tod eines

Weitere Kostenlose Bücher