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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wie die interessante Begebenheit enden werde; als jedoch in diesem Augenblicke die schrille Pfeife des herandampfenden Steambootes ertönte und der wieder aufgestiegene Kutscher auf den drängenden Zuruf seines Herrn das Gespann in der Richtung nach der Landungsbrücke leitete, löste sich der Kreis schnell auf, und ein Jeder beeilte sich, auf dem Boote einen guten Platz zu erobern.
    Es war nicht der gewöhnliche und äußerst comfortable eingerichtete Passagierdampfer, sondern eines jenen riesigen Packetschiffe, welche man zur Personenbeförderung nur ausnamsweise und meist dann benutzt, wenn bei Beginn der Fieberzeit der Andrang der Reisenden ein schwer zu bewältigender ist. Deßhalb entbehrte das Fahrzeug aller jener Bequemlichkeiten, mit denen sich der Yankee das Reisen weniger beschwerlich macht, und die Passagiere mußten Platz nehmen wo und wie sie ihn fanden.
    Ich erstieg, nachdem sich mein Neger verabschiedet hatte, einen Haufen Waarenballen, welcher eine Reihe viereckiger Kästen flankirte, die sich fast über das ganze Deck hinzog. Da oben hatte ich nun eine freiere Aussicht als unten; auch strich mir die Luft bemerklicher um die Stirn, und rechnete ich dazu die Ungenirtheit, mit welcher ich mich hier ausstrecken konnte, so war mein Platz ein ganz prächtiger. –
    Umschau haltend, gewahrte ich, daß sowohl der Besitzer der Equipage mit seiner Dame als auch der Indianer anwesend waren. Ersterer gehörte jedenfalls den höchsten Ständen an und benutzte das Packetboot nur, um so rasch wie möglich dem gefährlichen Boden zu entkommen, und Letzterer hatte vielleicht seinen Vorrath von Häuten in der Stadt verkauft und ging in die Prairie zurück, um seinen Stamm zu neuen Jagden und Abenteuern zu führen. Auch ihm mochte es da unten im Gedränge zu unbehaglich und schwül werden; er kletterte empor und nahm, um mir meinen Sitz nicht streitig zu machen, auf dem ersten der Kästen Platz, von denen ich vorhin sprach.
    Kaum aber hatte er sich niedergesetzt, als ein Laut die Luft erschütterte, so tief, so grollend, so dröhnend und erschütternd, daß sämmtliche Passagiere emporsprangen und sich entsetzt nach der Ursache dieses fürchterlichen Brüllens umschauten. Nur Inn – nu – woh war ruhig sitzen geblieben, obgleich die Töne grad unter seinem Sitze erklungen waren. Kein Zug seines braunen, unbeweglichen Gesichtes verrieth eine auch nur leise Spur von Ueberraschung oder gar Bestürzung, und die erschrockenen Leute auf dem Decke schien er keines auch nur halben Blickes für werth zu halten.
    Da öffnete sich eine Lucke, aus welcher ein Mann stieg, bei dessen Anblicke mir jenes Brüllen sofort erklärlich wurde. Ich hatte ihn in Boston, in New-York und später auch in Charlestown gesehen und mit ihm so ziemlich innige Bekanntschaft geschlossen. Es war Forster, der berühmte Thierbändiger, welcher damals mit seiner Menagerie die bedeutenderen Städte der vereinigten Staaten besuchte und überall, wohin er kam, durch die Macht, welche er über die wildesten Bestien übte, das bedeutendste Aufsehen erregte.
    Die Kästen gehörten ihm und enthielten die Käfige seiner zoologischen Untergebenen. Der Indianer hatte auf dem Sommerlogis des Löwen Platz genommen, denselben durch das dabei verursachte Geräusch aus der Siesta aufgeschreckt und zu jenem zornigen Brüllen veranlaßt, welches Forster gehört hatte und nun natürlich herbeigeeilt kam, um sich über den Grund desselben aufzuklären.
    In dem vorsichtigen Europa würde man sich allerdings sehr hüten, einer completen Menagerie Platz auf einem Boote zu gewähren, welches die Bestimmung hat, Reisende zu befördern. Der Americaner aber ist selbst in solchen Dingen weniger difficil. In dem Lande welches er bewohnt, hat die Gefahr ihre Heimath, man ist vertraut mit ihr; man kennt ihre verschiedenen Gestalten, man achtet sie aber man fürchtet sie nicht, und da man gewohnt ist, den vierfüßigen Bewohnern der Wildniß in Urwald und Prairie kühn und furchtlos entgegen zu treten, so scheut man sich natürlich wenig, ihnen außerhalb dieser Wildniß, wenn sie sich in gezähmtem Zustande befinden, zu begegnen.
    Nur das Unerwartete hatte die Reisenden erschreckt. Als man jetzt die Bestimmung der zahlreichen Kästen begriff, lachte man über die Furcht, welche man gezeigt hatte und bat den Besitzer der Thiere, die Umhüllung der Käfige zu lüften.
    »Well, ich habe Nichts dagegen, wenn es Euch Spaß macht, Ladies und Gentlemens; ein Wenig frische Luft wird den

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