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Der Gipfel

Der Gipfel

Titel: Der Gipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anatoli Boukreev , G. Weston DeWalt
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Professionalität, um Ausdruck persönlicher Gefühle und mein Bestreben, eine auf Fakten basierende Analyse der Ereignisse auf dem Everest zu erstellen. Meinen Brief im Hinblick auf bessere Argumentation oder mehr Durchschlagskraft zu bearbeiten, würde bedeuten, die Details zu verwässern und meine Absichten zu gefährden. Ich weiß Ihre Bemühungen in dieser Sache zu schätzen.
Anatoli Boukreev.

    Neun Monate später, im April 1997, erschien Jon Krakauers Buch »In eisige Höhen«, eine erweiterte Version seines in Outside veröffentlichten Artikels. Trotz der ausgedehnten Interviews, die er noch nach dem Erscheinen seines Artikels geführt hatte, war Krakauers Haltung gegenüber Boukreevs Rolle bei den Ereignissen am Everest fast unverändert. Im Buch zitiert er immerhin Boukreevs Bemerkungen aus dem Wilkinson-Interview, das er im Juni 1996 bekommen hatte. »Ich blieb (auf dem Gipfel) etwa eine Stunde… Die Kälte kostet natürlich Kraft… Ich war der Meinung, daß es nicht gut wäre, wenn ich nur herumstünde und friere und warte. Viel besser war es, wenn ich rasch abstieg, in Lager IV Sauerstoff holte und den absteigenden Kletterern zu Hilfe käme, falls jemanden beim Abstieg die Kräfte verließen… In der Höhe und Kälte verliert man an Kraft, wenn man untätig bleibt, und ist dann zu nichts mehr zu gebrauchen.«
    Krakauer fährt in seinem Bericht fort und sagt, »aus welchem Grund auch immer, er lief seiner Gruppe voraus.« Wie in seinem Originalartikel weckte Krakauer im Leser die Vermutung, daß Boukreev eigenmächtig und nur aus Sorge um das eigene Wohl so handelte.
    Ein Vergleich von Krakauers Zitat mit dem Wortlaut von Boukreevs Interview mit Wilkinson (siehe S.273) zeigt, daß Krakauer Boukreevs Erklärung für seinen frühen Abstieg ausgelassen hat. »Dann fragte ich ihn, was er von mir erwarte – mit all meinen Bedenken und in meiner Position. Was er darauf sagte? Wir sprachen von der Notwendigkeit, unten Hilfe bereitzustellen. Es kam auch zur Sprache, ob ich absteigen sollte. Er sagte, daß er es für eine gute Idee hielt und daß alles im Moment gut sei.«
    Wieder wunderte Boukreev sich über Krakauers Deutung seines Abstiegs und versuchte auszuloten, warum Krakauer die Tatsache außer acht ließ, daß er keine eigenmächtige Entscheidung getroffen hatte, sondern sein Vorgehen mit dem Expeditionsleiter Scott Fischer abgestimmt hatte.
    Noch mehr Grund zur Verwunderung hatte Boukreev, nachdem er von einem Interview hörte, das sein Co-Autor Weston DeWalt im März 1997 mit Jane Bromet führte. Sie war zum Zeitpunkt der Katastrophe Fischers PR-Agentin, und mit ihr hatte dieser die Einzelheiten der Expeditionsplanung besprochen. Hier der Wortlaut des Interviews:
    Bromet: Ich möchte Ihnen etwas sagen. Ich weiß zwar nicht, ob ich es soll, aber daß Anatoli wieder hinaufging, das war, nun, das war abgemacht; es war Teil des Plans.
    DeWalt: Was meinen Sie mit »Plan?«
Bromet: Ich meine, Scott sagte zu mir – als er eines der möglichen Szenarien entwarf – im Fall von Proble men sollte Anatoli rasch absteigen und dann mit Sauerstoff oder was sonst nötig wäre wieder auf steigen.
DeWalt: Wollen Sie damit sagen, daß Scott das vor dem Gipfelvorstoß zu Ihnen sagte?
Bromet: Ja, im Basislager, ein paar Tage vorher (ehe ich das Basislager verließ).
DeWalt: Ich verstehe. Scott sagte, falls es Schwierigkeiten gäbe, sollte Anatoli hinunter und die absteigenden Kletterer versorgen.
Bromet: Ja, das sagte er.
DeWalt: Haben Sie das Jon Krakauer gesagt, als er Sie interviewte? Genauso, wie Sie es jetzt mir gesagt haben?
Bromet: Ja.
    Am 29. Mai erschien eine Rezension von Jon Krakauers Buch »In eisige Höhen« im Wallstreet Journal. Der anerkannte Autor und Bergsteiger Galen Rowell schrieb über Krakauers Einschätzung von Boukreevs Rolle bei den Ereignissen am Everest:
    »Anatoli Boukreev wird hier als sturer russischer Bergführer geschildert, der seinen Schutzbefohlenen nicht beisteht und in unverantwortlicher Weise auf den Gebrauch von Sauerstoff verzichtet. Nach der Krise erscheint er als unzuverlässiger, seiner Aufgabe zu guter Letzt aber doch noch gerecht werdender Mitarbeiter und nicht als der geradezu übermenschliche Held, zu dem ihn vergangene Epochen wohl gemacht hätten. Während Mr. Krakauer schlief und kein anderer, sei es Führer, Kunde oder Sherpa, die Kraft und den Mut aufbrachte, das Lager zu verlassen, unternahm Mr. Boukreev in einem nächtlichen Blizzard auf über 8000 Meter Höhe

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