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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Fälle bereit.
    Die Nacht lag still und ruhig über dem Thale, in dessen Vordergrunde das Feuer brannte und sein zitterndes Licht über die Umgebung warf. Swallow, welcher sich in dem von Bergen umschlossenen Raume frei bewegen durfte, weidete im dunklen Hindergrunde des Kessels; ich ging, nach ihm zu sehen und fand ihn ganz am Rande der steilansteigenden Höhen. Nachdem ich mit ihm die gewöhnlichen Liebkosungen gewechselt, wollte ich mich eben wieder entfernen, als ein leises Gepolter mich lauschen machte.
    Auch das Pferd hob den Kopf in die Höhe; aber da der kleinste Athemzug unsre Gegenwart verrathen konnte, so ergriff ich es beim Riemen und deckte die Hand auf die sich unter dem Verdachte schon erweiternden Nüstern. Während wir von obenherab nicht leicht bemerkt werden konnten, war es mir möglich, von unten hinauf gegen den lichten Himmel jeden Gegenstand zu erkennen; und mit angestrengtem Auge suchte ich nach der Ursache, welche den herabgefallenen Stein von seinem Orte gelöst hatte.
    In den ersten Augenblicken nach dem Falle des Steines war nichts Auffallendes zu bemerken. Jedenfalls hatte man das von dem Steine verursachte Geräusch ebenso gut bemerkt, wie ich und wartete nun eine Weile, um sich zu überzeugen, daß dasselbe nicht gehört oder beachtet werde.
    Diese Ansicht war eine richtige, denn nachdem ich mich einige Zeit lang ruhig verhalten hatte, sah ich zuerst mehrere Gestalten, welche sich von dem dunklen Felsen lösten, und nach unten stürzen; bald aber gewahrte ich eine ganze Reihe Indianer, welche Einer hinter dem Andern über den Kamm der Höhe kamen und mit langsamen, vorsichtigen Schritten dem Ersten folgten, welcher mit der Oertlichkeit außerordentlich vertraut zu sein schien und kaum noch zweier Minuten bedurfte, um die Thalsohle zu erreichen.
    Hätte ich meinen Stutzen bei mir gehabt, so wäre es mir leicht gewesen, ihn durch einen Schuß herunter zu holen und damit zugleich das nothwendige Alarmsignal zu geben. Er war der Führer, und die Andern durften bei dem Gefahr drohenden Terrain sich keinen Schritt weiter wagen, wenn er ihnen weggeschossen wurde. Aber leider hatte ich nur die Revolver im Gürtel, welche für einen Fernschuß untauglich waren.
    Gab ich mit ihnen das Lärmzeichen, so waren die Feinde doch unten, ehe Hülfe herbeikommen konnte und ich befand mich dann in der gefährlichsten Lage; denn selbst wenn ich mich zurückziehen wollte, so mußte ich meinen von mehreren Sträuchern gedeckten Standort verlassen und mich den Schießgewehren der Rothhäute blosgeben. Deßhalb befolgte ich eine andere Taktik.
    Parranoh, – denn dieser war jedenfalls der Vordere – welcher allem Anscheine nach seinen jetzigen Weg nicht zum ersten Male zurücklegte, befand sich soeben in der Nähe einer Felsenklippe, welche er umklettern mußte. Konnte ich dieselbe vor ihm erreichen, so mußte er mir grad in die Kugel laufen, und ich stieg deßhalb kurz entschlossen nach oben. Hinter dem Felsblocke verborgen und von ihm gedeckt, konnte ich ihnen allen Trotz bieten und sie einzeln, wie sie kamen, auslöschen.
    Kaum hatte ich den ersten Schritt gethan, so fiel vorn am Wasserthore ein Schuß, welchem bald mehrere folgten. Ich begriff sofort die Klugheit der Indianer, welche einen Scheinangriff auf den Eingang vornahmen, um unsre Aufmerksamkeit von dem eigentlichen Punkte der uns drohenden Gefahr abzulenken. Mit verdoppelter Eile und Anstrengung kletterte ich deßwegen empor und war der Klippe schon so nahe, daß ich sie fast mit der Hand erreichen konnte, als die lockere Steinmasse unter mir nachgab und ich kopfüber von Stein zu Stein, von Riff zu Riff den zurückgelegten Weg wieder hinunterstürzte und, unten angekommen, für einige Momente die Besinnung verlor.
    Als ich wieder zu denken vermochte und die Augen öffnete, sah ich die ersten der Indsmen nur noch wenige Schritte von mir entfernt und sprang, obgleich furchtbar zerschlagen und zerquetscht, in die Höhe, feuerte alle Schüsse des einen Revolvers rasch hinter einander auf die dunklen Gestalten ab, warf mich auf Swallow und galoppirte dem Feuer zu; – ich durfte das brave Pferd nicht irgend einer Gefahr aussetzen, indem ich es zurück ließ.
    Die Ogellalla’s, welche sich nun doch bemerkt sahen, stießen ihren schon wiederholt vernommenen Schlachtruf aus und stürmten, wie sie Einer nach dem Andern den Boden des Kessels erreichten, mir nach.
    Am Lagerplatze vom Pferde springend, fand ich ihn von den Jägern verlassen; sie hatten sich

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