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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Jago in Abrahams Schooß, wenn ich mich nicht irre.«
    Weiter hörte ich von seiner an das alte Kleidungsstück gerichteten Ode Nichts; denn wir sprangen natürlich sofort in den Busch, um den unfreundlichen Gruß gehörig zu beantworten. Hätten wir uns in die »Burg« flüchten wollen, so wäre das wegen der Enge des Einganges so langsam vor sich gegangen, daß, da wir ohne alle Deckung waren, Einer nach dem Andern weggeschossen werden konnte. Auch mußten wir dann die erbeuteten Pferde im Stiche lassen, da ihr Transport durch die schmale Felsenwindung uns ungemein aufgehalten hätte, und vor Allem war aus dem Umstande, das der Feind zu keinem Angriffe vorging, mit ziemlicher Sicherheit zu schließen, daß er nicht zahlreich genug sei und ihm die von mir und Sam hinweggenommenen oder doch wenigstens unbrauchbar gemachten Waffen fehlten.
    Der ganze Lärm war Nichts weiter gewesen, als eine Kundgebung des kriegerischen Muthes der Indianer; denn trotzdem wir weit in das Gebüsch eindrangen, bekamen wir doch Keinen von ihnen zu Gesichte. Sie hatten sich schleunigst zurückgezogen, um auf Verstärkung zu warten, und wir waren durch das unschädliche Ereigniß nun doch so weit gewitzigt worden, daß wir nicht länger halten blieben, sondern uns in den sichern Thalkessel begaben.
    Einer der vorher zurückgebliebenen und also nicht ermüdeten Jäger ward als Wache aufgestellt, während die Andern nach ihren Wunden sahen und dann sich um das Mahl versammelten oder der Ruhe pflegten.
    Am Feuer, welches den Versammlungsort aller Derer bildete, welche das Bedürfniß, sich auszusprechen, fühlten, ging es lebhaft her. Jeder der um dasselbe Herumsitzenden hatte nothwendig seine Thaten zu erzählen und seine Ansicht auszusprechen. Alle waren der freudigen Meinung, daß von den Wilden Nichts zu befürchten sei. Die Zahl der erbeuteten Scalpe war eine ansehnliche, das Abenteuer siegreich bestanden und keine der Wunden zeigte eine gefährliche Beschaffenheit. Zudem schien unser Aufenthaltsort ein vollständig sicherer zu sein; für Proviant und Munition war reichlich gesorgt, und so konnten die Feinde den Eingang belagern, so lange es ihnen gefiel oder sich die Köpfe an den ringsum starrenden Felsen einrennen.
    Auch Old Firehand theilte diese Ansicht, und nur Winnetou schien ihr nicht beizustimmen. Er lag abseits von den Andern in der Nähe seines Pferdes und schien in tiefe, ernste Gedanken versunken.
    »Das Auge meines rothen Freundes blickt finster, und seine Stirne trägt die Falten der Sorge. Welche Gedanken wohnen in seinem Herzen?« fragte ich, zu ihm tretend.
    »Der Häuptling der Apachen sieht den Tod durch die Pforte dringen und das Verderben von den Bergen steigen. Es flammt das Thal von der Gluth des Feuers, und das Wasser ist roth vom Blute der Erschlagenen. Winnetou spricht mit dem großen Geiste. Das Auge der Bleichgesichter ist blind geworden vom Hasse, und ihre Klugheit ist den Gefühlen der Rache gewichen. Parranoh wird kommen und nehmen die Scalpe der Jäger; aber Winnetou ist gegürtet zum Kampfe und wird anstimmen den Todtengesang auf den Leichen seiner Feinde.«
    »Wie soll der Ogellalla betreten das Lager unserer Jäger? Er vermag nicht, durch das Thor zu dringen.«
    »Mein weißer Bruder spricht Worte, aber er glaubt ihnen nicht. Vermag eine Büchse aufzuhalten die Zahl der rothen Männer, wenn sie durch die Enge brechen?«
    Er hatte Recht. Gegen eine geringe Anzahl Feinde konnte es wohl einem Einzigen glücken, den Paß zu vertheidigen, nicht aber gegen eine so bedeutende Horde, wie sie uns gegenüber stand; denn wenn auch nur stets eine Person einzudringen vermochte, so stand ihr doch eben auch nur Einer entgegen, und wenn die Hindersten nachdrängten, so konnten wohl einige der Vorderen getödtet, nicht aber das Eindringen der Uebrigen verhütet werden.
    Ich hatte das Old Firehand gesagt, er aber mir geantwortet:
    »Und wenn sie es wagen, so wird es uns leicht sein, sie nach einander auszulöschen, so wie sie durch die Schlucht kommen.«
    Das klang wahr, und ich mußte mich zufrieden geben, obgleich ich wußte, daß der kleinste Umstand hinreichend sein konnte, diese Wahrheit zu Schanden zu machen.
    Als der Abend hereinbrach, wurde die Wachsamkeit natürlich verdoppelt, und trotzdem ich auf meinen ausdrücklichen Wunsch erst zur Zeit des Morgengrauens Posten zu stehen hatte, zu welcher Zeit die Indsmen am Liebsten ihre Ueberfälle vornehmen, so ließ es mir doch nirgens Ruhe, und ich hielt mich für alle

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