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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welchem ich mit meinem braven Swallow in Gefahr kam, bei lebendigem Leibe gebraten zu werden,« erwiederte ich, die Hand nach dem Ringe ausstreckend.
    »Laßt das!« wehrte er ab. »Ich muß wissen, wie dieser Reif in Euren Besitz gekommen ist. Ich habe ein heiliges Anrecht auf ihn, heiliger und größer als irgend ein andres Menschenkind!«
    »Laßt Euch ruhig nieder, Sir. Verweigerte mir ein Anderer die Zurückgabe, so würde ich ihn dazu zu zwingen wisse. Euch aber will ich das Nähere berichten, und Ihr werdet dann mir wohl auch Euer Anrecht beweisen können.«
    »Sprecht; aber wißt auch Ihr, daß dieser Ring in der Hand eines Mannes, dem ich weniger vertraute als Euch, sehr leicht sein Todesurtheil werden könnte. Also erzählt, erzählt!«
    Er kannte Ellen, er kannte auch Forster, und die Erregung, in welcher er sich befand, zeigte von dem großen Interesse, welches er an diesen Personen nahm. Ich hatte hundert Fragen auf der Zunge; aber ich drängte sie zurück und begann meinen Bericht von der Begegnung mit dem wunderbaren und räthselhaften Mädchen, dessen Bild sich meiner Erinnerung so fest eingedrückt hatte, daß ich den Gedanken an sie nur auf kurze Unterbrechungen von mir zu weisen vermochte.
    Auf den einen Ellbogen gestützt, lag er, das Feuer zwischen uns, mir gegenüber, und in jedem einzelnen seiner Züge sprach sich die Spannung aus, mit welcher er dem Laufe meiner Erzählung folgte. Von Wort zu Wort wuchs seine Aufmerksamkeit, und als ich zu dem Augenblicke kam, an welchem ich sie vor mir auf das Pferd gerissen hatte, sprang er auf und rief:
    »Mann, das war das Einzige, sie zu retten! Ich zittre für ihr Leben; rasch, rasch, sprecht weiter!«
    Auch ich hatte mich in dem Wiederfühlen jener furchtbaren Aufregung erhoben und fuhr in meiner Schilderung fort. Er trat mir näher und immer näher; seine Lippen öffneten sich, als wolle er jedes einzelne meiner Worte trinken; sein Auge hing, weit aufgerissen, an meinem Munde, und sein Körper bog sich in eine Stellung, als säße er selbst auf dem dahinbraußenden Swallow, stürze sich selbst mit in die hochaufschäumenden Fluthen des Flusses und strebe selbst in fürchterlicher Angst um das holde Wesen die steile, zackige Felswand empor. Längst schon hatte er meinen Arm erfaßt, den er unbewußt drückte, daß ich hätte die Zähne zusammenpressen mögen, und laut und ächzend drängte sich der Athem aus seiner von fürchterlicher Besorgniß zusammengepreßten Brust. –
    »
Heavens!
« rief er mit einem tiefen, tiefen Athemzuge, als er hörte, daß ich glücklich mit ihr über den Rand der Schlucht gekommen sei und sie also in Sicherheit gebracht habe. »Das war entsetzlich – fürchterlich! Ich habe eine Angst ausgestanden, als ob mein eigener Körper in den Flammen stäke, und doch wußte ich vorher, daß Euch die Rettung gelungen sei, denn sonst hätte sie Euch ja den Ring nicht geben können.«
    »Sie hat es auch nicht gethan; ich streifte ihn wider Willen von ihrem Finger, und sie hat den Verlust gar nicht bemerkt.«
    »So mußtet Ihr das fremde Eigenthum der Besitzerin unbedingt zurückstellen.«
    »Ich wollte es; doch floh sie mich. Zwar folgte ich ihr, doch sah ich sie erst am andern Morgen in Gesellschaft einer Familie wieder, welche dem Tode entgangen war, weil ihre Wohnung im obersten Winkel des Thales lag und der Brand seine Richtung abwärts genommen hatte.«
    »Und da spracht Ihr von dem Ringe?«
    »Nein, sie ließ mich gar nicht vor, und ich bin dann natürlich meines Weges fortgeritten.«
    »So ist sie, ja, so ist sie! Sie haßt Nichts mehr als Feigheit und hat Euch für muthlos gehalten. Was ist aus Forster geworden?«
    »Ich habe gehört, daß nur allein jene Familie davongekommen sei. Das Gluthmeer, von welchem der Thalkessel erfüllt war, hat Alles verschlungen, was in seinen Bereich gekommen ist.«
    »Es ist schrecklich und eine zu furchtbare Strafe für das allerdings unnützes und lächerliches Vorhaben, das Oel fortlaufen zu lassen, um den Preis desselben in die Höhe zu bringen!«
    »Auch Ihr habt ihn gekannt, Sir?« fragte ich jetzt.
    »Ich war einige Male bei ihm in New-Venango. Er war ein stolzer, geldprotziger Mann, der wohl Ursache gehabt hätte, wenigstens mit mir etwas manierlicher umzuspringen.«
    »Und Ellen habt Ihr bei ihm gesehen?«
    »Ellen?« sagte er mit einem eigenthümlichen Lächeln in seinem jetzt wieder ruhigen Angesichte. »Ja, bei ihm und in Omaha, wo sie einen Bruder hat – vielleicht auch noch

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