Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
will.«
    »Meine weißen Brüder mögen bleiben hier an diesem Orte. Winnetou wird gehen, um zu sehen, an welchem Baume die Scalpe der Ogellalla’s hangen.«
    Ohne eine Antwort auf diesen Vorschlag abzuwarten, ging der Apache von dannen, und wir konnten nichts Anderes thun, als ihm Folge leisten, indem wir uns niederließen, um seine Rückkehr zu erwarten. Während dieser Zeit gelang es uns wirklich, noch zwei von unsern zerstreuten Leuten an uns zu ziehen. Auch sie hatten das Schießen vernommen und waren herbeigeeilt, um die vielleicht nothwendige Hülfe zu bringen. Der Umstand, daß wir Alle den gradesten Weg mitten durch den Wald eingeschlagen hatten, war die alleinige Ursache unsers glücklichen Zusammentreffens, und wenn es auch Keinen gab, der ohne Wunde dem Ueberfalle entgangen war, so besaßen wir doch immer noch die gute Zuversicht, daß wir uns glücklich aus der Affaire ziehen würden. Wir waren ja neun Personen, eine Anzahl, die bei kräftigem Zusammengreifen schon Etwas auszurichten vermochte.
    Es verging eine geraume Zeit, ehe Winnetou zurückkehrte; aber als er kam, sahen wir einen frischen Scalp in seinem Gürtel. Er hatte also einen der Indianer in aller Stille »ausgelöscht«, und unsers Bleibens konnte hier nun nicht länger sein; denn wenn der Tod eines der Ihrigen bemerkt wurde, so mußten die Indsmen sofort erkennen, daß wir hinter ihnen seien.
    Auf Old Firehands Rath sollten wir eine dem Buschrande parallel laufende Linie bilden, dem Feinde in den Rücken fallen und ihn aus seinem Verstecke hinauswerfen. In Folge Dessen trennten wir uns, nachdem wir unsre vom Wasserbade naß gewordenen Gewehre wieder schußfähig gemacht hatten, und kaum waren einige Minuten vergangen, so krachte eine der neun Büchsen nach der andern. Jede Kugel forderte ihren Mann, und ein lautes Schreckensgeheul der Ueberraschten erfüllte die Luft.
    Da unsre Linie eine ziemlich gedehnte war und unsre Schüsse immer von Neuem fielen, so hielten die Wilden unsre Zahl für größer, als sie war und nahmen die Flucht. Aber anstatt in den freien Thalraum hinaus zu gehen, wo ihre Körper uns ein sicheres Ziel geboten hätten, brachen sie zwischen uns durch und ließen die Gefallenen zurück, über welche die Jäger sofort herfielen, um ihnen die Kopfhaut zu nehmen.
    Bill Bulcher, der Wachthabende, hatte das Nahen der Rothhäute bemerkt und sich zu rechter Zeit noch nach der »Festung« zurückgezogen. Sie waren ihm gefolgt, hatten aber nach einigen Schüssen, die er und der herbeieilende Dik Stone von dem engem Felsengange aus, in den sie ihm nicht folgen konnten, unter sie gefeuert, sich wieder zurückgezogen und im Gebüsche festgesetzt, aus welchem wir sie jetzt vertrieben hatten.
    Die beiden Genannten staken noch immer im Wasserthore; denn da sie sich nicht blosgeben durften, so konnten sie nicht eher zum Vorschein kommen, als bis wir uns gezeigt hatten. Als dies geschehen war, standen sie und alle andern Zurückgebliebenen bei uns und hörten den Bericht über das Geschehene.
    Der Letzte, der aus den Büschen kam, war Sam der Kleine, welcher allsogleich auf Dik Stone zusteuerte.
    »Schau her, Mann, was für Arbeit mein Messer gemacht hat, meine ich!«
    Unter dem Grinsen, mit welchem diese Worte gesprochen wurden, sträubte sich der Bartwald des alten Jägers wie der Borstenbesatz eines Stachelschweines, und mit stolzem Augenfunkeln reckte er dem Angeredeten die eben erst abgezogenen Scalpe vor die Nase.
    »Hm, ja! Hast sie Dir wohl wieder von Dem da schießen lassen?«
    »Keine Beleidigung, altes Stunck! Sam Hawkens weiß schon eine Kugel dahin zu schicken, wo sie hingehört, wenn ich mich nicht irre; bei Dik Stone freilich kann es anders sein.«
    »Nimm Dein Mundwerk unter die Serape, Mann, sonst springe ich Dir in den Bart. Wenn Dik Stone Scalpe braucht, wird er sich schon welche holen; das muß so sein!«
    Mit einigen raschen Schritten ging er seitwärts, wo am Rande des Wassers drei Indianer lagen, welche beim ersten Vordringen auf die Wasserpforte unter den Kugeln der Jäger gefallen waren. Er löste ihnen die Kopfhäute, hing sich zwei von denselben an seinen eigenen Gürtel und gab die Dritte an Bulcher.
    »Hier, Bill, hast Du Dein Theil. Hat nicht viel Weisheit drunter gesteckt, sonst hätte sich der Braune nicht so weit an unsre Büchsen gemacht. Trag sie gesund und halte Die fest, welche Dir über die Ohren gewachsen ist, alter Bison, damit Du nicht auch eine Haube brauchst wie Sam Hawkens, der

Weitere Kostenlose Bücher