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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wieder und noch mehr dazu; ich konnte unter den hiesigen Verhältnissen nicht anders handeln. Eigentlich also könnten wir sofort zurückkehren; aber ich muß diesem Wilson das Handwerk legen und werde morgen mit dem Frühesten zum Grafen gehen, um ihm die Angelegenheit vorzutragen.«
    »
All reight!
Wir begleiten ihn und nehmen die Schufte sammt dem Retter beim Skalp, das ist so sicher wie meine Mütze! Aber das Mädchen?«
    »Bleibt hier bis zu unserer Rückkehr. Ich bin überzeugt, daß wir ihr von jetzt an trauen können.«
    »So legt Euch schlafen, Sir, damit wir morgen nicht etwa den Spaß versäumen!«
    Sie gingen zur Ruhe mit dem glücklichen Bewußtsein, gleich in den ersten Stunden mehr erreicht zu haben, als sie jemals ahnen konnten.
    Am andern Morgen erkundigte sich Forster nach dem Palaste des Grafen. Dort hörte er, daß dieser bereits vor einer Stunde mit der Gräfin zu Pferde abgereist sei. Sofort begab er sich zu einem Pferdehändler, sorgte für drei gute, ausdauernde Reitthiere und einen Führer, und hielt mit ihnen schon nach kurzer Zeit vor dem Hotel. Tim Summerland war sofort bereit. Es war keine Zeit zu verlieren, denn der Anschlag des Alkalden konnte möglicherweise schon heut ausgeführt werden. Sarah schwor, zu bleiben und bis zu ihrer Rückkehr nicht einmal an das Fenster zu treten; dann ging es fort.
    Der Führer war ein junger und, wie es schien, recht zuverlässiger Bursche, der auch ganz gut zu reiten verstand.
    »Nach Morelia hin will ich Euch dienen, Sennor,« meinte er, als sie die Stadt im Rücken hatten; »aber nach Queretaro und Quanajuato zu wäre ich wohl nicht gleich mitgegangen.«
    »Warum?«
    »Diese Gegend ist seit einiger Zeit verrufen durch die Bravero’s, welche dort herumlungern und Niemanden ungeschoren vorüberlassen. Erst vor acht Tagen haben sie eine ganze Mula überfallen und die Reisenden niedergemacht. Santa Maria, was half es, daß man Reiter gegen sie schickte! Sie haben sich zurückgezogen und werden es in Kurzem noch schlimmer treiben als vorher.«
    Forster wurde bedenklich. Er mußte unwillkürlich diese Bravero’s mit dem Unternehmen Wilsons in Verbindung bringen und gab seinem Thiere die Sporen.
    Bald erreichten sie das schäumende Wasser von St. Jago, über welches eine alte, halb eingestürzte Brücke führte. Die Gegend wurde öder, der Weg immer weniger betreten und verlor sich endlich ganz in sandiges Geröll. Mitten im Jagen hielt Forster die Augen auf den Boden gerichtet, auf welchem sich die Hufspuren dreier Pferde zeigten. Hier war jedenfalls der Graf mit seiner Dame und einem Diener geritten.
    Nach und nach zeigten sich wieder Büsche und immergrüne Nadelhölzer, und dann nahm ein Wald sie auf, unter dessen weit auseinanderstehenden Riesenbäumen sie ihre Eile nicht zu mindern brauchten. Da war es Forster, als vernehme er den Hilferuf einer weiblichen Stimme. Auch Summerland hatte ihn gehört.
    »
Go on,
« rief er, »sie haben den Grafen und wir haben sie. Vorwärts, Sir!«
    Die Pferde bekamen die Sporen und flogen pfeilschnell über den weichen Boden, der ihre Hufschläge beinahe unhörbar machte. Da, nach kaum einer Minute, sahen sie eine Dame in den Händen mehrerer im Gesicht geschwärzter Männer, während zwei männliche Gestalten sich muthig gegen eine beträchtliche Uebermacht vertheidigten. Forster zog den Revolver. Auf dem Kampfplatze angekommen, warf er sich vom Pferde, sprang an die Seite der Dame und drückte los. Zwei der Männer fielen, der dritte entsprang. Jetzt wandte er sich gegen die Uebrigen und riß das Messer heraus. Summerland arbeitete schon mitten unter ihnen, und auch der Führer that seine Schuldigkeit. Der Muth der Beiden hatte den seinen angefeuert. Die Banditen waren von dem nachdrücklichen Angriffe so überrascht, daß ihr Widerstand schnell erlahmte. Sie flohen mit Zurücklassung ihrer Todten und Verwundeten in den schützenden Wald.
    Jetzt erst warf Forster einen schärferen Blick auf die Geretteten und erkannte mit Verwunderung den Herrn und die Dame, mit denen er gestern auf der Alameda gesprochen hatte. Der Graf war leicht verwundet, die Gräfin aber bereits wieder wohlauf.
    »Ihr seid es, Sennor?« frug sie. »Dann hat Euch Eure mächtige Zauberin herbeigeführt!«
    Auch der Graf trat herbei. Er zeigte nicht die geringste Spur seiner gestrigen vornehmen Zurückhaltung.

    »Nehmt meinen besten Dank, Sennores, für die rechtzeitige Hilfe, welche Ihr uns brachtet! Ohne Euch, das ist sicher, wären wir

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