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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Andern mitbüßen, und wie ich dem Tode geweiht war, so auch sie, der trotz Allem und Allem mein ganzes Sinnen und Trachten gehört hatte, die nun hart hinter mir mit unerschrockenem Mannesmuthe ihr Leben vertheidigte und doch dem Schicksale, welchem sie auf der falschen Richtung ihrer Lebensbahn früher oder später entgegen geführt werden mußte, unwiderruflich verfallen war. Es überkam mich ein noch nie gefühlter Ingrimm und eine Erbitterung, welche meine Kräfte verdoppelte, sodaß ich den Tomahawk mit solcher Nachdrücklichkeit handhabte, daß es anerkennend aus der Spalte scholl:
    »Recht so, Sir, recht so! Sam Hawkens und Ihr, das paßt zusammen, meine ich. Schade, das wir ausgelöscht werden! Könnten noch manches Rattenfell mit einander holen, wenn ich mich nicht irre.«
    Wir kämpften still und lautlos; es war eine ruhige, aber desto fürchterliche Arbeit, und die Worte des kleinen Fallenstellers wurden deßhalb deutlich gehört. Auch Will Parker hatte sie vernommen und rief, trotz der gestern erhaltenen Verletzungen mit der umgedrehten Büchse die wuchtigsten Hiebe austheilend:
    »Sam Hawkens, blick’ hierher, altes Coon, wenn Du sehen willst, wie es zu machen ist. ‘raus aus dem Loche mit Dir und sage, ob das Greenhorn – hahaha, Will Parker ein Greenhorn, hörst Du es, Sam Hawkens? – ob das Greenhorn Etwas gelernt hat!«
    Kaum zwei Schritte von meiner Rechten entfernt stand Old Firehand. Stets war es mir bisher vorgekommen, als ob der Leumund etwas zu schmeichelhaft von ihm erzähle, und es mochte wohl auch sein, daß das Alter ihn nach und nach immermehr beeinflusse; jetzt aber schien die volle, strotzende Jugendkraft in ihm zurückgekehrt zu sein, und die Art und Weise, wie er mit beiden Händen im Leben der ihn umdrängenden Gegner wühlte, flößte mir die größeste Bewunderung ein.
    Ueber und über mit Blut bespritzt, lehnte er an der Felsenmauer. Die langen, grauen Haare hingen in zusammengeklebten Strähnen von seinem Kopfe; die ausgespreizten Beine schienen in der Erde zu wurzeln, und in der einen Faust das schwere Beil, in der andern das scharfe, leichtgekrümmte Messer, hielt er die mächtig an ihn Drängenden von sich ab. Noch mehr als ich war er von Wunden bedeckt; aber noch hatte keine derselben ihn zum Falle gebracht, und ich mußte immer wieder von Neuem meinen Blick auf seine hohe, reckenhafte Gestalt richten.
    Da entstand eine Bewegung in dem Knäuel der Rothhäute, und Parranoh erschien, sich eine Bahn durch ihre dichte Menge brechend. Kaum erblickte er Firehand, so rief er:
    »Endlich habe ich Dich; denk an Ribanna und stirb!«
    Er wollte sich an mir vorüber auf ihn stürzen; da packte ich ihn bei der Schulter und holte zum tödtlichen Hiebe aus. Mich erkennend, sprang er zurück, sodaß mein Tomahawk die Luft durchsauste.
    »Auch Du?« brüllte er. »Dich muß ich lebendig haben. Gebt ihn ein Lariat!« An mir vorbeispringend, noch ehe ich das Beil wieder schwingen konnte, erhob er die Pistole; der Schuß krachte los; der Getroffene schlug die Arme weit auseinander in die Luft, sprang mit einem mächtigen, krampfhaften Satze vorwärts mitten unter die Feinde und stürzte lautlos dann zusammen.
    Es war mir, als sei die Kugel in meine Brust gefahren, so durchzuckte mich der Fall des Helden; ich schlug den Indianer, mit welchem ich es in diesem Augenblicke zu thun hatte, nieder und wollte auf Parranoh los, als ich eine dunkle Gestalt bemerkte, welche sich mit schlangenhafter Behendigkeit durch die Feinde wand und grad vor dem Mörder die geschmeidigen Glieder in die Höhe streckte.
    »Wo ist die Kröte von Athahaskah? Hier steht Winnetou, der Häuptling der Apachen, zu rächen den Tod seines weißen Bruders!«
    »Ha, der Hund von Pimo! Fahr’ zum Teufel!«
    Mehr hörte ich nicht. Der Vorgang hatte meine Aufmerksamkeit in so hohem Grade in Anspruch genommen, daß ich die Vertheidigung meiner selbst versäumte. Eine Schlinge legte sich mir um den Hals, ein Ruck – zu gleicher Zeit fühlte ich einen schmetternden Schlag auf den Kopf, und ich verlor das Bewußtsein. –
    Als ich erwachte, war es vollständig dunkel und still um mich, und ich besann mich vergebens auf die Art und Weise, wie ich in diese Finsterniß gekommen sei. Ein brennender Schmerz, welchen ich im Kopfe fühlte, erinnerte mich endlich an den empfangenen Schlag und nun reihten sich die Einzelheiten des Vergangenen zu einem vollständigen Bilde des Geschehenen an einander. Zu dem erwähnten Schmerze kam noch die

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