Der gläserne Drache Band II (German Edition)
– Zwillinge wie Tanis und Wigo.
Tamira wunderte das nicht, denn da ja auch sie und Anina eineiige Zwillinge waren, war die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zwillingsgeburt aus der Verbindung mit Tanis weit höher als normalerweise.
Sie freute sich über das Glück der Schwester, war aber auch ein wenig traurig, denn bei ihr hatte sich noch kein Anzeichen einer Schwangerschaft gezeigt.
Anina sandte tröstende Gedanken an ihre Schwester. Sie war sicher, dass auch Tamira darauf nicht mehr lange warten musste.
Und tatsächlich – etwa zwei Monate später konnte dann eine überglückliche Tamira ihrer Familie verkünden, dass auch das Haus derer von Walland demnächst um ein Mitglied reicher werden würde.
Natürlich war Wigo ebenfalls unterrichtet worden, und er versprach, zum Fest der Namensgebung der Kinder nach Torgard zu kommen.
Die Monate vergingen und Anina stand bereits kurz vor der Entbindung.
Eines Nachmittags saß sie im Pavillon und las in einem Buch, als plötzlich eine schneeweiße Katze mit langem Fell und buschigen Schwanz neben sie auf die Bank sprang.
Anina war überrascht und ein wenig erschrocken, denn obwohl die Stallungen und Vorratshäuser der Burg vielen Katzen ein Heim boten, waren doch nur wenige davon zutraulich und schlossen sich dem Menschen an.
Somit dachte Anina sofort an einen Boten von Serina, obwohl die weite Entfernung zum Wald der Dryade das eigentlich ausschloss.
Und tatsächlich hörte Anina in ihren Gedanken leise wie aus weiter Ferne aber doch klar Serinas Stimme:
„ Ja, ich bin es! Ich habe von meinem Bruder über eure Rettung erfahren und bin sehr froh darüber. Cosmar ist weit entfernt, und ihr könnt ihn nicht mehr erreichen.
Aber es wird etwas geschehen, von dem ich möchte, dass Ihr es wisst.
Mein Baum, der nun fast sechshundert Jahre alt ist, wird bald sterben, und auch für mich bedeutet dies eine Art Sterben, denn so, wie ich jetzt bin, kann ich nur mit ihm zusammen existieren.“
„ Oh, Serina, sag, dass das nicht wahr ist!“ rief Anina entsetzt. „Wenn du auch weit von uns entfernt bist, haben wir doch oft an dich gedacht, und waren froh, dass du glücklich in deinem Wald lebst.“
„ Ihr braucht nicht traurig zu sein“, antwortete Serina , „denn du vergisst, dass ich keine richtige Dryade bin, sondern dass mein Vater ein Gott ist. Somit bin auch ich auf eine gewisse Weise unsterblich.
Zwar stirbt mein Baum, aber ich habe schon vor langer Zeit einen Schössling aus einer seiner Früchte gezogen, der mittlerweile schon zu einer stattlichen Eiche herangewachsen ist. Ich werde wiedergeboren als Dryade dieses jungen Baumes.
Auch ich werde wieder jung sein, doch meine Erinnerung an meine Vergangenheit wird bis auf das Wissen um meine Herkunft mit meinem alten Baum sterben.
Daher sandte ich dir einen meiner kleinen Geister, um euch davon zu berichten. Diese Katze jedoch wird real und lebendig, sobald ich meine Gedanken aus ihr abziehe. Sie wird bei dir bleiben als mein Geschenk an dich und als Erinnerung an mich.
Es freut mich zu wissen, dass du immer an mich denken wirst, wenn du das Tierchen streichelst.
Und solltet ihr irgendwann einmal in meinen Wald zurückkehren, werdet ihr gewiss auch von der neuen Herrscherin der Natur freundlich aufgenommen werden, obwohl sie euch nicht kennen wird.
Und nun, Anina, lebe wohl und grüße die anderen von mir. Du warst mir immer die Liebste eurer Gemeinschaft, weil du der Natur am engsten verbunden bist.“
Die Verbindung brach ab. Im gleichen Augenblick lief ein Zittern durch die weiße Katze. Ihre Konturen verfestigten sich, und dann legte sich das Tier warm und schnurrend an Aninas Seite.
Als Anina den anderen Serinas Botschaft mitteilte, waren alle sehr traurig, denn sie hatten die Halbgöttin sehr geschätzt. Aber sie trösteten sich mit dem Gedanken daran, dass die Dryade verjüngt wiedergeboren würde und sie im Wald am Fuße der Drachenberge immer eine Freundin finden würden.
*****
Zwei Wochen später wurden dem Fürstenpaar von Torgard zwei Söhne geboren: Gidon und Decar.
Überall im Land verbreiteten die Herolde die frohe Kunde, und eine Woche lang feierte das ganze Fürstentum. Das Fest der Namensgebung, das eigentlich drei Wochen nach der Geburt begangen werden sollte, wurde jedoch verschoben, da auch Tamira in wenigen Wochen ihre Niederkunft mit einem Sohn erwartete.
Die Schwestern hatten beschlossen, das Fest zusammen auf dem Schloss zu Torlund
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