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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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deo!
« rief der Letztere. »Jetzt sollt Ihr den Mulero Fernando Lunez kennen lernen.«
    Er sprang empor und warf sich mit geballten Fäusten mitten unter die Carlisten hinein. Während dieser kurzen Zeit hatte der Gitano dem sich auf ihn stürzenden Colonel den Degen entrissen und lehnte nun, gegen eine bedeutende Uebermacht kämpfend, an der ihn deckenden Mauer.
    Ein Glück war es, daß die Feinde unvorsichtiger Weise keine Ladung in den Gewehren hatten und in der Hitze des Augenblickes auch nicht an das Schießen dachten. Kaum von den Banden befreit, standen wir alle Viere im blutigen Handgemenge, und ich bemerkte gar wohl, daß der Ausgang desselben ein sehr zweifelhafter sei. Trotz der vier Gefallenen kämpften wir doch gegen eine fünffache Uebermacht, und schon faßte ich den Entschluß, mich auf eines der angekoppelten Pferde zu werfen und auf demselben das Weite zu suchen, als hinter uns eine Salve gegeben wurde, welche ein halbes Dutzend unserer Feinde niederstreckte.
    Im nächsten Augenblicke sprangen eine Anzahl Männer, die an ihrer Uniform als Regierungstruppen kenntlich waren, zwischen uns und nun bekam das Gefecht allerdings eine andere Wendung.
    »Hollah, Freund Diego, bist zu rasch gekommen!« rief der Mulero. »Ich hätte das Vergnügen, diese Schurken hinüber zu spediren, gern allein gehabt. Immer drauf, Männer, und laßt Keinen durch! Da, hast Du Eins! Das ist für meine Madrina, die Ihr mir gestohlen habt. Du auch Eins! Das ist für die Seidenballen, und dieser Hieb da für die Cigarren!«
    So gab er, während er mit seinen sehnigen Armen unter den Feinden aufräumte, seinen Worten Ausdruck, und bald lagen sämmtliche Gegner außer Einem todt oder schwer vewundet am Boden.
    Dieser Eine war der Colonel, welcher, als eben der Letzte der Seinigen fiel, von dem Gitano einen Schlag mit dem Knopfe des ihm entrissenen Degens erhielt, der ihn betäubte. Er griff mit beiden Händen in die Luft und schien die Besinnung zu verlieren. Aber seine starke Natur überwand schnell die Schwäche, und eben wollte er sich wieder auf den Gegner stürzen, als dieser einige Schritte zurückwich.
    »Don Eenrico, Ihr habt Euch brav gehalten trotzdem Ihr seht, daß ich Euch überlegen bin. Nehmt Pardon und eine ehrenvolle Gefangenschaft; denn mein nächster Hieb wird Euch zur Leiche machen!«
    »Ein Offizier nimmt keinen Pardon von einem Zigeuner!«
    »Das ist wahr; aber von dem Lieutenant Milio de Algora könnt Ihr ihn nehmen.«
    »Was!« rief, mitten im Ausfalle erstaunt innehaltend, der Colonel, »Ihr wäret – – –?«
    »Milio de Algora, der Spion, welcher mit einem Mädchen eine Viertelstunde vor der Execution entflohen ist, wie Ihr vorhin meinem Bruder erzähltet.«
    »Dann aber ist die Zigeunerin –«
    »Die Tochter Jovellars, den Ihr haßt und ihn deßhalb durch den Raub seines Kindes schädigen wolltet. Nehmt Ihr Pardon?«
    »Ich sehe, daß der Widerstand vollständig unnütz ist. Ich bin Euer Gefangener.«
    »Gut; ich gewähre Euch eine Gefangenschaft ohne Strick. Nehmt Platz und laßt Euch verbinden!«
    Mit den letzten Worten wandte er sich, die Arme um ihn schlingend, zu seinem Bruder und führte denselben, nachdem die ersten freudigen Grüße und die darauf folgenden Fragen und Antworten ausgetauscht waren, zu dem Mädchen, welche in größter Angst und Bangigkeit sich während des Kampfes zurückgezogen hatte und nun mit wonnigem Lächeln auf ihren Retter zutrat.
    »Hier, Donna Elvira, stelle ich Euch meinen Bruder Ramirez vor, welchen Ihr so gerne kennen lernen wolltet. Er hat lange Zeit in Granade, dem Paradiese der Zigeuner gestanden und wird meiner Ansicht beistimmen, daß er heut die schönste der Gitano’s begrüßen darf.«
    »Mein Bruder spricht die Wahrheit, Donna de Jovellar, und außerdem ist es mir die größte Ehre, der Tochter unseres verdienten Generals meine Dienste offeriren zu können.«
    »Dank, Sennor! Obgleich sich die Eigenschaften meines bisherigen Ritters als vollkommen ausreichend erwiesen haben, ist mir unter den jetzigen Verhältnissen der Schutz ihres Armes nicht unwillkommen, und ich bitte, Euch mit Euren Bruder zu vereinen, um die arme, flüchtige Zingarietta (Zigeunermädchen) zu ihren Eltern zu bringen, welche sich in bangen Sorgen um das Schicksal ihres Kindes befinden!«
    Da trat der Mulero an der Seite des Estanziero zu den Dreien.
    »Verzeiht, Sennor,« sprach er zu Ramirez. »Wir sind etwas neugierig gewesen und haben eine wichtige Entdeckung

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