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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Der Getroffene sprang pfeilschnell in eine kampfbereite Boxerhaltung empor.
    »Was schlagt Ihr mich, Master! Wollt Ihr einige gute Stöße sehen?«
    Die Veränderung, welche mit dem Aeußern seines Gefährten vorgegangen war, ließ ihn diesen nicht sofort erkennen.
    »Deine Stöße kenne ich, Tim Summerland; behalte sie für Dich, alter Junge!«
    Der Trapper riß die Augen auf, sprang dann auf ihn zu und warf die Arme um ihn, als wolle er ihn zu Mehl zerdrücken.
    »Der Dichter,
by god,
der Dichter; er ist’s so gewiß wie meine Mütze. Hat sich der Mensch herausgeputzt, daß einem ordentlich die Augen übergehen. Hier, Bill, hast Du ihn; fang ihn auf und quetsche ihn ein wenig in Deine Pranken, denn ohne ihn hättest Du mich nicht wiedergesehen!«
    Er schob ihn dem Bruder zu, welcher ihn mit gleicher Herzlichkeit begrüßte. Der Advokat war einer jener
self-men,
die sich durch eigene Kraft und mit Ueberwindung der größten Schwierigkeiten aus der Tiefe in eine geachtete Stellung emporzuringen wissen. Er hatte es bis zu einem der berühmtesten Rechtsmänner der Vereinigten Staaten gebracht und sicherlich jeden größeren Rechtsfall von Arkansas und dem umliegenden Gebiete zu verhandeln. Auch ihm war Forster aus der Lektüre von dessen Werken längst bekannt und der Dank, welchen er ihm aus brüderlicher Zuneigung schuldete, fügte zu der bisherigen Hochachtung die freundschaftlichsten Gefühle für den Retter seines Bruders.
    »Wenn Ihr nicht bald gekommen wärt, Sir,« meinte Tim, »so hätte ich mich wieder davon gemacht. Es weht hier zwischen den Häusern und Palästen eine Luft, die ich nicht vertragen kann. Jetzt aber muß ich schon noch einige Zeit aushalten.«
    An ein Studiren der Zeitungen war nicht mehr zu denken. Der Advokat bot Forster in liebenswürdigster Weise unbeschränkte Gastfreundschaft an; dieser schlug aus und bat nur um die Erlaubniß, seinen Gefährten nach Herzenslust besuchen zu dürfen, konnte sich aber einer darauf folgenden Einladung zum Diner nicht entziehen.
    Hierauf verließ man den Klubb und trennte sich, Forster schritt dem Bankierhause zu und ließ sich von einem Klerk beim Chef desselben anmelden. Er wurde in das Kabinet geführt, wo Olbers und Wilson noch über ihre Spekulation verhandelten. Beide konnten eine Ueberraschung beim Anblicke des jungen Mannes nicht verbergen; nur äußerte sie sich in verschiedener Art. Wilsons Auge flammte auf, doch wandte er sich schnell und trat an das Fenster, um dem Eingetretenen das Studium seiner Züge zu entziehen. Olbers blickte noch einmal auf die Karte in seiner Hand, durch welche die Anmeldung geschehen war.
    »Euer Name ist Richard Forster, Sir?«
    »Ja. Ich komme, eine Bitte auszusprechen. Wollt Ihr so freundlich sein, diese Papiere zu prüfen?«
    Der Bankier ergriff sie und überflog sie mit einem raschen Blicke.
    »Sie sind gut.«
    »Ich wünsche einen Theil des Betrages in klingende Münze zu verwandeln, das Uebrige aber hier zu deponiren, um es später bei meiner Abreise in Wechseln zu erheben.«
    »Ich stehe gern zu Diensten, Sir! Ist Euch ein Master Summerland bekannt?«
    »Tim Summerland wohl? Ich traf mit ihm in der Llano estacado zusammen und habe ihn soeben hier wieder aufgesucht.«
    »So ist auch meine Vermuthung richtig, daß Ihr der Verfasser der poetischen Werke seid, unter denen derselbe Name steht, den Eure Karte zeigt?«
    Forster verneigte sich zustimmend.
    »So wird es mir ein Vergnügen sein, Euch auch anders als geschäftlich begegnen zu können. Bitte, betrachtet meine Wohnung als die Eurige! Meine Tochter wird sehr erfreut sein, Euch kennen zu lernen.«
    »Ich hatte bereits die Ehre, der Miß durch die Mutter Smolly, meine Wirthin, vorgestellt zu werden.«
    »Ah! Ihr wohnt bei Mutter Smolly? Das ist mir angenehm, denn so sind wir Nachbarn und können uns ohne große Schwierigkeit genießen. Seid Ihr vielleicht für den heutigen Abend bereits engagirt?«
    »Nein.«
    »So bitte ich um Eure Gegenwart. Wir werden ganz unter uns sein: ich, Marga und dieser Herr, den ich mir erlaube Euch vorzustellen – – Master Tom Wilson, Plantagenbesitzer in Texas.«
    Er hatte jede Erwähnung des gestrigen Ereignisses vermieden. Wilson wandte sich mit einer halben Wendung zurück und machte eine kalte, vornehme Verbeugung. Forster erwiderte dieselbe in der frostigsten Weise, die ihm möglich war.
    »Ich werde kommen, Sir, wenn es mir gelingt, mich von dem guten Tim zu trennen, der sehr ernsten Beschlag auf mich legen wird.«
    »So

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