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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gemacht.«
    »Welche?«
    »Das eine der Maulthiere trägt zwei Fäßchen, welche, nach ihrer Schwere zu schätzen, Gold oder Silber enthalten müssen. Der Colonel winkte dem Treiber, sich unbemerkt davonzuschleichen und machte mich dadurch aufmerksam. Die andern Thiere tragen Tabak und dergleichen Sachen.«
    »Wir werden die Fässer untersuchen,« antwortete Milio; »und wenn sich Deine Vermuthung bestätigt, so sollst Du die übrigen Thiere mit sammt ihrer Ladung als Entschädigung für den Verlust Deiner Mula haben.«
    Erstaunt und zweifelnd blickte Fernando Lunez den Zigeuner an. Es war ihm unbegreiflich daß er, der arme Gitano, so sprechen konnte. Dieser lächelte vergnügt und fuhr fort:
    »Eigentlich steht mir freilich das Recht, über unsere Beute zu verfügen, nicht zu; aber ich werde mein Verfahren zu verantworten suchen. Und was Deinen Freund hier betrifft, so werde ich ihn aus meinen Privatmitteln so viel zur Verfügung stellen, daß er seine Estanzia wieder aufbauen kann, wenn es in der Gegend wieder sicher ist.«
    Die Zuversicht, mit welcher die Worte gesprochen wurden, machten den guten Fernando Lunez noch verwirrter, und mit erwartungsvollen Blicken fragte er:
    »Aber wer seid Ihr denn eigentlich?«
    »Es ist mein Bruder Milio de Algora,« antwortete Ramirez an Stelle des Gefragten, »und Ihr könnt also glauben, was er sagt.«
    »Ein Algaro ist er?« fragte der Erstaunte, welcher vorhin in der Hitze des Gefechtes die kurzen Worte nicht gehört hatte, welche der Gitano mit dem Colonel wechselte. »Mein Vetter Alfonso Clarino ist Stallmeister bei Eurem Vater, und ich weiß nun bestimmt, daß Ihr Euer Wort halten werdet. Aber wie konnte ich nur so dumm sein und Euch für einen Gitano halten. Diego, hast Du schon einmal eine solche Unklugheit an Deinem Freunde Fernando Lunez bemerkt?«
    »Laß es gut sein und mache mir lieber Platz, daß ich mich auch bedanken kann. Sennor, ich hoffe, daß Ihr Euch seiner Zeit an mich erinnern werdet. Ihr könnt von Fernando stets erfahren, wo ich zu finden bin.«
    »Habt keine Sorge! Für jetzt werden wir wohl noch eine kleine Strecke beisammen bleiben; denn Ihr geht doch wohl mit nach Alfaro?«
    Als diese Frage beantwortet war, wandten sich die beiden Offiziere zu dem Colonel.
    »Könnt Ihr mir vielleicht sagen, Don Enrico, was Ihr geladen habt?«
    »Es sind meist Victualien.«
    »Und was trägt dort jenes Maulthier, dessen Treiber sich auf Eurem Befehl entfernen sollte?«
    »Ich bin in Eurer Hand. Thut, was Euch beliebt, Sennor Milio.«
    »Ist der Rapphengst Euer Eigenthum?«
    »Ich habe ihn an einen Andern abzuliefern.«
    »Gut, so werdet Ihr also durch den Verlust des Thieres, welches zu unserer Beute gehört, nicht geschädigt. Ihr begleitet uns bis Alfaro, wo Ihr weitere Bestimmungen erhalten werdet.« Und zu mir gewendet fuhr er fort: »Euer Weg führt Euch wie ich gehört habe, nach Soragossa. Wollt vielleicht die Güte haben und meinen Vater, welcher auf seinem Schlosse bei Alagon wohnt, einige Nachricht von uns überbringen?«
    »Gern, Sennor!«
    »Danke. Zwar macht Ihr dabei keinen Umweg; aber damit Ihr schneller vorwärts kommt, sollt Ihr als Andenken an das heutige Abenteuer den Hengst haben. Ich werde auch das verantworten, und da Ihr gut reitet, so ist er bei Euch wohl aufgehoben. Vater kann Euch Empfehlungen geben, welche Euch vielleicht von Nutzen sein werden.«
    Er wandte sich, meine Dankesworte überhörend, wieder zu seiner Begleiterin. Das verheißungsvolle Augenleuchten, mit welchem sie ihn empfing, war ihm jedenfalls ein besserer Dank als meine trockenen Worte, und ich schloß mich der bald aufbrechenden Truppe mit der Ueberzeugung an, daß er seine schöne Gitano als besten Preis für die bewiesene Tapferkeit empfangen werde. –

Aus der Mappe eines Vielgereisten
Nr. 1.
Inn – nu – woh, der Indianerhäuptling
    Die Jahreszeit, in welcher der gelbe Jack und das schwarze Fieber den Aufenthalt in New-Orleans für den Weißen gefährlich machen, war eingetreten, und wer nicht von der eisernen Nothwendigkeit festgehalten wurde, der beeilte sich, die dünsteschwangere Atmosphäre des unteren Mississippi zu verlassen und die Niederungen des Stromes mit höher gelegenen Orten zu vertauschen.
    Die vorsichtige Aristokratie der Stadt hatte sich längst unsichtbar gemacht. Diejenigen, welche aus Rücksicht für ihr Geschäft noch zurückgeblieben waren, beeilten sich, fortzukommen; denn schon erzählte man sich von mehreren plötzlichen Sterbefällen, und

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