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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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den Griff in den Leib fuhr. –
    Der Zusammenstoß war so kräftig, daß wir beide zur Erde stürzten, von welcher er sich allerdings nicht wieder erhob, während ich mich augenblicklich zusammenraffte, da ich nicht wissen konnte, ob er tödtlich getroffen sei. Aber er bewegte kein Glied, und tief Athem holend, zog ich das Messer zurück.
    Es war nicht der erste Feind, welchen ich niedergestreckt, und mein Körper zeigte manches Andenken an nicht immer glücklich bestandene Rencontres mit den kampfgewandten Bewohnern der amerikanischen Steppen; aber hier lag ein Weißer vor mir, der von meiner Waffe gestorben, und ich konnte mich eines beengenden Gefühles nicht erwehren. Doch hatte er den Tod jedenfalls verdient und war des Bedauerns also nicht werth.
    Noch mit mir zu Rathe gehend, welches Zeichen meines Sieges ich mit mir nehmen solle, hörte ich hinter mir den eiligen Lauf eines Menschen. Rasch warf ich mich nieder; aber ich hatte Nichts zu befürchten; denn es war Winnetou, welcher mir in freundschaftlicher Besorgniß doch gefolgt war und jetzt an meiner Seite hielt.
    »Mein Bruder ist schnell wie der Pfeil des Apachen, und sein Messer trifft sicher das Ziel.«
    »Wo ist Old Firehand?«
    »Er ist stark wie der Bär zur Zeit des Schneefalles; aber sein Fuß wird gehalten von der Hand der Jahre. Will mein Bruder sich nicht schmücken mit der Scalplocke des Athabaskah?«
    »Ich schenke sie meinem rothen Freunde!«
    Mit drei Schnitten war die Kopfhaut des Gefallenen vom Schädel gelößt. Ich hatte mich, um von dieser Prozedur nicht berührt zu werden, abgewandt, da war es mir, als bewegten sich einige dunkle Punkte langsam auf uns zu.
    »Winnetou mag sich zur Erde strecken, er wird den Scalp des weißen Häuptlings vertheidigen müssen!«
    Die Kommenden nahten sich mit sichtbarer Vorsicht; es waren ungefähr ein halbes Dutzend Ogellalla’s, augenscheinlich von Denen, welche uns entkommen waren, und kehrten zurück, jedenfalls um zu recognosciren und etwa versprengte Ihrige aufzusuchen.
    Der Apache kroch, tief zur Erde gedrückt, seitwärts, und ich folgte, seine Absicht errathend. Längst schon hätte Old Firehand bei uns sein müssen; aber vermuthlich hatte er, sobald Winnetou ihm aus den Augen gerathen war, eine falsche Richtung eingeschlagen. Jetzt bemerkten wir, daß die Nahenden Pferde bei sich hatten, welche sie am Zügel nachführten; auf diese Weise waren sie für alle Fälle zur schnellen Flucht bereit; uns aber konnte dieser Umstand gefährlich werden und wir mußten uns deßhalb in den Besitz der Thiere setzen. Wir schlugen daher einen Bogen ein, eine Bewegung, welche uns in ihren Rücken und die Pferde zwischen uns und sie bringen mußte.
    In dieser Entfernung vom eigentlichen Kampfplatze hatten sie natürlich keinen Todten vermuthet und stießen ein verwundertes »Hugh!« aus, als sie einen regungslosen menschlichen Körper vor sich erblickten. Hätten sie vermuthet, daß er hier getroffen sei, so wären sie gewiß mit weniger Eile auf ihn zugeschritten; sie schienen aber anzunehmen, daß er sich verwundet aus dem Handgemenge bis hierher geschleppt habe, bückten sich unverzüglich auf ihn nieder und stießen, als sie ihn und seine Entstellung erkannten, ein unterdrücktes Wuthgeheul aus.
    Das war der geeignete Augenblick für uns. Im Nu hatten wir sämmtliche Pferde, welche sie im Schrecken losgelassen hatten, bei den Riemen, saßen auf und jagten im Calopp den Unsrigen zu. An einem Kampfe konnte uns Nichts gelegen sein; es war genug, daß wir, fast waffenlos, wie wir waren, den dreifach Ueberlegenen entkamen und außer dem Scalpe des feindlichen Anführers noch eine Anzahl Pferde mitbrachten.
    Mit sehr verzeihlichem Vergnügen dachte ich an die verdutzten Gesichter, welche die Betrogenen uns jedenfalls nachschnitten, und selbst der so ernste Winnetou konnte ein lachendes »Uff« nicht unterdrücken. Zugleich aber war eine kleine Sorge um Old Firehand sicher gerechtfertigt, da er ebenso gut wie wir mit einer Truppe der Beschlagenen zusammengetroffen sein konnte.
    Und diese Sorge erwies sich als gerechtfertigt; denn wir fanden ihn bei unsrer Rückkehr zu dem Platze des Ueberfalles nicht vor, trotzdem seit unserer Entfernung eine geraume Zeit vergangen sein mußte.
    Der Kampf war beendet; man befand sich beim Verbinden der Verwundeten und trug die Gefallenen zusammen. In der Nähe derjenigen Stelle, an welcher die ausgerissenen Schienen lagen, brannten zwei hochlodernde Feuer, welche die nöthige Helle

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