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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Qual, welche mir von den empfangenen Wunden und den Fesseln verursacht wurde, welche man mir mit raffinirter Festigkeit um Hände und Füsse gelegt hatte, so daß sie mir tief in das Fleisch einschnitten und ich kaum zu irgend welcher Bewegung fähig war.
    Da hörte ich ein Geräusch neben mir, als ob ein Mensch sich räuspere.
    »Ist noch Jemand hier?« fragte ich.
    »Hm, freilich! Fragt der Mann grad so, als ob Sam Hawkens Niemand wäre, wenn ich mich nicht irre.«
    »Ihr seid es, Sam? Sagt doch um aller Welt willen, wo wir sind!«
    »So leidlich unter Dach und Fach, Mann. Haben uns in die Lederhöhle gesteckt; wißts schon, wo die Felle lagen, meine ich, die wir so schön vergraben haben. Sollen aber keines finden, sage ich, keines!«
    »Und wie ists mit den Andern?«
    »Passabel, Sir. Old Firehand ist ausgelöscht, Dik Stone ist ausgelöscht, Will Parker ist ausgelöscht – war doch ein Greenhorn, der Mann, hihihi, ein Greenhorn, sage ich, wollt’s aber nicht glauben, wenn ich mich nicht irre – Bill Bulcher ist ausgelöscht, Harry Korner ist ausgelöscht, Alle, Alle sind ausgelöscht; nur Ihr brennt noch und der Apache; auch die kleine Miß lebt ein Wenig – ist aber doch einen ganzen ›Haufen‹ gewachsen, wie mir scheint – und Sam Hawkens, hm, vielleicht haben sie auch ihn noch nicht ganz ausgelöscht, hihihi!«
    »Wißt Ihr es gewiß und wahrhaftig, daß Ellen wirklich noch lebt, Sam?« fragte ich angelegentlich.
    »Denkt Ihr wohl, daß so ein alter Scalper nicht weiß, was er sieht, Mann? Haben sie da neben uns gesteckt in das andre Loch und Euren rothen Freund dazu. Wollte gern auch mit da hinein, habe aber keine Audienz bekommen, wie mir scheint.«
    »Wie steht es mit Winnetou?«
    »Loch an Loch, Sir! Wird, wenn er davonkommt, aussehen wie der alte Rock, in welchen sie Sam Hawkens so vorsichtig eingeschnallt haben: Flick an Flick und Fleck auf Fleck, meine ich.«
    »An das Davonkommen ist wohl nicht zu denken. Aber wie kam er lebendig in ihre Hände?«
    »Grad so wie Ihr und ich. Hat sich gewehrt wie ein Heide – hm, ist doch wohl auch einer, wenn ich mich nicht irre, hihihi – wollte lieber untergehen, als sich am Pfahle braten lassen; half aber Nichts; wurde doch niedergeschlagen und halb entzwei gerissen. Nicht davonkommen wollt Ihr? Sam Hawkens hat große Lust dazu, wie mir scheint.«
    »Was thut man mit der Lust, wenn es nicht möglich ist.«
    »Nicht möglich? Hm, klingt grad wie Will Parker! Sind gute Leute, die Braunen, gute Leute; haben dem alten Coon hier Alles genommen, Alles, die Pistole, die Pfeife – hihihi, werden sich wundern, wenn sie dran riechen; duftet ganz wie Stunk! Wird ihnen aber grad lieb sein – auch die Liddy ist zum Teufel – die arme Liddy; was für ein Schakal wird sie nun wohl nehmen! – und der Hut und die Haube – werden sich wundern über den Scalp, hihihi, kostet mich zwei dicke Bündel Dickschwanzfelle damals in Dekama; wißts ja schon, meine ich – aber das Messer haben sie ihm gelassen, dem Sam Hawkens; stickt im Aermel. Der alte, graue Bär da steckte es hinein, als er merkte, daß es mit dem Quartiere in der Ritze vorüber sei, wie mir scheint.«
    »Das Messer habt Ihr noch? Werdet wohl nicht gut dazukommen können, Sam!«
    »Meine es auch, Sir; müßt dem Sohne meiner Mutter schon ein Wenig helfen!«
    »Komme gleich! Wollen sehen, was in dieser Sache zu thun ist.«
    Noch hatte ich nicht begonnen, mich zu ihm hinzuwälzen, die einzige Bewegung, durch welche es mir möglich war, an ihn zu kommen, als die Fellthüre geöffnet wurde und Parranoh mit einigen der Indianer eintrat. Er hielt den Feuerbrand, welchen er in den Hand trug, so, daß der Schein desselben uns überleuchtete. Ich gab mir nicht die Mühe, für noch bewußtlos zu gelten, würdigte ihn aber keines einzigen Blickes.
    »Da haben wir Dich ja endlich!« knirrschte er mich an. »Bin Dir bisher ein Kleines schuldig geblieben, sollst Dich aber nun jetzt nicht zu beklagen haben. Kennst Du den da?«
    Er hielt mir einen Scalp vor das Gesicht; es war derjenige, welchen Winnetou ihm selbst genommen. Er wußte also, daß ich es war, der ihn damals niederstach. Der Apache hatte ihn nicht darüber aufgeklärt, deß war ich sicher, da ich wußte, er werde jede an ihn gerichtete Frage mit stolzem Schweigen beantworten, aber Finnetey hatte mich an jenem Abende vielleicht beim Scheine des Feuers bemerkt oder im Augenblicke unsers Zusammenprallens einen Blick in mein Gesicht geworfen. Als ich nicht

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