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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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sie nach dem Abendessen zu den jungen Männern ins Billardzimmer gegangen, als einziges Mädchen. Einer der Jungen, Edward Fearton, hat meinem Bruder erzählt, sie hätte sich von ihm küssen lassen und hätte sich auf seinen Schoß gesetzt und ihm erlaubt, ihr die Hand aufs Knie zu legen. Wenn sie nicht aufpasst, gerät sie noch ganz schön in Schwierigkeiten.«
    Amber dachte schweigend über diese Vertraulichkeiten nach. Das Verhalten, von dem das andere Mädchen gesprochen hatte, war für eine junge, unverheiratete Frau in der Tat viel zu forsch und inakzeptabel. Louise hatte gelegentlich eine Wildheit an sich, als fände sie Spaß daran, Risiken einzugehen und die gesellschaftlichen Regeln zu missachten. Doch in Wirklichkeit konnte Louise es sich nicht leisten, sich über die Konventionen hinwegzusetzen, nicht, wenn sie die Art von Ehe eingehen wollte, die ihre Mutter von ihr erwartete, um die finanzielle Situation der Familie zu retten. Eine Ehe mit einem Mann, der denselben gesellschaftlichen Rang besaß wie sie und Geld hatte, einem Mann, wie ihn sich jede Mutter für ihre Tochter wünschte, einem Mann, der, wenn er heiraten wollte, die Wahl hatte unter den gesellschaftlich angesehenen, wohlerzogenen jungen Frauen. Einem Mann, der wahrscheinlich keine junge Frau von zweifelhaftem Ruf wählen würde.
     
    »Du hältst dich jetzt wohl für etwas Besseres, nur weil Beth sich deiner angenommen hat«, provozierte Louise Amber später, als sie wieder am Cadogan Place waren. »Bild dir bloß nichts ein. Du bist immer noch das Fabrikmädchen aus Macclesfield. Was hat dir Julia Smethington-Blythe über mich erzählt? Und sag nicht, sie hätte nichts über mich gesagt, denn ich weiß es ganz genau. Man hat es doch gesehen, so wie sie mit dir geflüstert hat.«
    »Sie hat erwähnt, dass ihr Bruder dich bei einer Hausparty kennengelernt hat, mehr nicht«, antwortete Amber diplomatisch.
    »Oh, der. Ein kompletter Versager. Er kann nicht mal tanzen, und er hat Zähne wie ein Pferd.«
    Louise blickte sie finster an. Sie hasste Amber fast so sehr, wie sie das Leben hasste, zu dem die Armut ihrer Familie sie zwang. Louise sehnte sich nach Luxus und Aufregung, sie wollte am Arm eines gut aussehenden Mannes an den angesagtesten Orten verkehren, die teuersten Kleider tragen und kostbaren Schmuck und so wunderschön aussehen, dass die Leute sich nach ihr umdrehten und sie voller Bewunderung anstarrten.
    Louises Leben war immer von Geld beherrscht worden. Ihre Mutter sprach kaum über etwas anderes als über ihre Armut. Auf das exklusive Mädcheninternat hatte Louise nur gehen können, weil ein Verwandter die Schulgebühren bezahlt hatte.
    Ihre Mutter war stets ärgerlich vage, was die genaue Beziehung zwischen ihr und »Cousin Hugh« anging. So vage, dass Louise sich allmählich fragte, ob sie vielleicht ein Verhältnis miteinander hatten.
    Louise interessierte sich sehr für die sexuellen Beziehungen von Menschen, umso mehr, wenn sie verboten waren. Sex faszinierte Louise. Es war bestimmt furchtbar angenehm, die Geliebte eines schwerreichen Mannes zu sein, eines Mannes, der bereit war, sämtlichen Launen einer Frau nachzugeben und sie mit Kleidern und Schmuck zu überschütten. Zuerst musste sie natürlich einen reichen Ehemann finden, dann konnte sie sich einen reichen Liebhaber suchen. Sie fand es schrecklich, erst siebzehn zu sein und behandelt zu werden wie ein Kind. Sie konnte es nicht erwarten, endlich erwachsen und frei zu sein und tun und lassen zu können, was sie wollte.
    Auf dem Kaminsims im Wohnzimmer des Hauses am Cadogan Place stapelten sich die Einladungen, umso mehr, wie Amber vermutete, seit Beths Mutter sie unter ihre Fittiche genommen hatte.
    Einige Mütter mussten womöglich an allen Ecken und Enden sparen, doch dank Ambers Großmutter konnte Lady Rutland für den Ball, den sie für Louise und Amber nach deren Präsentation geben würde, aus dem Vollen schöpfen.
    Lord Cadogan hatte die Erlaubnis erteilt, die privaten Gärten zu nutzen; dort sollten große Zelte aufgestellt werden, während Maler und Tapezierer sich daranmachten, die Empfangsräume zu renovieren.
    Einige Familien luden vor den Bällen zum privaten Dinner, doch darauf verzichtete Lady Rutland, sehr zu Ambers Erleichterung.
    Neben allem anderen, was sie in der einen Woche in London organisiert hatte, hatte Ambers Großmutter auch noch die Blumen für den Ball und die Speisen für das Souper ausgesucht, obwohl sie selbst nicht daran teilnehmen

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