Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)
ich wenigstens sicher sein können, dass einer mit mir tanzt.«
»Sie werden ganz sicher einen Tanzpartner finden.«
Amber sah ihn an. »Sie meinen, Sie kommen auch?« Ihre Augen funkelten.
»Um nichts auf der Welt möchte ich das versäumen«, sagte Robert, und während er es sagte, wurde ihm bewusst, dass es stimmte.
Sie waren bei Selfridges, und bald war es Zeit zu gehen, denn Amber musste zur Anprobe ihres Hofkleids. Wie immer wollte sie jedoch die kostbaren Minuten mit Lord Robert so lange wie möglich ausdehnen, und so flehte sie: »Bitte erzählen Sie mir von der Party mit dieser Schnitzeljagd, bei der alle zu Selfridges liefen und über die Ladentheken sprangen.«
Robert schüttelte lachend den Kopf. »Das waren törichte Zeiten – ich hätte Ihnen nie davon erzählen sollen.«
»Ich bin froh, dass Sie es getan haben. Das war bestimmt lustig.«
»Kommen Sie, es ist Zeit, Sie zurück zum Cadogan Place zu bringen«, sagte Lord Robert entschlossen.
»Bist du fertig?«, fragte Louise Amber aggressiv. »Denn ich warte nicht auf dich, wenn du nicht fertig bist, und Mummy hat gesagt, ich soll dir sagen, dass du nachher mit uns zu einer Teeparty kommst.«
Amber machte es nichts aus, zur Anprobe zu gehen, doch auf die Teeparty hätte sie verzichten können.
Die Kleider wurden von Revill am Hanover Square genäht, demselben Hofschneider, der eine Generation zuvor nicht nur Lady Rutlands Kleid gemacht hatte, sondern der auch einer von Queen Marys Lieblingsdamenschneidern gewesen war. Obwohl Ambers Großmutter willens gewesen war, Lady Rutland die Wahl des Damenschneiders zu überlassen, hatte sie darauf bestanden, den Stoff für Ambers Kleid persönlich auszuwählen. Es war de rigueur , dass die Debütantinnen weiße oder sehr blasse pastellfarbene Kleider trugen. Für das Unterkleid hatte ihre Großmutter eine Seide ausgewählt, die weder reinweiß noch cremefarben war, sondern irgendetwas dazwischen. Darüber würde Spitze kommen, die mit winzigen Perlen bestickt wurde, sodass es aussah, als wäre der ganze Rock des Überkleids aus Perlmutt. Blanche hatte bestimmt, dass das Kleid an sich in einem sehr schlichten Stil gehalten werden sollte, vorn kaum mehr als ein schmales, bodenlanges Hängekleid, doch hinten war der Rock geschlitzt und enthüllte einen Fächer schlichter Satinfalten, die eine kleine Schleppe bildeten.
Bei den ersten Anproben hatte Louise spöttisch gelacht und war in ihrem sehr viel bauschigeren und überladeneren Kleid mit gewagt pfirsichfarbenen Unterröcken, die durch die schwere Spitze des Überkleids zu sehen waren, herumgewirbelt, doch als sie jetzt die unleugbare Eleganz von Ambers Kleid sah, die unter den geschickten Fingern der Näherin entstand, machte Louises Spott finsteren Blicken Platz.
Doch die Hofkleider waren bei weitem nicht die einzigen neuen Kleider, die die Mädchen bekamen. Die Briefe von Ambers Großmutter enthielten detaillierte Anweisungen, welche Läden Amber aufsuchen solle, damit man dort Maß nehme für die Kleider, deren Schnitte Blanche mit den Geschäftsführerinnen der Läden bereits in aller Ausführlichkeit am Telefon besprochen hatte. Auch Louise bekam neue Kleider, die Blanche bezahlte, doch Louise konnte ihre eigene Wahl treffen, und Amber erkannte allmählich, dass ihre Großmutter einen guten Geschmack besaß, Louise dagegen eindeutig nicht.
Als sie sich jetzt die Haare bürstete und sich bei ihrem Dienstmädchen dafür bedankte, dass es ihr geholfen hatte, spürte Amber, dass es ihr im Grunde egal war, ob Louise auf sie wartete oder nicht.
Sie hatte einen wunderbaren Vormittag mit Lord Robert verbracht. Die Freude darüber hütete sie in ihrem Herzen wie einen Schatz. Was spielte Louises Unfreundlichkeit für eine Rolle, wo sie in Lord Robert einen so wunderbaren Freund gefunden hatte?
Die Anprobe dauerte nicht sehr lange, obwohl Louise sich beklagte, ihr Kleid sei mit der falschen Spitze gesäumt worden. Auf dem Rückweg bestand Amber darauf, bei Hatchards vorbeizuschauen, um ein Exemplar von Evelyn Waughs neuem Buch zu bestellen.
Erst als sie ihre Bestellung aufgegeben hatte, merkte sie, dass Louise mit einem Mann ins Gespräch vertieft war, der nach ihnen in den Laden gekommen sein musste. Sie konnte nicht sagen, woran es lag, doch irgendetwas an der Art, wie Louise sich benahm, bereitete ihr Unbehagen. Sie war erleichtert, dass Louise keinerlei Anstalten machte, ihr ihren Begleiter vorzustellen.
Louise jedoch genoss die Begegnung
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